0171 - Hexenreigen
noch weitaus jugendgefährdender aus«, stellte er fest.
»Witzbold!« brummte Uschi vergrämt. Wilfried und Peter boten sich ebenfalls an, aber Monica verzichtete.
Das kleine Intermezzo hatte sie alle zu sehr abgelenkt. Sie waren nur auf sich selbst konzentriert. Daß die Gefahr sich ungestört entwickeln konnte, bemerkte niemand.
Dann schnappte die Falle zu.
***
Bis zum Flughafen, der ein Stück hinter Lapalisse lag, brauchten sie dann doch etwas länger als eine Stunde, obgleich Zamorra fuhr wie der Teufel persönlich. Es war Nacht, und die Straße war mit Kurven gesegnet. Zamorra belastete das exzellente Fahrwerk des silbermetallicfarbenen Opel Senator bis auf äußerste, aber der Wagen bewies, daß er sein Geld durchaus wert war. Dennoch brauchte die Fahrt ihre Zeit. Bei Dunkelheit ist trotz Halogenlicht die Sicht niemals so gut wie bei Tage, und demzufolge kann man nicht so schnell fahren, wie man gern möchte, wenn man ein wenig Wert auf Sicherheit legt. Und Zamorra war ein Sicherheitsfanatiker.
Als sie eintrafen, war der Pilot ohnehin noch nicht mit dem Durchchecken der Maschine fertig. Zamorra verlud die Koffer, und Nicole sah zu. Der Start erfolgte dann endlich gegen vier Uhr morgens. Das Charterflugzeug war nicht allzu groß, aber komfortabel eingerichtet.
»Was glauben Sie wohl, was ich für einen Ärger mit meinem Chef bekomme«, lamentierte der Pilot, »wenn ich ihm beichte, daß ich ohne ihn zu informieren diesen Flug angenommen habe! Er wird mich ’rausschmeißen. Ich muß immerhin an meine Geliebte, meine Frau und meine drei Kinder denken! Wer soll für die sorgen, wenn ich arbeitslos bin?«
Nicole ahnte, woher der Wind wehte. »Für den Ärger werden Sie angemessen entschädigt, verlassen Sie sich darauf, und im übrigen wird Ihr Chef sich freuen über diesen zusätzlichen Auftrag und seinen fleißigen Piloten loben…«
»Aber die Verwaltung…«, machte der Pilot einen letzten Versuch, noch etwas mehr »Überstundenzuschlag« herauszuschinden.
Nicole lächelte verführerisch. »Ihr Pech, Monsieur, daß wir uns bereits in der Luft befinden«, stellte sie fest. »Die Zeit, Sonderkonditionen zu fordern, ist vorbei. Die Hälfte des normalen Charterflugpreises als privaten Zuschlag für Sie und keinen Franc mehr!«
Der Pilot ergab sich in sein Schicksal.
Eine halbe Stunde später schwebte er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf dem kleinen Flughafen südlich von Oldenburg ein. Der Tower war natürlich um diese Zeit nicht besetzt, und der Pilot landete auf eigenes Risiko. Nicole schrieb zwei Schecks aus, einen auf den Normalpreis und einen zweiten mit der Sonderprovision des Piloten. Dessen Augen leuchteten trotz allem zufrieden auf.
»Wenn Sie sich beeilen, sind Sie rechtzeitig wieder zu Hause, und Ihre Gattin bemerkt nicht, daß Sie die Nacht bei Ihrer Geliebten verbracht haben«, spottete Nicole und winkte ihm lässig nach.
Dann sah sie Zamorra an. »Soll ich ein Taxi rufen, oder tendierst du eher zu einem Mietwagen?«
Zamorra, die Koffer um sich herum aufgepackt, sah auf die Uhr und wartete dann, bis das Motorengeräusch der startenden Maschine auf ein erträgliches Maß abgeklungen war. »Ich glaube kaum, daß wir um kurz vor fünf Uhr morgens bereits einen Mietwagen bekommen. Ein Taxi dürfte da schon eher bereit sein…«
Nicole hatte bereits eine Fernsprechzelle erspäht. Da Zamorra und sie unverschämt häufig auf Auslandsreisen waren, hatten sie es sich angewöhnt, für derartige Überraschungsfälle stets bestimmte Beträge ausländischer Währung bereit zu haben, um nicht grundsätzlich und pausenlos erst die Banken aufsuchen zu müssen. Nicoles Kleingeld reichte bei weitem für ein Telefonat aus.
Während sie nach Groschen kramte, kam ihr ein anderer Gedanke in den Sinn. »Ruttelerfeld… Das ist eine Jugendherberge, oder habe ich dich falsch verstanden, Chef?«
Zamorra nickte. »Ganz richtig.«
Nicole lächelte. »Vor acht Uhr wirst du in einer Jugendherberge kaum jemanden erreichen«, stellte sie fest. »Wir sollten also per Taxi nur bis Oldenburg fahren und dort frühmorgens einen Mietwagen nehmen. Der Taxifahrer wird uns entsprechende Auskünfte geben können. Dann sind wir auf jeden Fall unabhängiger…«
Zamorra nickte. »Einverstanden.«
Und Nicole hing sich an das Telefon, um einen fahrbaren Untersatz zu besorgen.
***
Die Goldhäutige schwebte mit ihren beiden neuen Begleitern durch die Lücke des Schutzschirms, die Tavar angesichts ihrer Annäherung
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