0172 - Mit Gangstern spielt man nicht
Roosevelt?«
»Quatsch nicht! Die Freundin von Stainley!«
Ich schluckte. Blinker rechts, in die Querstraße und stoppen. Wir sprangen auf die Straße, gingen zurück bis zur Ecke und konnten eine gewisse Lia gerade noch in der Spielhalle verschwinden sehen. Wir blieben hinter einer Litfaßsäule stehen und warteten.
»Was hat das zu bedeuten?« murmelte Phil. »Was will ausgerechnet Stainleys Freundin in der Bude?«
»Es gibt mehrere Möglichkeiten«, erwiderte ich leise. »Entweder ist es ein Zufall, was ich nicht glaube, oder es hängt mit der Marihuana-Sache zusammen. Warten wir ab, bis sie wieder herauskommt!«
»Und dann?«
»Dann fahren wir ihr nach. Mal sehen. Vielleicht trifft sie sich mit Stainley? Wenn jemand sein Versteck kennt, dürfte es doch seine Freundin sein, nicht wahr?«
»Schon möglich.«
Wir steckten uns Zigaretten an und rauchten. Unsere Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Es dauerte fast eine Stunde, bis die Frau wieder herauskam. Der Aufseher lief ihr nach und schleppte einen mittelgroßen Koffer, der aber unheimlich schwer sein mußte. Der Koffer wurde im Fond des Mercury verstaut. Die Frau stieg ein, während der Aufseher über die Straße zu seiner Spielhölle zurückschlenderte.
»Steig ein!« sagte ich. »Es geht los.«
Ich wendete den Wagen und ließ ihn langsam bis zur Hauptstraße rollen. Der blaue Mercury kam an uns vorbei. Wir verbargen unsere Gesichter hinter einer Zeitung, die Phil zum Glück griffbereit hatte und sofort auseinanderzog, als er den Mercury herankommen sah.
Natürlich schloß ich jetzt nicht dicht auf. Sechs Wagen ließ ich zwischen uns kommen. Phil verrenkte sich beinahe den Hals, um den Mercury nicht aus den Augen zu verlieren. Sie fuhr zurück nach Manhattan. Vor einer der größten Banken in der Wall Street stoppte sie und wuchtete den Koffer heraus. Wir blieben weit hinter ihr stehen.
Als klar wurde, daß sie in die Bank wollte, rief ich Phil zu: »Bleib hier stehen! Ich sehe nach, was sie drinnen tut.«
»Warum nicht wir beide?«
»Du hast mit ihr geflirtet, als wir mit Stainley sprachen. Dein Gesicht wird sie besser behalten haben als meins. Außerdem muß jemand hier sein, der ihr sofort folgen kann, wenn sie herauskommt und schnell abbraust. Gib mir in diesem Falle ins Office über Sprechfunk Bescheid, wohin sie fährt! Ich komme dann mit einem Dienstwagen nach.«
»Okay.«
»Gib mir deine Zeitung!«
Ich nahm das Blatt und hielt es in der rechten Hand, um mich im Notfall schnell dahinter verstecken zu können.
Mit ein paar Sätzen stürmte ich die breite Freitreppe der Bank hinan.
Im Kassenraum herrschte der übliche Betrieb. 80 oder 90 Kunden waren da. 30 Schalter bemühten sich, die Kundschaft so schnell wie möglich abzufertigen.
Die Frau stand links vor einem Schalter. Ich bummelte langsam daran vorbei, allerdings in einem gewissen Abstand. Im Koffer befanden sich Beutel mit Kleingeld, die gerade auf Zählbrettern ausgekippt wurden. Drei jüngere Bankangestellte machten sich daran, den Betrag zu zählen.
Ich wanderte weiter bis in die hinterste Ecke der Schalterhalle, wo eine Couchgarnitur stand. Während ich uninteressiert in einem Magazin blätterte, überstürzten sich die Gedanken in meinem Hirn.
Der erste Junge kam aus der Spielhalle. Der zweite vermutlich auch. Er hatte fast ein Dutzend Silberdollars in seiner Hosentasche gehabt. Das Geld konnte nur aus dem großen Automat gekommen sein, der im günstigsten Falle für einen Silberdollar einen Gewinn von 50 ausspucken sollte.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bevor man mit dem Zählen des Kleingelds fertig war. Eine Quittung wurde ausgeschrieben, durch die Registrierkasse gejagt und unterschrieben. Die Frau verwahrte die Quittung in ihrem Handtäschchen, nahm den leeren Koffer und ging-Kaum war sie zur Tür hinaus, da trat ich auch schon an den Schalter heran, wo man gerade dabei war, das eingenommene Münzgeld einzuwickeln.
Einer der jungen Clerks wandte sich an mich, nachdem ich mich mit einem kräftigen Räuspern bemerkbar gemacht hatte.
»Bitte sehr, Sir?« fragte er.
»Bei Ihnen zahlte gerade eine Dame einen ganzen Koffer Kleingeld ein«, sagte ich. »Auf welches Konto?«
Er runzelte die Stirn und sah mich hochnäsig an: »Bedaure, Sir, unser Prinzip.«
»Ihr Prinzip ist es, keine Auskunft zu geben«, nickte ich. »Mein Prinzip ist es, solche Fragen zu stellen. FBI!«
Ich hielt ihm den Ausweis hin. Er prüfte das Foto sehr gründlich, bevor er sich vorbeugte
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