0176 - Schamanen-Terror
schulterzuckend wieder auf. »Wer nicht will, der hat schon«, brummte er.
Monica schnellte empor, holte aus und setzte ihm die flache Hand ins Gesicht. Dann jagte sie in weiten Sprüngen davon.
»Moni!« schrie Paul.
»Bleib hier!« rief Jörn hinter ihr her. Er machte ein paar Schritte in ihre Richtung, dann hielt er ein und kehrte mit hängenden Schultern wieder um.
»Sie will allein sein«, sagte er. »Ich glaube, sie braucht es für ein paar Stunden.«
»Kannst du mir eigentlich sagen, was passiert ist?« fragte Paul, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Seine Wange brannte. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
Jörn sah dorthin, wo Monica in der Dunkelheit verschwunden war. »Uschi hat sich tatsächlich in Nichts aufgelöst. Hier, vor meinen Augen«, sagte er. »Und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre Monica auch verschwunden. Ich konnte sie gerade noch zurückreißen. Sie war eigentlich schon viel gefährdeter als Uschi, aber als ich sie zurückholte, verschwand dafür Uschi.«
Er ballte die Fäuste.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Paul. Er glaubte immer noch nicht, was Jörn ihm erzählte. Es klang zu unwahrscheinlich.
»Wir müssen die Polizei verständigen«, sagte Jörn.
Währenddessen schritt Monica langsam in die Nacht hinaus. Sie fühlte nicht den kühlen Wind, während ihr Herz brannte. Was mochte mit Uschi geschehen sein?
Sie versuchte, Kontakt mit ihr aufzunehmen, aber es war sinnlos. Die Telepathie funktionierte nur, wenn sie beisammen waren und sich zugleich auf ihr Tun konzentrierten. Aber Uschi war fort. Irgendwo, vielleicht in einer anderen Welt. Es gab keinen Weg zu ihr. .
Monica wußte nicht, wie sie Uschi suchen sollte. Sie konnte überall und nirgends sein.
Irgendwann setzte sie sich nieder, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte stumm vor sich hin.
***
Nicole Duval erhob sich langsam. Ihre Schulter tat ihr weh, mit der sie gegen den Türrahmen gestoßen war. Sie würde ein paar Tage einen blauen Flecken als bleibende Erinnerung mit sich herumtragen. Doch das war nebensächlich. Wichtiger war, was in den letzten Sekunden und Minuten hier geschehen war.
Die seltsame Feuerwand hatte sich wieder verflüchtigt. Alles war ruhig geworden, vielleicht ein wenig zu ruhig. Vergeblich suchte Nicole nach der Person, mit der sie zusammengestoßen war. Sie hatte den Eindruck, daß es ein noch einigermaßen junges, blondes Mädchen in Jeans und Bluse gewesen war. Sie glaubte dieses Mädchen auch schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Aber wo und wann, entzog sich ihrer Erinnerung; zu kurz war die jetzige Begegnung gewesen.
Wohin war die Blonde verschwunden?
Sie sah sich um. Die beiden Chibb standen reglos da; Chaala hatte seinen Blaster noch in der Hand, mit dem er auf die unheimliche Erscheinung geschossen hatte. Balder Odinsson lag besinnungslos auf dem Bett neben dem auf dem Nachttisch stehenden Telefon, Zamorra war zu Boden gegangen und horchte am Teppich. Die bösartige Energie hatte die beiden Männer paralysiert.
Etwas stimmte nicht!
Sekundenbruchteile später erkannte sie es. Liz Vanguard, die Australierin, die sich in der Etage geirrt hatte! Sie war verschwunden! Aber durch die Tür konnte sie nicht gekommen sein; sie wäre Nicole in die Arme gelaufen. Auch der Weg durchs Fenster schied aus; es war geschlossen.
Liz Vanguard war also verschwunden. Verschwunden wie das kurz aus dem Nichts aufgetauchte blonde Mädchen!
Nicole machte ein paar Schritte vorwärts und kniete dann neben Zamorra nieder. Sie rollte ihn auf den Rücken. Seine Brust hob und senkte sich. Mit leichten Schlägen versuchte sie, ihn zu wecken, und nach einigen Augenblicken öffnete er tatsächlich die Augen.
»Ein Engel über mir…« murmelte er undeutlich. »Ich bin im Himmel.«
»Rede keinen Quatsch«, fuhr ihn Nicole erleichtert an. »Du bist nicht im Himmel, sondern immer noch in meiner Nähe.«
»Also in der Hölle«, brummte Zamorra und stützte sich auf die Ellenbogen.
»Das habe ich nicht gesagt, du Barbar!« schrie Nicole. »Typisch Mann! Kaum ist er wieder halbwegs wach, versucht er schon, die inneren Werte der Frauen abzuqualifizieren… du hättest Sklavenhalter im alten Rom werden sollen!«
Zamorra setzte sich jetzt auf und grinste.
»Vielleicht war ich das in einem früheren Leben«, sagte er, »und du warst meine Lieblingssklavin… komm, gib deinem Pascha einen Kuß!«
»Chauvinist!« zischte sie und erhob sich abrupt.
Der Ungeküßte schmunzelte immer noch, aber
Weitere Kostenlose Bücher