0178 - Der grüne Dschinn
waren an dem Kaffeehaus vorbeigegangen, hatten der Fassade einen mißtrauischen Blick zugeworfen und überquerten die Straße.
Der eine stieß seinen Kollegen an und deutete mit dem Kopf auf Suko.
Dann sagte er irgend etwas, und als die beiden Polizisten den Gehsteig erreicht hatten, blieben sie vor dem Chinesen stehen und grüßten.
Suko grüßte zurück.
»Wieder mal ein Fall in Soho?« fragte der Bobby, der Suko erkannt hatte. Bei der Polizei hatte es sich herumgesprochen, wer oft an John Sinclairs Seite kämpfte, und Suko verstand sich mit den Polizisten gut.
Allerdings kannte er kaum welche mit Namen, und diese hier nicht einmal vom Ansehen.
»Sorry, Sir«, erwiderte Suko. »Ich kann mich leider nicht an Sie erinnern.«
»Ist ja auch schon lange her. Damals ging es um den Maler, diesen Golerian…« [2]
Suko lächelte. »Ich erinnere mich. Sie waren sicherlich bei dem Polizeieinsatz dabei.«
Der Bobby strahlte. »Genau.« Dann wurde sein Gesicht ernst.
»Erwartet uns vielleicht etwas Ähnliches?«
Suko wollte den Mann nicht unnötig aufregen. »Kaum, Officer.«
»Dann sind Sie privat hier?« Der Mann war wirklich neugierig.
»Das nicht, ich beobachte nur.«
Der Bobby drehte sich um. »Das Kaffeehaus?«
»Möglich.«
Da winkte der Polizist ab. »Kelim ist harmlos. Die Türken trinken wirklich nur Kaffee. Kein Rauschgift oder so, der Besitzer hat seine Gäste im Griff. Er arbeitet gut mit der Polizei zusammen, was man von manch einheimischem Wirt nicht gerade sagen kann.«
»Das stimmt.«
»Sollten Sie Hilfe brauchen…«
»Komme ich darauf zurück«, vollendete Suko.
»Genau, Sir.« Die Bobbys verschwanden. Sie blieben jetzt auf dieser Straßenseite.
Der Chinese schaute auf seine Uhr. Die Stunde war um!
Suko hatte keine Lust, die Wartezeit zu verlängern. Seine innere Stimme sagte ihm, daß etwas passiert war. John hätte sich bestimmt gemeldet und ein Zeichen gegeben, wenn alles in Ordnung gewesen wäre. So aber sah es böse aus.
Der Mann aus China wartete, bis die beiden Bobbys im Strom der Passanten untergetaucht waren. Er erhob sich von seinem Sitz. Er ließ erst zwei Fahrzeuge passieren, bevor er die Straße überquerte.
Links neben dem Kaffeehaus befand sich ein Trödlerladen. Der Besitzer hatte seine Ware sogar draußen ausgestellt, meist billigen Kram, wie Tücher, Stoffe, getragene Schuhe oder Kleider.
An der rechten Seite wurde das Kaffeehaus ebenfalls von einem hohen Gebäude begrenzt. Im Erdgeschoß befand sich auch ein Geschäft. Ein kleiner Laden nur, wo der Eigentümer im Schaufenster hockte und Modeschmuck produzierte. Seine Arbeit unterbrach er nur, wenn ein Kunde das Geschäft betrat und etwas kaufen wollte.
Suko hatte die andere Seite erreicht und steuerte die Tür an. Sie wurde aufgestoßen und spie einen Gast aus, der an Suko vorbeiging und sich nach rechts wandte.
Die Tür war noch nicht zugefallen. Suko hielt sie auf, schlüpfte durch den Spalt und »teilte« den Vorhang in der Mitte.
Er erlebte das gleiche wie John. Auch ihm drang die Wolke aus Qualm und Ausdünstungen entgegen. Sie raubte ihm fast den Atem. Suko konnte zuerst nichts erkennen, sondern hörte nur die Musik, die auch für seine Ohren nicht bestimmt war. Nur schemenhaft erschienen die Gesichter und die Umrisse der Gäste aus dem blaugrauen Dunst. Fast alle saßen, ein Schatten wieselte zwischen den Sitzbänken und Tischen einher, um zu bedienen.
Links neben Suko saß ein alter Mann. Nur der Fez unterschied ihn von dem iranischen Revolutionsführer. Der Mann rauchte eine Wasserpfeife, wobei das Mundstück irgendwo im Bartgestrüpp verschwand.
Der Mann hob kurz den Blick, als Suko erschien, sagte aber nichts und rauchte weiter.
Suko ging durch den Qualm zum Tresen. Das Prunkstück war eine große silberfarbene Kaffeemaschine. Sie glänzte. Hinter ihr stand ein glatzköpfiger Mann mit Ringerfigur, bediente die Maschine und produzierte Kaffee und Dampf.
Der Chinese klopfte auf das Holz, und der Wirt hob den Kopf, wobei er die Stirn krauste. Sein Schnauzbart zitterte, als er sagte: »Setz dich an den Tisch.«
»Es ist kein Platz mehr frei.«
»Dann geh in ein anderes Lokal.«
Suko merkte, daß man ihn loswerden wollte, was ihm allerdings nicht gefiel. Er wollte bleiben. Und zwar so lange, bis er wußte, wo sein Partner steckte.
»Was ist?« fragte der Wirt.
»Ich bleibe hier«, erwiderte Suko. »Wir leben in einem freien Land, jeder kann sein Bier trinken wann und wo er will. Hast du das
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