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0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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so lange er es noch konnte, würde er die Arbeit beibehalten. Seine Rente war nicht gerade berauschend, und er konnte die zehn Pfund in der Woche gut gebrauchen. Außerdem war die Arbeit ein Teil seines Lebens geworden. Wenn er nicht mehr fähig war, sie auszuführen, würde er endgültig zum alten Eisen gehören.
    Unten angekommen, stellte er Eimer und Schrubber ab und nestelte umständlich an der Kette mit dem Schlüssel herum. Die Leichenhalle wurde immer abgeschlossen, obwohl es dort drinnen wirklich nichts zu stehlen gab. Und den Witz, daß der Yard wahrscheinlich Angst hatte, die Leichen könnten davonlaufen, hatte Benders in seinem Leben schon so oft gehört, daß er ihn schon gar nicht mehr zur Kenntnis nahm.
    Er öffnete die Tür, schaltete das Licht ein und sah sich prüfend um. Manchmal kam es vor, daß Kleidungsstücke herumlagen; Dinge, die die Toten bei sich gehabt hatten, und die Krankenwagenfahrer, die manchmal die Zinksärge hereintrugen, schleppten Straßenschmutz oder Matsch mit herunter. An solchen Tagen hatte er mehr zu tun. Aber heute schien der Raum kaum benützt zu sein. Der Boden spiegelte noch genauso wie gestern. Es würde genügen, wenn er einmal kurz mit dem feuchten Aufnehmer durch den Raum lief.
    Er stellte den Eimer ab, tauchte den Lappen hinein und begann mit der Arbeit.
    Er war etwa mit der Hälfte des Raumes fertig, als er das Geräusch hörte. Es war ein leises, kaum vernehmbares Schaben, so, als schleife Metall über Holz oder Stoff, und im ersten Moment glaubte er, sich verhört zu haben.
    Aber das Geräusch wiederholte sich.
    Benders runzelte die Stirn, lehnte den Schrubber gegen die Wand und sah sich aufmerksam um. Der Raum lag unter dem Bodenniveau, tiefer sogar noch als die übrigen Keller des Yards, und hinter den weißgekachelten Wänden des Kühlraumes befand sich nichts außer Erdreich und dem Gewirr der Kanalisation. Benders kannte die vier Wände seit fünfunddreißig Jahren, aber er hatte hier unten noch nie Ungeziefer getroffen. Es gab nichts, wovon Ratten oder Mäuse hätten leben können, ganz davon abgesehen, daß sie absolut keine Möglichkeit gehabt hätten, hereinzukommen.
    Das Schaben schien aus einer der Schubladen zu kommen. Benders spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Sein Gehör war trotz seines Alters noch gut, und er war viel zu lange hier unten, um die Möglichkeit, daß ihm seine Nerven in Anbetracht der unheimlichen Umgebung einen Streich spielten, auszuschalten.
    Nein - das Geräusch war da, ganz deutlich jetzt. Und es kam unzweifelhaft aus einer der Laden.
    Benders überlegte einen Moment, ob er oben anrufen und Hilfe anfordern sollte. Immerhin hatte es schon Fälle von Scheintod gegeben, und es war zwar unwahrscheinlich, aber immerhin möglich, daß eine vermeintliche Leiche selbst hier unten noch aufwachte.
    Er gab sich einen Ruck. Es mußte kein sehr angenehmes Gefühl sein, in einem der engen, dunklen Fächer aufzuwachen.
    Er wartete, bis sich das Scharren wiederholte und er genau wußte, aus welcher Lade das Geräusch kam, dann packte er den Griff und zog das Fach aus der Wand.
    Irgend etwas traf ihn mit ungeheurer Wucht am Schädel und ließ ihn aufschreiend zurücktaumeln. Vor seinen Augen tanzten bunte Kreise, Schmerzen tobten durch seinen Kopf und drohten, ihm die Besinnung zu rauben. Er taumelte gegen die Wand und blieb einen Moment lang benommen stehen.
    Die Schmerzen ließen allmählich nach, aber vor seinen Augen wogte ein blutiger Schleier, und irgend etwas lief warm und klebrig über sein Gesicht. Seine Gedanken überschlugen sich, aber er war noch viel zu benommen, um Angst oder Schrecken zu empfinden.
    Eine Gestalt kam auf ihn zu, nur undeutlich zu erkennen durch den Nebel, der immer noch vor seinen Augen trieb. Benders schüttelte stöhnend den Kopf und zwinkerte.
    Was er sah, konnte nicht wahr sein.
    Der Mann war kleiner als er, und er wirkte unglaublich alt und zerbrechlich. Er war nackt. Seine Haut sah aus wie altes Leder, und die Finger, die in Benders Richtung ausgestreckt waren, erinnerten ihn an die gierigen Klauen eines Gespenstes.
    So alt die Gestalt aussah, waren ihre Bewegungen doch geschmeidig und schnell, und irgendwie wußte Benders, daß in diesen dünnen Ärmchen eine übermenschliche Kraft lauerte.
    Das Schrecklichste an der Erscheinung waren die Augen. Es waren schmale, gelbe Augen ohne Pupillen und Wimpern, hinter denen ein unmenschliches Feuer zu lodern schien.
    Mit einer Behendigkeit, die

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