0175 - Der unheimliche Totengräber
die Herzogin konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Sie befand sich zudem in Sicherheit.
Mein Spurt zur Treppe war olympiareif. Jetzt kam es wirklich auf jede Sekunde an. Den ersten Absatz nahm ich in zwei gewaltigen Sätzen, hielt mich dabei am Handlauf fest und stolperte auch die nächsten Absätze hinunter.
In der Halle stand das Personal. Ich beachtete es nicht, sondern rannte auf die offene Ausgangstür zu. Die dahinterliegende Treppe ließ ich ebenfalls mit zwei langen Sprüngen hinter mir und blieb dann erst stehen.
Wo fand ich den kürzesten Weg zur Rückseite?
Ich brauchte ihn nicht zu suchen, denn der Zombie erschien. Er lief um die Hausecke, geriet in den Schein einer Außenlampe und vernahm meinen Schrei.
»Bleib stehen!«
Er stoppte tatsächlich.
Beide Arme riß er hoch, als er mich sah. Dann schleuderte er mir voller Wut seine Schaufel entgegen. Sie war gut gezielt und hätte mich auch getroffen, doch die Entfernung war einfach zu groß. Ich konnte ohne große Mühe ausweichen.
Das allerdings kostete Zeit, und der unheimliche Totengräber war schon weitergerannt. Er lief nicht direkt in den Wald hinein, sondern blieb auf dem normalen Fahrweg.
Mein Bentley befand sich nur drei Yards entfernt. In Rekordzeit enterte ich den Wagen, startete und fuhr an.
Fernlicht!
Die bläulich weiß schimmernde Halogenlicht schleuderte seine Lichtfülle über den Weg und riß den Flüchtenden aus dem Dunkel der Nacht.
Ich gab Gas.
Angespannt und konzentriert hockte ich hinter dem Lenkrad. Wenn der unheimliche Totengräber so weiterlief, dann hatte ich ihn in ein paar Sekunden.
Er rannte.
Ich war schneller.
Er schien gemerkt zu haben, daß ich ihm auf den Fersen war, denn er drehte sich um.
Gefühl zeigte er nicht. Deutlich sah ich sein blaßgraues Gesicht mit den starren Augen.
Jetzt hatte ich ihn.
Dann ein Sprung. Es sah grotesk aus, wie er zur Seite hüpfte, um dem drohenden Aufprall zu entgehen, aber er schaffte es nicht ganz, weil der Bentley einfach zu schnell war.
Ein Kotflügel erwischte ihn. Im Scheinwerferlicht sah ich, wie er wie eine Gliederpuppe hochgeschleudert wurde und am Straßenrand verschwand. Er mußte irgendwo im Gras oder in den Büschen liegen.
Ich bremste.
Die Reifen spielten eine schrille Musik, bevor der Wagen endlich zur Ruhe kam. Er stand noch nicht, da hatte ich bereits die Tür aufgestoßen und war ausgestiegen.
Nur ein paar Yards brauchte ich zurückzulaufen. Seine Waffe hatte er verloren, jetzt konnte er mir kaum noch gefährlich werden. Ich hatte inzwischen mein Kreuz hervorgeholt, es baumelte vor meiner Brust.
Er kam aus dem Graben - und er griff mich an.
Plötzlich sah ich, daß ich einer Täuschung erlegen war. Er besaß noch eine Waffe. In der rechten Hand hielt er einen Hirschfänger, ein gefährliches Messer, das von den Jägern benutzt wurde, um erlegtes Wild zu häuten.
Damit wollte er mich töten.
Er war verdammt schnell und stach schon zu, bevor ich ausweichen konnte. Ich bekam soeben noch meinen rechten Arm hoch und hämmerte die Handkante gegen den Unterarm des Zombies.
Der Stoß wurde gebremst. Trotzdem warf mich der Anprall zurück. Ich fiel gegen meinen Wagen und kassierte noch einen Tritt gegen das rechte Schienbein. Tränen schössen mir in die Augen.
Wieder holte er aus.
Blitzschnell tauchte ich zur Seite und achtete dabei nicht auf die Schmerzen. Zwischen Schulter und Ohr wischte die Klinge vorbei, traf den Wagen und riß eine länge Furche in den Lack.
Der Zombie selbst konnte sich nicht mehr fangen und prallte ebenfalls gegen die Karosserie.
Dann konterte ich.
Mit dem Kreuz.
Ich rammte es ihm in die Seite.
Plötzlich stand er steif. Er schien zu wachsen, schlug mit der freien Hand auf das Autodach, und ein Gongschlag ertönte, der sein Ende einläutete.
An der Hüfte begann er schon zu verfaulen. Dort sah die Haut lappig aus, auch seine Kleidung war an der Stelle zerstört worden. Blanke Knochen schimmerten durch letzte Gewebereste. Wild schüttelte der unheimliche Totengräber den Kopf, als könnte er nicht begreifen, daß es für ihn zu Ende war.
Er sackte in die Knie.
Ruckartig geschah dies. Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzogen.
Er, mußte ungeheure Schmerzen haben, denn die Kraft des geweihten Kreuzes zerstörte sein untotes Dasein.
Was ihn dazu trieb, sich das Messer in die Brust zu stoßen, wußte ich nicht. Auf jeden Fall verschwand die Klinge bis zum Heft, bevor er nach vorn fiel und auf dem Gesicht liegenblieb.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher