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0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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wäre.
    Burnes Bewegungen erlahmten rasch. Norton spürte, wie die Haut unter seinen Fingern trocken und brüchig wurde, ihren geschmeidigen Charakter verlor und sich anfühlte wie altes, rissiges Leder. Dort, wo seine Finger und die Handfläche das Gesicht des Freundes berührten, wurde die Haut zuerst braun, dann grau.
    Norton spürte, wie das Wesen in ihm die Lebenskraft des Freundes in sich aufsaugte. Er fühlte wieder die gleiche übermenschliche Stärke in sich wie gestern abend.
    »Schaff ihn ins Bad!« befahl Altuun.
    Norton gehorchte. Jims Körper schien ihm seltsam leicht, und als er ihn ins Bad hinübertrug, bemerkte er, daß er irgendwie eingeschrumpft wirkte, wie der Körper eines Hundertjährigen, der an Unterernährung gestorben war.
    »Sieh ihn dir gut an«, sagte Altuun. »Das steht dir bevor, wenn du noch einmal versuchst, mich zu hintergehen!«
    Norton starrte lange auf die winzige, verkrümmte Gestalt in der Badewanne. Jim und er waren gute Freunde gewesen, aber selbst wenn es ein vollkommen Fremder gewesen wäre, den er da gerade umgebracht hätte, hätte seine Verzweiflung nicht größer sein können.
    »Töte mich«, flüsterte er. »Töte mich!«
    Altuun lachte. »Nein, Norton. Gestern abend hättest du sterben könnem aber du wolltest nicht. Du wolltest leben, und ich habe dir dabei geholfen, zu überleben. Jetzt gehörst du mir. Ich brauche dich, Norton. Ich brauche deinen Körper. Und ich werde dir etwas -dafür geben, daß ich deinen Körper benutze. Zusammen mit mir wirst du unsterblich werden. Du wirst ewig leben, genau wie ich. In deinem Körper werde ich die Herrschaft über diese Welt antreten. Du wirst es sein, den sie verehren werden, vor dem die Menschen im Staub kriechen und ihm die Füße küssen. Lockt dich dieser Gedanke nicht?«
    Norton dachte lange über diese Frage nach, aber er kam zu keiner Antwort.
    ***
    Ein Gebäude wie das von Scotland Yard schläft nie. Selbst während der Nachtstunden herrscht auf den Fluren und Korridoren eine Atmosphäre von gespannter Aktivität. Das Schrillen der Telefone ist vielleicht nicht ganz so hektisch und aufgeregt wie tagsüber, aber wirkliche Ruhe kehrt niemals ein.
    Jeff Benders drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und stand auf. Eigentlich hatte seine Arbeitszeit bereits vor zehn Minuten begonnen, aber er hatte diese erste - und einzige - Zigarette des Abends während der letzten Jahre zu einer Art Zeremoniell entwickelt, und niemand hatte etwas dagegen. Er saß gerne hier, betrachtete das hektische Auf und Ab der Nachtschicht und philosophierte. Manchmal, wenn er auf der Bank saß, rauchte und die verschlossene Feuertür zum Keller anstarrte, ließ einer der Beamten eine spöttische Bemerkung fallen, aber Benders ärgerte sich nicht darüber. Er wußte, daß der Spott nicht böse gemeint war, und daß man ihn, wenn überhaupt, dann als eine Art Kuriosum ansah, fast so etwas wie ein Maskottchen.
    Und in gewisser Hinsicht war er auch etwas Besonderes. Er war seit fünfunddreißig Jahren beim Yard angestellt, und damals, als er hier angefangen hatte, war er etwas Besonderes gewesen, die einzige männliche Putzfrau im Gebäude, wahrscheinlich sogar in ganz London. Heutzutage war das natürlich ganz normal. Die überall vordringenden Putzkolonnen beschäftigten oft Männer, aber damals hatte seine Einstellung für so etwas wie eine kleine Sensation im Yard gesorgt. Es war sogar ein kleiner Artikel über ihn in der Zeitung erschienen. Benders hatte ihn ausgeschnitten und all die Jahre hindurch aufgehoben, als eine Art sentimentaler Erinnerung. Er erinnerte sich noch gut an das Gespräch vor fünfunddreißig Jahren. Es war ein zwei-Stunden-Job, nicht einmal sonderlich schwer, aber es war damals einfach unmöglich gewesen, eine Frau für diesen Job zu bekommen. Benders lachte leise, als er an den ersten Tag dachte. Er war sich im ersten Moment albern vorgekommen, als er - mit Putzeimer und Schrubber bewaffnet - die Treppe hinuntergestiegen war. Aber selbst er hatte so etwas wie Beklemmung verspürt, als er die Leichenhalle betreten hatte. Wahrscheinlich würde es heutzutage kein Problem mehr sein, eine Frau für diesen Job zu bekommen, aber damals hatte sich niemand bereit gefunden, in der dunklen, einsamen Halle im Keller des Yard für Ordnung zu sorgen.
    Er ergriff seinen Eimer, schwang sich den Schrubber über die Schulter und nahm die Treppe in Angriff. In letzter Zeit machte ihm das Treppensteigen merklich Schwierigkeiten, aber

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