0174 - Lupinas Todfeind
war mitgekommen und jammerte.
»Jaul hier nicht rum!« fuhr Silva ihn an.
Al verstummte.
Foucert grinste hölzern. »War wohl nichts, deine Schau mit den Wölfen, wie?«
Silva warf dem Rektor einen so eisigen Blick zu, daß der Mann erschauderte. »Die Frau ist entkommen, klar, aber deshalb besteht noch lange kein Grund zur Panik.«
Da war Paretti anderer Meinung. Er streckte den Arm aus. »Für dich nicht, Blonde, aber für uns. Deine Biester sind zum Teil krepiert. Wir holen uns jetzt den restlichen Stoff und verschwinden. Die Kleine wird Land und Leute mobil machen und mit den Bullen hier auf die Burg kommen.«
Silva lächelte kühl. »Darauf warte ich«, sagte sie.
»Aber wir nicht. Zudem ist es ziemlich spät geworden. Ich muß in der Nacht noch in Paris sein. Dort warten einige Leute auf den Stoff. Wenn ich nicht liefere, schneidet man mir die Kehle durch, darauf kannst du dich verlassen.«
»Wollt ihr das Fest nicht mitmachen?«
»Nein.«
»Es wird aber schon dunkel.«
»Das stört uns nicht.«
Silva lächelte. »Ich hätte dich gern mit meiner Familie bekannt gemacht. Zudem kommt Lupina, die Königin der Wölfe.«
Paretti verengte die Augen. »Noch so ein Biest?«
»Du wirst dich wundern, Paretti. Sehr wundern.«
Der Dealer war nicht umzustimmen, und auch Roland Foucert wollte nicht länger auf der Burg bleiben. Es war ungemütlich geworden. Das weite Firmament war wolkenbedeckt. Der Wind schob die gewaltigen Gebilde mit einer spielerischen Leichtigkeit vor sich her. Die Sonne war untergegangen, hin und wieder sah man die bleiche Scheibe des Mondes durch die Wolken schimmern.
Das bemerkte auch Silva.
Sie wurde unruhig, hob ihre Schultern, öffnete den Mund und bewegte sich von einer Seite zur anderen. Sie konnte einfach nicht mehr stehenbleiben.
Foucert fiel das auf. »Was ist los?« fragte er.
Paretti packte ihn am Arm. »Stell dich jetzt nicht an, Mensch. Wir wollen den Stoff und dann weg.«
Da lachte Silva auf. »Zu spät, Messieurs, zu spät.«
»Wieso?« Paretti fegte herum.
Silva deutete nach vorn. »Sie sind da.«
Die Frau hatte nicht gelogen. Soeben fuhr ein Renault Alpine in den Burghof ein…
***
Graveline!
Jane Collins erreichte den Ort, ohne daß irgend etwas geschehen wäre. Die Verfolger hatten es vorgezogen, auf der Burg zurückzubleiben, und Jane hatte unangefochten ihr Ziel erreichen können.
Es war ein sauberes Städtchen. Steinhäuser mit glatten Fassaden, schmale Gehsteige und kaum Betrieb. Die wenigen Geschäfte waren zwar geöffnet, doch in den Läden sah Jane beim Vorbeifahren kaum Kunden.
Ihr Ziel war die Polizeistation. Zu fragen brauchte sie nicht, denn auch in Graveline war es so, wie in anderen Orten dieser Größe. Die Polizei fand sie in der Dorfmitte. Die Station war in einem Eckhaus untergebracht worden.
Jane fand einen Parkplatz. Sie hoffte nur, daß man sie nicht festnahm, weil sie mit einem Wagen eingefahren war, der den Dorfbewohnern doch ziemlich bekannt sein mußte. Sicherlich besaß Roland Foucert das Vertrauen der Bevölkerung, war ein hochgeachteter Mann, und niemand würde wohl glauben, daß gerade er es war, der die Schülerinnen mit Rauschgift versorgte.
Jane hatte auch Ausschau nach dem silberfarbenen Bentley gehalten, ihn jedoch nicht gesehen. John schien sich demnach noch in der Schule aufzuhalten.
Zwei ältere Frauen schauten Jane Collins mißtrauisch an, als sie die Stufen zur Tür hochschritt. Als die Detektivin die Frauen anlächelte, zogen sie sich zurück.
Ohne zu klopfen betrat Jane das Polizeirevier. Sie geriet in einen Gang und mußte sich nach links wenden. Rechts befand sich die Verwaltung, wo am Wochenende nicht gearbeitet wurde. Es sah ganz so aus, als wäre Jane auch in das Rathaus von Graveline gekommen.
Die Tür stand offen. Jane hörte Musikfetzen und wunderte sich.
Das wäre in England nicht vorgekommen, aber die Franzosen nahmen eben alles ein wenig leichter.
Vielleicht war das sogar besser.
Da ihr Klopfen überhört wurde, drückte Jane die Tür auf und betrat das Revier. Die Musik wurde lauter, der Mann, der hinter einem Schreibtisch saß und die Beine hochgelegt hatte, hörte Jane nicht. Er lauschte auf die Musik. Ein Polizeibeamter schien er nicht zu sein, denn er trug keine Uniform.
Es gab noch eine Barriere, die Dienst- und Warteraum trennte.
Jane schlug mit der Hand auf das Holz. Das klatschende Geräusch schreckte den Musikhörer hoch. Er fiel fast von seinem Stuhl, als er sich drehte und die Beine
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