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0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gab.
    Seine Hand kam hoch, riß am Rädchen. Die Flamme sprang empor. Doch im gleichen Moment traf ein Riesenhalm wie ein Peitschenhieb sein Handgelenk. Er schrie auf und ließ unwillkürlich das Feuerzeug fallen. Die Flamme erlosch noch, bevor es den Boden berührte. Er wollte sich bücken, um es wieder aufzuhalten, aber die Halme ließen es nicht zu. Einer legte sich wie der Leib einer Riesenschlange um seinen Hals.
    Auch die Zwillinge waren nicht mehr frei. Die ungeheure Menge der Riesengräser hatte sie überwältigt.
    Wilfried schrie unheimlich grell, als habe er den Tod vor Augen. Gregor schloß entsetzt die Augen. Er wollte die anderen nicht sterben sehen im unbarmherzigen Griff der mordenden Pflanzen.
    Er rang um Atem. Doch der Druck des Halmes wurde immer stärker. In ein paar Minuten mußte alles vorbei sein.
    ***
    Polizei! dachte Zwiehaus, als er den hochgewachsenen Mann mit energischen Schritten auf sich zukommen sah. Aber dann schüttelte er langsam den Kopf. Das war unmöglich. Die Polizei konnte noch nichts von dem Vorfall ahnen. Woher auch? In der Gruppe selbst hatten sich einige Leute bereits zu fragen begonnen, wo die Verschwundenen wohl sein konnten und warum sie nicht am Frühstückstisch erschienen waren. »Vielleicht machen sie einen morgendlichen Waldlauf«, witzelte irgend jemand, »und haben die Uhr vergessen…«
    Klaus Zwiehaus selbst hatte bisher noch gezögert, etwas zu sagen. Der Fremde blieb jetzt neben ihm stehen. »Herr Zwiehaus?«
    Er nickte.
    »Ich bin Professor Zamorra«, sagte der Fremde. »Mir wurde gesagt, Sie hätten mir wichtige Dinge zu erzählen. Sind Sie mit Ihrem Frühstück fertig?«
    Zwiehaus nickte. »Sagen Sie mal, sind Sie vom Geheimdienst oder so?« fragte er. »Ich wüßte nicht, was ich Ihnen zu erzählen hätte. Ich kenne Sie ja nicht mal!«
    »Was ist heute nacht vorgefallen?« fragte Zamorra leise und eindringlich.
    Zwiehaus wurde blaß. Was wußte der Fremde? Warum war er gekommen, was wollte er? Zwiehaus begann sich unbehaglich zu fühlen.
    Gibt es hier einen Raum, in welchem wir uns ungestört unterhalten können? fragte der Fremde, der sich Professor Zamorra nannte. Sofort!
    Erst Sekunden später begriff Zwiehaus, daß die Frage nicht laut gesprochen worden war. Sie war lautlos direkt in seinem Bewußtsein entstanden.
    Telepathie!
    Zwiehaus hatte sich lange genug mit Okkultismus beschäftigt, um zu akzeptieren, was geschehen war. Dieser Zamorra hatte sich ihm telepathisch mitgeteilt, um ihm seine eigene Macht deutlich vor Augen zu führen. Und dieser Zamorra hatte gleichzeitig bewiesen, mit parapsychischen Phänomenen vertraut zu sein.
    Vielleicht konnte er…?
    Eine wahnwitzige, vage Hoffnung stieg in Zwiehaus auf. Er erhob sich und ging zum Nebentisch, um ein paar Worte mit einem anderen Mann zu wechseln. Zamorra erhaschte soviel, daß Zwiehaus einer der Verantwortlichen für diese Gruppe war und seinem Kollegen klarmachte, daß er für die nächsten Minuten anderweitig zu tun habe. Dann kam er wieder zurück und nickte Zamorra zu. »Gehen wir.«
    Einverstanden, gab der Meister des Übersinnlichen telepathisch zurück.
    ***
    Überraschend lockerte sich der Griff der Pflanzen. Mit einem pfeifenden Laut sog Gregor die Luft in die gequälten Lungen. In einer Instinktreaktion schlug er wild um sich, schleuderte die Gräser zurück und riß die Augen weit auf.
    Er war frei!
    Auch die anderen konnten sich der gefährlichen Pflanzenbestien erwehren. Die Riesenhalme begannen zu schrumpfen und zu zerfallen. Ein bestialischer Verwesungsgestank legte sich über den Todeskreis.
    Gregor begriff nicht, was geschehen war. Wieso wanden sich plötzlich die Pflanzen im Todeskampf, zerfielen einfach?
    Nach ein paar Minuten war alles vorbei. Nur noch eine bräunliche, stinkende Masse befand sich auf dem Boden und versickerte und verdunstete rasch. Darunter war der Boden kahl. Die Mordpflanzen waren bis auf die Wurzeln ausgerottet worden. Irgendwo lag das Feuerzeug, und Gregor hob es auf. Vielleicht konnte man es noch einmal sinnbringend einsetzen. Die Pflanzen fürchteten das Feuer, und sie schienen teuflisch intelligent zu sein. Der Hieb auf sein immer noch schmerzendes Handgelenk war kein Zufall gewesen, sondern Berechnung.
    Uschi in seinem Hemd, das gerade eben noch lang genug war, das Wichtigste ihres Körpers zu verbergen, taumelte in seinen Arm und wischte sich mit der Hand über die Stirn. »Puh, war das knapp«, sagte sie. »Ich fürchtete schon, wir würden es nicht

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