0174 - Lupinas Todfeind
glaube ich Ihnen. Ich bin übrigens Pfarrer George Frambon.«
Der Mann lächelte. »Dann darf ich vorgehen?«
»Natürlich.«
Ein Weg führte links an der Kirche vorbei. Er zweigte auch ab, und Jane sah jenseits des Wegs ein Krankenhaus. Sie aber schritten an einer blühenden Rosenhecke entlang und erreichten ein kleines Steingebäude, in dem der Pfarrer wohnte.
George Frambon war eine imponierende Erscheinung. Hochgewachsen mit grauweißem Haar. Er hatte ein energisches Gesicht, die Augen blickten hell und klar. Jane hatte das Gefühl, daß man mit diesem Mann gut zusammenarbeiten konnte.
Der Geistliche schloß die Tür auf und ließ Jane eintreten.
Die Einrichtung war etwas kärglich und beschränkte sich auf das Nötigste. Der Pfarrer hängte seine Jacke an einen Haken und bat Jane in sein Arbeitszimmer.
An einem schwarzen runden Tisch nahmen sie Platz. Überhaupt waren die Möbel schwarz. Die Stühle ebenso wie der Schrank. Und sie hatten ihr Alter, das war sofort zu sehen.
Die Möbel stellten einen großen Wert da.
Sie setzten sich gegenüber. »Was kann ich für Sie tun, Mademoiselle Collins? Daß Sie zum Beichten zu mir gekommen sind, daran glaube ich nicht.«
»Da haben Sie recht, Herr Pfarrer. Es geht um eine sehr schlimme Angelegenheit.«
»Und die wäre?«
»Mord!«
Jane sprach das Wort bewußt hart aus. Der Pfarrer hatte es gehört, doch er zeigte kaum Reaktion. Nur seine Augenbrauen hob er ein wenig an. Dann lehnte er sich zurück. »Daß Sie jemanden umgebracht haben, Mademoiselle Collins, glaube ich auch nicht, sonst würde ich meine Menschenkenntnis verbrennen. Es geht wahrscheinlich um den Mord an einem anderen.«
»Ich wollte erst zur Polizei. Aber dort saß nur ein junger Mann, der mir berichtete, daß die Polizisten unterwegs wären.«
»Das stimmt«, erwiderte der Pfarrer. »Bei ihnen handelt es sich tatsächlich um einen Mordfall.«
»Wer ist umgekommen?« fragte Jane.
»Ein junges Mädchen.«
»Und wie ist es getötet worden?«
Die Augen des Pfarrers wurden enger. »Warum interessiert Sie das, Mademoiselle?«
»Es könnte ja durchaus sein, daß ein Werwolf seine Hand im Spiel hat«, meinte die Detektivin.
Der Geistliche faltete die Hände. »Jetzt machen Sie mich neugierig.«
»Dann stimmt es also?«
»Diese Frage kann ich Ihnen erst beantworten, wenn ich die Gründe Ihres Besuches näher kennenlerne.«
»Ich will sie Ihnen sagen. Zunächst einmal, ich bin Privatdetektivin und die gute Bekannte eines Mannes, der gegen die Mächte der Finsternis kämpft.«
»Das mache ich auch.«
»Aber anders, Herr Pfarrer. Man nennt John Sinclair auch einen Geister-Jäger.«
George Frambon stellte jetzt keinerlei Zwischenfragen mehr und ließ Jane Collins sprechen. Die Detektivin hatte zu diesem Mann Vertrauen gefaßt, und so redete sie sich alles vom Herzen, was sie bedrückte. Sie ließ nichts aus und schilderte vor allen Dingen die Personen, die sich oben auf der Burg befanden.
Der Pfarrer wurde immer blasser. Vor allen Dingen, als er den Namen des Mannes hörte, der auch hier im Ort bekannt war.
Roland Foucert gehörte hier zu den angesehensten Personen.
Deshalb fragte der Geistliche auch noch einmal nach.
Jane bestätigte den Namen.
»Foucert ein Rauschgift-Dealer«, flüsterte der Pfarrer. »Es ist kaum zu glauben.«
»Aber eine Tatsache.«
»Sicher.«
»Rauschgift ist sehr schlimm«, fuhr Jane Collins fort. »Darüber gibt es keine Diskussion, doch die andere Gefahr ist meiner Ansicht nach noch viel stärker. Werwölfe kennen kein Erbarmen. Das wissen Sie selbst am besten.«
»Ja, Mademoiselle Collins, das weiß ich.« Der Pfarrer legte die Hände gegeneinander. »Ich habe nämlich das Oberhaupt der Vasely-Sippe getötet.«
»Dann habe ich mich doch an die richtige Adresse gewandt«, sagte die Detektivin.
»Das haben Sie.«
»Wollen Sie erzählen?«
Der Pfarrer nickte. Er berichtete von einem nächtlichen Streifzug und wie er und einige Männer auf den Zigeunerwagen getroffen sind. Dort war ihnen die alte Wölfin über den Weg gelaufen. Der Pfarrer hatte sie mit einer silbernen Axt getötet. [3]
»Aber wir haben nicht alle erwischt, Mademoiselle Collins. Zumindest eine Bestie läuft noch frei herum. Sie hat auch einen von unseren Leuten getötet, indem sie ihm den Schädel einschlug. Wir fanden ihn tot auf dem Rückweg.«
Jane nickte.
»Aber von dieser blonden Silva habe ich noch nie gehört. Sie ist neu ins Spiel gekommen. Sind Sie denn davon überzeugt, daß
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