0172 - Saat der Vampire
etwa ’nen toten Vogel in der Tasche?«
»Du wirst gleich vom Löwen getreten«, brummte der Professor. »Wenn die Hexe hier lauert, und der Schwefeldampf deutet darauf hin, dann sollten wir ein wenig vorsichtiger sein…«
Gryf grinste. »Du hast dein Amulett, ich meinen Stab. Los, ’rein in die gute Stube.«
Zamorra hielt ihn mit einen Griff an der Schulter zurück. »Weißt du, daß das Einbruch ist?«
»Das hast du in Cwm Duad aber nicht gesagt, als wir den Vampir erlegt haben und dabei in das Schlafzimmer dieses hübschen Mädchens einsteigen mußten…« [1]
»Halt doch die Klappe…«
Gryf grinste wölfisch, hob den Silberstab wie einen Taktstock und wollte die Tür öffnen. Doch sie war verriegelt.
»Oha, man ist vorsichtig geworden, hat uns kommen sehen und die Tür geschlossen«, brummte der Druide. »Na dann…«
Er klopfte laut und kräftig an.
***
Leicht zuckte Fryd zusammen. »Also doch«, stieß er hervor. »Sie wollen zu uns, wer immer sie auch sind!«
»Mach nicht auf«, bat Mary. »Ich fürchte, daß wir uns immer tiefer in Dinge verstricken, die nicht gut sind… immer tiefer, bis wir nicht mehr hinauskommen…« Sie warf dabei einen scheuen Blick auf den Hageren im dunklen Mantel. »Wenn die Fremden ihn sehen…«
»Er ist ein Einbrecher«, sagte Fryd ungewöhnlich hart. »Und einen Einbrecher wird man doch wohl niederschlagen dürfen!« Er ging zur Tür.
»Aber du hast doch gar nicht… die Fremde…«
Vor der Tür drehte er sich um und legte den Zeigefinger an die Lippen. »Das«, sagte er, »wissen doch nur wir zwei!«
Vorsichtig öffnete er die Tür.
Zwei muskulöse, hochgewachsene Männer standen draußen, der vorderste blond, der andere dunkelhaarig. Der vorderste hielt einen silbernen Stab in der Hand. »Wo ist sie?« fragte er. Er schnupperte dabei. »Sie muß hier sein.«
»Wer?« fragte Fryd ungerührt. »Von wem reden Sie? Wer sind Sie überhaupt? He, nehmen Sie doch diesen Knüppel weg!«
»Ich werde mich hüten, Freundchen…«, murmelte der Blonde und spähte an Fryd Llymgullough vorbei. Seine Augen verengten sich etwas, und Fryd sah, daß sie grün schimmerten. Schockgrün.
»Da liegt ja einer…«
»Richtig, und Sie liegen gleich daneben, wenn Sie mir nicht sofort sagen, wer Sie sind und was Sie wollen!« sagte Fryd aufgebracht.
Der Blonde lächelte.
»Nehmen Sie getrost an, daß wir zu jener Sorte Mensch gehören, denen die Sicherheit ihrer Mitbürger ein dringendes Anliegen ist«, sagte Gryf mehrdeutig und wollte sich an Llymgullough vorbeizwängen. Der blieb breitbeinig in der Tür stehen. »Geheimdienst, wie?« stieß er hervor und schob das Kinn angriffslustig vor. »Ihr Brüder fehlt mir gerade noch! Zeigen Sie mal Ihren Dienstausweis.«
In diesem Augenblick kam Zamorra die Idee des Jahres.
***
Vor Jahren einmal war Zamorra von der britischen Regierung, mit Sonderausweisen ausgestattet worden, die ihm weitreichende Vollmachten einräumten. Damals hatte er es mit einem Fall zu tun gehabt, in den ein prominenter Politiker verwickelt war. Damals hatte er die Ausweise nicht zurückgegeben, einfach nicht mehr daran gedacht, und auch die Briten schienen vergessen zu haben, was sie dem Meister des Übersinnlichen alles zur Verfügung gestellt hatten. Zamorra hatte die Ausweise nie wieder benutzt, obgleich er zwischenzeitlich des öfteren wieder auf den britischen Inseln zu tun gehabt hatte und ihm diese Ausweise sehr zupaß gekommen wären. In einer Schublade im Château Montagne waren sie verstaubt, bis er vor ein paar Wochen einmal sich wieder ihrer erinnert und sie einem Bekannten gezeigt hatte. Er hatte sie dann wieder in der Jackentasche verstaut - und sie erneut vergessen.
In diesem Moment dachte er wieder daran. Und die Jacke, in der er die Ausweise vergessen hatte, trug er ausgerechnet in dieser Nacht!
Er lächelte, griff in die Tasche und zog den wichtigsten der drei Ausweise hervor, um ihn dem Mann unter die Nase zu halten. Der wurde blaß, als er die Regierungsstempel anstarrte.
»Professor Zamorra?« las er den Namen ab. »Das ist ja - Sie sind… Sie sind dieser Zamorra?«
Dieser Zamorra fragte sich, aus welchem Grund der andere so blaß geworden war. »Kennen Sie mich?« fragte er.
»Ich… nein, ja! Zamorra… dann ist der Blonde Gryf?«
»Wir geruhen uns in höchsteigener Person dazu herabzulassen, ebengenannter zu sein«, sagte der Druide geschraubt. »Können wir jetzt mal eintreten? Und wo ist die Hexe… oh, verdammt, die ist ja
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