0177 - Der Untergang des 2. Imperiums
seines Wagens. Mit sicheren Griffen bediente er die Motoren des Fahrzeuges. Mit einem Hinterauge gab er Noirs Blick zurück. Die beiden Frontaugen sahen auf die Fahrbahn. Das vierte Auge beobachtete Gogol..
Die Straße führte in einen Gebäudeblock hinein. Sie wurde plötzlich zu einem Tunnel, der nach allen Seiten abgeschlossen war. Keine Nebenstraßen mehr, stellte Noir fest. Weiter vorn strahlten plötzlich helle Lichter. Gestalten bewegten sich. Die Straße endete vor einem Metallgitter, hinter dem ein riesiger Platz lag. Flachbauten umgaben ihn. In regelmäßigen Abständen führten Rampen schräg in die Tiefe. Auf der rechten Seite zog ruhig und gleichmäßig ein unterirdischer Strom dahin. Seine Ufer waren eingefaßt. An Ankerstellen lagen schwere Frachtschiffe. Sie waren flach gebaut und hatten einen geringen Tiefgang. Noir wußte, daß sie tief unter der Oberfläche den ganzen Kontinent durchqueren konnten. Der Fahrer drehte sich nicht um, als er die Scheibe öffnete und sagte: „Mich geht es zwar nichts an Kommandant, aber weißt du nicht, daß der,Block der fünften Wachsamkeit nur von befugten Gatasern betreten werden darf?"
„Wer sagt dir, daß ich nicht befugt bin?"
„Vielleicht bist du befugt, aber der Fremde bestimmt nicht."
„Er ist ein Wissenschaftler seiner Rasse. Er kann uns wertvolle Auskünfte geben. Fahr weiter!"
Gogol hatte auf Grund seiner Konditionierung keinerlei Bedenken, etwas streng Verbotenes zu tun. Er wußte überhaupt nicht mehr, was verboten war und was nicht. Er befolgte einfach die Befehle, die er von Noir und Kitai erhalten hatte. Er würde sie ausführen, wenn er dabei auch sein eigenes Leben in Gefahr brachte. Das Metallgitter kam näher. Es reichte bis in die Decke hinein und schloß das dahinter gelegene Gelände hermetisch von der Zufahrt ab. Wachen standen am Tor. Sie hielten Strahlgewehre in den Händen und sahen dem Transporter neugierig entgegen. Gogol ließ anhalten. „Du kannst zurückfahren", befahl er dem Fahrer. Der Gataser hinter dem Steuer schien froh zu sein, der ungemütlichen Lage entrinnen zu können. Er wendete und verschwand mit dem Fahrzeug in der Richtung, aus der sie gekommen waren.
Resigniert sah Noir die einzige Fluchtmnöglichkeit davonrollen.
Gogol marschierte mit seinen drei Leuten und dem „Gefangenen" in Richtung des Tores weiter. Drei Offiziere traten ihm entgegen.
Noir konnte die Unterhaltung nur zum Teil verstehen, denn sie sprachen alle sehr schnell. Den Rest reimte er sich zusammen. „Was willst du?"
„Ich habe den Auftrag des Rates, diesem Gefangenen den Block zu zeigen. Der Rat erhofft sich wertvolle Hinweise aus seiner Reaktion."
„Ein Terraner? Hier, im Block der fünften Wachsamkeit?
Du bist verrückt."
„Nicht ich bin verrückt, sondern höchstens der Rat, denn er hat es befohlen. Was ist? Wollt ihr euch dem Befehl widersetzen?" Der erste Offizier zögerte.
„Hast du einen schriftlichen Befehl?"
„Nein, natürlich nicht. Wer verlangt in der Zeit des Aufruhrs und des nationalen Notstandes noch einen schriftlichen Befehl? Ihr wart wohl schon lange nicht mehr an der Oberfläche? Dort ist die Niederlage nicht mehr aufzuhalten. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, diesen Terraner zum Sprechen zu bringen."
„Ich verstehe zwar kein Wort, aber du wirst schon wissen, was du redest. Kommt mit. Ich begleite euch."
Die beiden anderen Offiziere blieben zurück. Sie nahmen ihren Rundgang wieder auf.
Gogol machte einen selbstsicheren Eindruck. Im Grunde genommen spielte er nicht einmal Theater, denn in seinem Zustand kannte er weder Furcht noch Tapferkeit. Er handelte, ohne zu wissen, was er tat. Noir sah sich aufmerksam um.
Es war klar. Durch das riesige Metallgitter kamen die Transporter mit dem Molkex in das Lagergelände. Allem Anschein nach brachten sie ihre Last noch tiefer in den Schoß der gewachsenen Felsen hinab, denn zahlreiche Lifts wiesen eindeutig darauf hin.
Ihre Plattformen waren jetzt leer. Außerdem waren da noch die Rampen. Der Wachoffizier brachte sie durch die Sperre und schritt voran. Seine Hand blieb in der Nähe der Waffe. So ganz schien er dem Frieden nicht zu trauen. Noir machte sich darauf gefaßt, ihn schließlich doch konditionieren zu müssen. Lagerhallen umschlossen den freien Platz. Teilweise waren die Tore weit geöffnet und gaben den Blick in das Innere frei. In vielen standen Diskusschiffe. Arbeitsroboter waren damit beschäftigt, sie mit einer Molkexschicht abzudecken, Also auch
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