0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball
Faust war, die ihn so lange eingeschläfert hatte. Irgendwer hatte ihm eine Flasche auf dem Schädel zerschlagen. Die Splitter lagen noch um ihn herum, und Gratano sah mir ganz so aus, als hätte er mindestens eine Gehirnerschütterung. Er musste auf dem schnellsten Weg in die Hände eines Arztes.
Als ich aus dem Zimmer wollte, um einen Diener zu rufen, stieß ich in der Tür mit Beverley zusammen.
»Ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen«, sagte er knapp. Aus der Nähe betrachtet, sah er in dem Kostüm des französischen Königs noch lächerlicher aus als auf dem Podium.
»Dort liegt ein Mann, der sofort in ärztliche Behandlung geschafft werden muss.«
Beverley warf dem reglosen Gratano einen flüchtigen Blick zu, streifte die demolierte Einrichtung und fragte: »Haben Sie ihn so zugerichtet?«
»Höchstens zur Hälfte. Den Rest besorgte einer Ihrer betrunkenen Gäste oder irgendein alter Konkurrent von Gratano, der die günstige Gelegenheit nutzte.«
Beverley schob zwei Finger in den Mund und pfiff gellend dreimal. Diese Art, das Personal zu rufen, bewährte sich auch im allgemeinen Lärm. Drei der Diener in Teufelskostümen erschienen im Handumdrehen.
»Schafft ihn zum Arzt!«, befahl der Millionär. Gratano wurde abtransportiert. Beverley schloss eigenhändig die Tür.
Der Lärm, die Musik und das Gejohle der Gäste drangen nur noch gedämpft in den Raum.
Beverley setzte sich in den Sessel, in dem vor drei Minuten noch das Liebespaar gesessen hatte.
»Ich habe mich entschlossen«, sagte er, »dieses Kostüm nicht die ganze Nacht anzubehalten. Ich möchte meinen Verwandten ihre Absichten nicht unnötig erleichtern. Ich werde also in einem unregelmäßigen Turnus die Kostüme wechseln. Bitte, stellen Sie sich darauf ein.«
»Okay«, antwortete ich ergeben. »Welche Kostüme werden Sie tragen?«
»Außer diesem hier vier andere: einen schwarzen Domino, eine gelbrote Indianerhäuptlingstracht, ein weißes Gewand mit der goldenen Maske eines ägyptischen Königs und den Seidenmantel eines chinesischen Mandarins.«
»Gut! Wir werden uns bemühen, in Ihrer Nähe zu bleiben.«
Er grinste flüchtig. »Versäumen Sie darüber nicht Ihre anderen Pflichten!« Er stand auf, verließ den Raum und stelzte hinaus in die Halle. Phil und ich gingen hinterher.
Das Fest war im vollen Gang und es schien sich immer noch zu steigern. Jetzt im Licht der Scheinwerfer wurde es zu einer Farborgie, zu einem Hexensabbat unvorstellbaren Ausmaßes.
Ich hätte von Evan Beverley erwartet, dass er sich irgendwohin stellen würde, um mit Ingrimm im Herzen die Sektflaschen zu zählen, die seine Gäste leerten. Er tat nichts desgleichen. Er trank selbst, sprach mit seinen Gästen, tanzte sogar einmal mit einem Mädchen und schien sich prächtig zu amüsieren.
Ich sah Jane Beverley in ihrem Paradiesvogel-Kostüm. Einmal geriet ich nahe an den Vampir A. G. und konnte mich gerade noch hinter Phils Rücken ducken.
Jack Roberts ließ seine Muskeln von einem Schwarm Girls bewundern, während Henry Waxt auf dem besten Wege war, in all dem Zeug zu ertrinken, das er in sich hineinschüttete.
Es war nicht ganz einfach, Beverley auf der Spur zu bleiben. Solange er in seiner Fantasieuniform eines französischen Königs herumlief, ging es noch, aber dann wechselte er in die Mandarinentracht über, sprach mit niemandem mehr, sondern machte sich auf einen Weg durch das Gelände und achtete überhaupt nicht darauf, ob wir ihm zu folgen vermochten. Hin und wieder waren wir nahe daran, ihn im Gedränge zu verlieren.
Der Zufall wollte es, dass Phil auf diesem Weg beobachtete, wie ein schmaler, geschmeidiger Bursche einer Frau blitzschnell eine Kette vom Hals löste, während er mit ihr tanzte.
Phil sprang hin, packte den Knaben am Genick und schüttelte ihn, bis ihm die Kette aus der Tasche fiel.
»Ihr Schmuck, Madam«, sagte mein Freund mit einer Handbewegung und zischte dann hinter mir und Beverley her.
»Irgendwie müssen wir erreichen, dass alle Leute beim Verlassen des Geländes kontrolliert werden«, flüsterte er mir zu.
***
Es ging auf zehn Uhr zu. Wenn unsere Kollegen Rank, Trufield und Mercy es schafften, in das Gelände einzudringen, so musste ich sie jetzt am vereinbarten Treffpunkt erwarten.
»Es bleibt nichts anderes über, als dass du für eine halbe Stunde allein auf den Alten aufpasst. Ich muss unsere Kollegen abfangen.«
Ich drückte mich durch den Trubel zum Haus zurück und blieb am Eingang stehen. Dauernd fluteten
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