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0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

Titel: 0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod lädt ein zum Maskenball
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los und taumelte rückwärts.
    Der Tod rannte in großen Sätzen die Treppe hinauf. Ich hetzte hinterher. Ich sah ihn nahe vor mir. Er war ein großer magerer Bursche, der in einem engen schwarzen Trikot steckte, auf das ein menschliches Gerippe mit weißer Farbe aufgemalt war. Ich hatte die halbe Treppe hinter mich gebracht, als er den obersten Absatz erreichte.
    Er drehte sich um. Sein Kopf war von einer Ganzmaske bedeckt. Schrecklich grinsten die Zähne in dem aufgemalten Totenschädel, aber in den Schlitzen hinter den gemalten Augenhöhlen flackerte der Blick eines Menschen.
    Er hob die rechte Hand. Ich ließ mich fallen. Das schwache Plopp ertönte. Die Kugel pfiff an mir vorbei, und ich rutschte ein halbes Dutzend Stufen herunter. Als ich aufsprang, war er bereits in dem Korridor verschwunden.
    Mercy und Rank überholten mich, aber ich überholte sie in dem Korridor. Trufleld, der zu schwer war, um so rasch laufen zu können, keuchte hinterher.
    Der Korridor war wie ausgestorben. Fast alle Türen zu den anderen Zimmern standen offen.
    Wir stoppten.
    »In einem Zimmer muss er sein!«
    Im Handumdrehen verteilten wir uns. Ich raste den Korridor entlang. Von einem Instinkt geleitet, fing ich mit dem hintersten Zimmer an. Die Tür stand auf, und das Licht brannte in dem Raum.
    Ein Mann stand in dem Zimmer, der mir den Rücken zudrehte. Er trug einen weiten gelben Seidenmantel.
    »Haben Sie nicht…!«, rief ich.
    Der Mann fuhr herum. Über dem gelben Mantel grinste mich die Totenmaske an. Die rechte Hand flog hoch.
    Ich warf mich zurück und nach rechts. Auf diese Weise brachte ich den Türrahmen zwischen ihn und mich. Seine Kugel fetzte das Holz aus dem Rahmen.
    Ich kugelte mich um meine Achse und kam aus der Schussrichtung. Die G-men rannten herbei.
    »Ist er drin?«, fragte Trufleld ruhig.
    Ich richtete mich auf.
    »Ja«, sagte ich.
    Er zuckte die breiten Schultern.
    »Na ja, dann haben wir ihn also. Sollen wir ihn rausholen?«
    »Ja, aber mit Vorsicht! Er hat eine Kanone.«
    Ich war selbst der erste, der den Kopf aus der Deckung schob. Der Mann stand jetzt in der Nähe des Fensters. Er hatte den gelben Mantel noch um und schien auf den Boden zu starren.
    Ich rief ihn an: »Gib auf!«
    Er warf den Kopf hoch, als habe ihn der Anruf wie ein Keulenschlag getroffen. Dann drehte er sich langsam und wie im Schlaf um, legte eine Hand an den Rahmen des offenen Fensters und setzte mit einer müden Bewegung das rechte Bein auf den Fensterrand.
    »Halt!«, schrie ich.
    Er reagierte nicht. Ich stürzte in das Zimmer hinein. Schon stand er mit beiden Beinen auf dem Fensterbrett. Von unten kamen die Aufschreie von Menschen.
    Ich schlang beide Arme um seine Hüfte, stemmte die Beine gegen die Wand, riss ihn mit einem Ruck vom Fensterbrett herunter und schleuderte ihn in das Zimmer hinein.
    Er verlor den gelben Mantel. Noch einmal leuchtete das gemalte weiße Gerippe auf dem schwarzen Trikot auf, als er über den Boden rutschte. Dann schlugen die grell-roten Kostüme von Trufleld, Rank und Mercy über ihn zusammen wie… ja, wie Henker, die sich ihres Opfers bemächtigen, um es zum Schafott zu schleifen.
    ***
    Der Mann rührte sich nicht mehr.
    Mercy drehte ihm die Pistole aus der Hand und hielt sie mir hin.
    Es war eine Webster mit aufgesetztem Schalldämpfer.
    Trufleld erhob sich.
    »Sieht aus, als wäre er ohnmächtig geworden«, brummte er.
    »Nehmt ihm die Maske ab!«, befahl ich.
    Trufields Hände tasteten nach dem Maskenrand, fanden ihn. Mit einem Ruck riss er den schwarzen Stoff mit dem aufgemalten Totenschädel vom Kopf des Mannes. Ich sah in das bleiche Geiergesicht von Evan Beverley.
    Er war nicht ohnmächtig. Seine Augenlider zitterten. Dann öffnete er die Augen und sah mich an.
    Zehn Sekunden lang lähmte mich die Überraschung. Dann bückte ich mich, legte leicht die Hand auf seine Schulter und sagte: »Evan Beverley, ich verhafte Sie wegen Mordes.«
    ***
    Warum hatte Evan Beverley Jonathan Crowell, seinen Vetter, erschossen? Warum hatte er seinen Sekretär John Ralswood getötet?
    Die Antwort gab die Börse in Wall Street, als dort die Ereignisse bekannt wurden. Die Aktien der Gesellschaften, an denen Beverley beteiligt war, fielen, fielen, fielen…
    Die Börsenmakler schrien sich heiser: »Verkaufe Beverley-Ltd.! Verkaufe South-Beverley-Cie.! Verkaufe! Verkaufe!«
    Evan Beverley lag auf der Pritsche einer Zelle des Staatsgefängnisses in Albany. Wir G-men hatten nichts mehr mit seinem Verhör zu tun. Wir waren

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