0175 - Wettlauf gegen die Zeit
Kollegen erklärten sich für nicht zuständig. Wütend über die klaren Absagen, alarmierte Labkaus den Hypergravitationsexperten Taylor.
Als er sich anschließend nach den anderen umsah, hatten sie den gewaltigen Raum, in dem das Hypertron aufgebaut war, verlassen.
Taylor stürmte wenig später mit seinem engsten Mitarbeiterstab in die Halle. Auch für ihn war das Gerät Neuland. Hastig machte er sich an das Studium der komplizierten Betriebsanleitung. Sie war so gegliedert, daß jeder Fachmann schnell mit ihr vertraut werden mußte. 23 Folien umfaßte die Hauptkontrolle.
Vier Stunden später war es soweit.
Die Energieversorgungen summten leise und warteten darauf, ihre Kräfte an das Hypertron abzugeben.
Taylor schaltete auf Stufe eins. Sein Steuerpult glich einem Kommandostand. Hinter superstarken, abschirmenden Energiefeldern, die jede harte Strahlung zurückhielten, begann das Hypertron leise zu brummen.
Taylor verzichtete darauf, die Schallisolation einzuschalten.
Über Stufen 2, 3 und 4 schaltete er auf 5.
Konverter 8 fiel aus. 11 und 14 zeigten starke Leistungsschwankungen. Sieben brach zusammen.
Die Hauptkontrolle der inpotronischen Relaissteuerung griff ein.
In der gewaltigen Halle war es schlagartig still geworden.
Der erste Anlaufversuch war mißlungen.
Der zweite gelang auch nicht. Als die dritte Schicht ihren Dienst antrat, gaben Horace Taylor und sein enger Stab auf. Sie konnten sich kaum noch auf den Beinen halten, und sie fragten sich im stillen besorgt, warum bei den mißlungenen Versuchsläufen immer wieder die Konverter ausgefallen waren.
Gerade die Konverter waren in ihrer Funktion fast jedem bekannt und so narrensicher konstruiert, daß Versager einfach nicht auftreten durften.
Dr. Dr.-Ing. Labkaus hatte sich schon vor Stunden zurückgezogen. Seine Suche nach Tyll Leyden war ergebnislos verlaufen. Niemand konnte sagen, wo sich der junge Wissenschaftler befand, denn er hatte sich, ohne sich abzumelden, entfernt.
Daß Leyden in der Zentrale der Hyperkomstation der Aras saß und ein Gespräch führte, das bereits in die fünfte Stunde ging, war nur Pa-Done bekannt.
Der Galaktische Mediziner saß neben ihm und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wenn er auch auf physikalischem Gebiet nur lückenhafte Kenntnisse besaß, so war er doch in der Lage, zu beurteilen, ob jemand auf dem gewaltigen Gebiet der Physik ein Alleskönner war oder nur Spezialist!
Leyden war kein Alleskönner, und doch sprach er seit über vier Stunden mit den größten Koryphäen Terranias.
Über Terrania war Nacht. Leyden hatte die Wissenschaftler mit seinem Anruf aus den Betten geholt. Er hatte gesagt, was er nicht wußte, und das war eine ganze Menge. Immer neue Fragen stellte er.
Unbekümmert gab er offen preis, wo sein Wissen Lücken besaß. Aber unheimlich schnell lernte er.
Und was Pa-Done mit immer größer werdendem Staunen feststellte, war, daß Leyden mit Hilfe seiner Kombinationsgabe neue Zusammenhänge erkannte, die von Terrania her noch mit keinem Wort erwähnt worden waren.
Die Kosten für dieses unendlich lange Hyperkomgespräch beliefen sich schon auf 20.000 Solar. Zwanzigmal hatte Leyden eine Tausender-Quittung mit dem Lichtstift abgezeichnet.
Besorgt fragte sich Pa-Done, ob Tyll Leyden nicht allein schon damit seine Befugnisse überschritt.
„Wenn ich rekapitulieren darf", unterbrach Leyden Prof. Dr.-Ing. Anagal, „dann ist theoretisch eine Modifikation des synthetischen B-Hormons mit dem Hypertron möglich. Wie der Überladungsvorgang erzwungen werden kann, ist weder experimentell noch theoretisch bekannt?"
„Im gesamten Imperium gibt es keinen Menschen, der Ihnen dabei helfen kann, Leyden. Ich will Ihnen nicht verschweigen, daß ich abgelehnt habe, mich an der Lösung des Problems zu beteiligen. Mein Wissen ist zu sehr auf das Theoretische ausgerichtet."
Sieben Stunden und achtzehn Minuten dauerte das Gespräch von Aralon zur Erde nach Terrania.
Gesamtpreis: 39.645 Solar. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte Leyden den Gesamtbetrag paraphiert.
Als er sich erhob und seine steif gewordenen Glieder bewegte, sagte er zu Pa-Done: „Ich glaube, jetzt kann ich anfangen, wenn mich Taylor an dem Hypertron arbeiten läßt."
„Haben Sie denn so viel aus den Gesprächen erfahren, Leyden?" erkundigte sich der Ara verwundert.
„Ich glaube schon. Mal sehen, was wird." Das war alles, was Leyden darauf zu sagen hatte. Mit dem von Notizen fast vollgeschriebenen Block unter dem Arm verließ
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