Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0171 - Hexenreigen

0171 - Hexenreigen

Titel: 0171 - Hexenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
wußte, daß sie hier richtig waren. Alles stimmte mit den Bildern überein, die Merlin ihm eingegeben hatte. Ein großes Garagentor war geöffnet, und im Innern des Raumes war ein bärtiger Mann damit beschäftigt, den Motor eines großkalibrigen Rasenmäh-Fahrzeugs anzuwerfen. Zamorra ging auf ihn zu. Der Bärtige unterbrach seine Tätigkeit. »Moin«, grüßte er.
    Zamorra erwiderte den Gruß. »Sind Sie der Herbergsvater?« erkundigte er sich.
    Der Bärtige nickte. »Rein zufällig, ja. Womit kann ich Ihnen zu dieser schönen Morgenstunde dienen?«
    Nicole lachte. »Schöne Morgenstunden gibt’s nie, außer man verschläft sie.«
    »Tja, hier darf man sie einfach nicht verschlafen«, gab der Herbergsvater zurück.
    »Wir suchen einen Mann namens Klaus Zwiehaus«, sagte Professor Zamorra. »Er soll sich hier befinden.«
    »Hat er was ausgefressen? Aber wie ein Kriminaler sehen Sie ja auch nicht direkt aus. Sie kommen mir wie ein Franzose vor.«
    »Hört man es?« fragte Zamorra lächelnd.
    »Wenig«, brummte der Bärtige. »Wer im einzelnen hier herumläuft, weiß ich nicht auswendig, aber wir haben heute nur eine große Gruppe von Herbergsgästen hier. Die frühstücken gerade. Wenn Sie diesen… na, wie heißt er noch? Wenn sie ihn finden wollen, gehen Sie mal am besten da vorn ums Vorderhaus herum, durch die Glastür und dann rechts. Da sitzen die Leute.«
    »Merci«, rief Nicole und warf dem Bärtigen eine Kußhand zu. Dann folgte sie Zamorra, der bereits mit langen Schritten davoneilte.
    Das Vorderhaus sah äußerlich wie ein altes Bauerngehöft aus. Im Innern präsentierte sich aber eine erstaunlich moderne Gestaltung, die nichts zu wünschen übrig ließ. Zamorra öffnete die Tür zum hintersten Eßraum und sah sich der etwa vierzigköpfigen Gruppe gegenüber.
    Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht die geringste Vorstellung darüber besessen, wie dieser Zwiehaus, den Merlin ihm genannt hatte, aussah. Aber in diesem Moment wußte er genau, wer von den Frühstückenden Klaus Zwiehaus war.
    Mit weit ausholenden Schritten ging er auf den Hünen mit dem blonden Bart zu.
    ***
    In einem Vorgang, der faszinierend und ein einmaliges Erlebnis für jeden Botaniker gewesen wäre, hätte er nicht eine tödliche Gefahr in sich geborgen, begannen die Gräser sich zu verändern.
    Sie wuchsen rapide!
    Um die sechs Menschen herum bildete sich innerhalb weniger Sekunden ein dichter Kreis. Nach einer halben Minute waren die Grashalme bereits über einen Meter hoch und fingerdick. Es ging also so unheimlich schnell, daß die Menschen erst reagierten, als die Falle zugeschnappt war. Ein Ring, halbmeterbreit, umgab sie, ein Ring aus diesen Sehnellwachs-Gräsern, die immer noch weiter wuchsen.
    »Weg hier!« schrie Gregor auf. »Wir müssen aus dem Kreis!«
    Er nahm Anlauf und wollte sich in die Mauer aus Riesen-Halmen werfen. Doch sie knickten unter seinem Ansturm nicht um, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Im Gegenteil. Flexibel wie Gummischnüre gaben sie nach und bogen sich, schlängelten herum…
    Ja, das war es! Wie Schlangen bewegten sie sich und wuchsen dabei immer noch weiter! Ein paar dieser biegsamen Schlangenhalme begannen, sich um Gregors Arme und Beine zu legen. Er wich zurück, streifte sie gewaltsam ab und geriet wieder in neue Verstrickungen. Da erkannten sie, daß der Kreis immer kleiner wurde, in konzentrischer Form wuchsen die Halme von außen nach innen und drängten die Menschen zusammen. Ein Durchbrechen schien mittlerweile unmöglich. Die äußeren Halme hatten eine Höhe von drei Metern erreicht und waren unterarmdick. Sie bogen sich jetzt einwärts, um begünstigt durch ihre Länge ebenfalls einzugreifen.
    Wilfried versuchte, einen Halm zu zerreißen. Doch es gelang ihm nicht. So wie die Halme wuchsen, wurden sie auch stabiler. Anka schrie auf und wand sich verzweifelt im Griff gleich dreier Riesenhalme, die sie zu fesseln begannen. Peter schwebte in einem Meter Höhe, gehalten von den Schlangenhalmen, und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Aber für einen Halm, den er abstreifte, ergriffen ihn zwei andere.
    Monica und Uschi standen Rücken an Rücken und wehrten vorläufig noch erfolgreich die Angriffe ab. Aber wie lange noch? Der Kreis wurde immer enger, die Mordgräser immer größer und immer mehr.
    Gregors letzte freie Hand fuhr in die Tasche. Gegen den fleischfressenden Laufbaum hatte Feuer geholfen. Vielleicht half es auch hier, auf die Gefahr hin, daß es einen Steppenbrand

Weitere Kostenlose Bücher