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0172 - Saat der Vampire

0172 - Saat der Vampire

Titel: 0172 - Saat der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas bemerkt haben mußte. Augenblicklich wirbelte sie herum und streckte die Arme aus.
    Etwas, das gleißend hell und irrlichternd war, raste aus ihren Fingerspitzen hervor, überbrückte blitzschnell die Distanz zwischen ihr und dem Fremden und schmetterte ihn zu Boden.
    Ein seltsam nachhallender Schrei ertönte, dumpf und verzerrt, als laufe eine Tonbandaufnahme mit verlangsamter Geschwindigkeit ab. Reglos blieb der Fremde in der dunklen Kleidung liegen.
    Die Hexe senkte die Hände.
    Mary Llymgullough ließ sich auf einen Stuhl sinken. Das Entsetzen stand in ihren Augen. Entsetzen über die unglaubliche Schnelligkeit und die Kompromißlosigkeit, mit der die Hexe zugeschlagen hatte. Irgendwo tief in ihrem Innern regte sich etwas, das gegen den Hexenbann revoltieren wollte, dem sie bereits wie ihr Mann unterlegen war.
    Fryd ging langsam an der Hexe vorbei und kniete neben dem Fremden nieder. Das trübe Flurlicht ließ das Gesicht des Mannes im Dunkeln. Fryd packte zu und zerrte den Körper in die Stube. Dort riß er ihm den Schlapphut vom Kopf.
    Das schmale, zerfurchte und hakennasige Gesicht des Teufelsaustreibers starrte ihm entgegen. Und - es hatte sich verfärbt.
    Es war grün!
    »Was… was bedeutet das?« fragte Fryd und sah abwechselnd seine Frau und die Hexe an. »Mary, kennst du diesen Mann?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist… ist er tot?« brachte sie hervor.
    »Nein, soweit ich das erkennen kann«, erwiderte er leise. »Wer mag das sein? Was kann er von uns gewollt haben?«
    »Etwas Gutes bestimmt nicht, sonst hätte er angeklopft«, sagte Mary leise.
    Die Hexe kicherte. »Niemand, der so aussieht, will etwas Gutes«, sagte sie spitz und deutete auf das grüne Gesicht. Dann aber änderte sich ihr Gesichtsausdruck wieder. Sie lächelte freundlich. »Er ist einer meiner Feinde, jedoch einer, von dem ich nicht dachte, daß er so rasch auftauchen würde. Ich hatte ihn unterschätzt, doch das wird kein zweites Mal geschehen. Und er wird sich wundern, plötzlich ergrünt zu sein…«
    »Wer ist es, und was will er?« fragte Fryd.
    Die Hexe lächelte ihn an. »Du wirst ihn selbst fragen können, wenn er wieder erwacht«, sagte sie. »Es kann nicht mehr lange dauern. Ich aber muß mich für heute verabschieden. Denkt an meine Worte und daran, daß ich euch alles beschaffen kann, was ihr begehrt, wenn ihr auch meinen Wunsch erfüllt.«
    Fryd fuhr sich mit der Zunge über die spröde gewordenen Lippen. »Ja«, sagte er. »Wir werden es tun.«
    Die Hexe huschte leichtfüßig und mit wiegenden Hüften aus dem Haus. Als Fryd ihr folgen wollte, war sie spurlos verschwunden.
    Aber dafür tauchte ein Lichterpaar aus dem Dorf auf. Ein großer Wagen summte mit hoher Geschwindigkeit heran.
    »Hier geht’s heute zu wie im Taubenschlag…«, murmelte Fryd Llymgullough.
    ***
    Gryf war wie der Teufel gefahren. Die Lichtkegel der Scheinwerfer fraßen sich durch die Nacht. Mit geradezu verbotener Geschwindigkeit fegte der Rover die Strecke entlang. Zamorra wurde auf dem Beifahrersitz erheblich durchgeschüttelt.
    »Man sollte zumindest im Automobilbau die internationale Zusammenarbeit forcieren«, stöhnte Zamorra. »Die Technik des Range Rover und die Hydropneumatik von Citroën…«
    »Sieh zu, daß du nicht mit dem Kopf unter die Decke schlägst, Franzose«, sagte Gryf trocken und nahm die nächste Kurve. Sie hatten Glück, daß ihnen kein Auto entgegenkam.
    »Hast du die Spur noch?«
    Gryf nickte. »Die Hexe steckt in Llanllyfni. Nur noch ein paar Augenblicke, dann sind wir da…«
    Vor ihnen tauchte die düstere Ortschaft auf. In dieser Gegend ging man gewöhnlich mit den Hühnern ins Bett und stand mit ihnen wieder auf. Wer sich abends nach acht Uhr noch draußen zeigte, führte einen unsoliden Lebenswandel.
    Der Parapsychologe und der Druide waren an diesem Tag sehr unsolide!
    Gryf hieb auf die Bremse. »Da vorn…«
    Es war bereits wieder das Ende von Llanllyfni. Vor einem selbst bei Nacht armselig aussehenden Haus stand ein großer, dunkler Wagen. In der Tür verschwand soeben ein Mann.
    »Hier ist es!« stieß Gryf hervor. Neben dem Mercedes hielt der Rover auf Straßenmitte. Der Druide sprang sofort aus dem Wagen und griff in die Innentasche seiner Jeansjacke. Zamorra, der um den Wegen herumkam, sah, daß der Druide einen Silberstab hervorzog. Gleichzeitig nahm er einen schwachen Schwefelgeruch auf.
    Auch Gryf schnupperte. »Das stinkt hier ja ganz schön scheußlich«, stellte er fest. »Sag mal, Zamorra, hast du

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