0178 - Der grüne Dschinn
Dschinn entstammten zwei verschiedenen Religionen, obwohl das Böse an sich ja unteilbar ist. Ob man das nun aus christlicher, mohammedanischer oder buddhistischer Sicht betrachtete.
Meines Erachtens mußte das Kreuz auch bei diesen Religionen und Mythen reagieren. Daß es dies nicht tat, war für mich ein Phänomen, das ich näher untersuchen wollte, falls man mir die Zeit dazu ließ.
Der Versuch mit dem Kreuz war also fehlgeschlagen.
Sicherheitshalber ließ ich das Kruzifix vor meiner Brust hängen. Man konnte ja nie wissen, was noch kam.
Und so wartete ich ab.
Es ist nicht gerade angenehm, sich die Wartezeit mit einem Toten zu teilen, mir ließ man keine andere Wahl. Ich mußte so lange in diesem Gefängnis hocken bleiben, bis man mich ab- oder herausholte.
Die Waffen hatte man mir gelassen. Zudem hielt ich noch einen Trumpf in der Hinterhand.
Der hieß Suko.
Auf den Chinesen setzte ich meine Hoffnungen. Wenn ich zu lange ausblieb, würde er nachschauen und den Türken sicherlich einige unangenehme Fragen stellen. Dabei dachte ich auch an die Übermacht.
Suko war zwar ein Baum von einem Kerl, und er besaß auch die dementsprechenden Kräfte, nur gegen 20 Gegner oder noch mehr würde auch er nicht ankommen. Ich war mir sicher, daß die Gäste im Kaffeehaus alle unter einer Decke steckten. Zumindest hatten sie Angst.
Dieser Treffpunkt schien mir eine Art Zentrale für diese geheimnisvolle Sekte zu sein.
Gab es denn keinen Ausweg?
Abermals schaute ich mich im Raum um. Mein Blick glitt auch in die Höhe. Vorhin hatte ich die Decke natürlich auch gesehen, aber jetzt war sie besser zu erkennen.
Wieso?
Der Grund wurde mir schnell klar, und plötzlich klopfte auch mein Herz schneller.
Ich war in einem Gefängnis mit beweglicher Decke gelandet. Das Ding da oben stand nicht mehr still und kam langsam aber sicher auf mich zu.
Tief atmete ich ein.
Jetzt wurde es wirklich gefährlich. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann mich die verfluchte Decke zerquetschen würde.
Gab es einen Ausweg?
Abermals glitt mein Blick durch den Raum. Die Wände waren glatt. Da stand keine Kante vor, keine Ecke, da existierte kein Vorsprung, der die Decke aufhalten konnte.
Und die Tür?
Als ich mich umdrehte und sie anschaute, fiel mir auf, daß sie weder eine Klinke noch einen Knauf besaß. Sie war völlig glatt und nur von außen zu öffnen.
Das paßte mir nicht.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und streckte beide Arme hoch.
Die Decke war bereits so tief gesunken, daß ich meine Handflächen dagegen pressen konnte. Dabei spürte ich das leichte Vibrieren, das sich durch meine Arme fortpflanzte und dabei auch den gesamten Körper erfaßte.
Herkules hätte es vielleicht geschafft, die sich langsam senkende Decke aufzuhalten, ich war zu schwach. Meine Arme wurden weiter eingedrückt, und es hatte keinen Zweck, hier noch lange zu stehen, ich mußte mich mit meinem Schicksal abfinden.
Diese Situation war mir nicht neu. Zwangsläufig dachte ich an unser Abenteuer in Hongkong, wo wir gegen den Gelben Satan gekämpft hatten. Dort waren Suko und ich ebenfalls in ein Verlies gesteckt worden, bei dem die Wände sich bewegten und uns zerquetschen wollten. [1]
Wir waren damals entkommen, weil Suko, glaube ich, eine Eisenstange quergestellt hatte.
Hier hatte ich nichts, womit ich die sich langsam senkende Decke aufhalten konnte.
Da berührte sie meinen Kopf.
Zuerst nur das leise Streicheln an den Haaren, dann spürte ich den Druck.
Mir wurde noch flauer.
Hinstellen konnte ich mich nun nicht mehr, bücken wollte ich mich auch nicht, so setzte ich mich kurzerhand auf den Boden.
Ausruhen bis zum Tod…dieser perverse Gedanke quälte mich.
Und die Decke senkte sich weiter.
Sehr langsam, aber für mich doch zu schnell. Es war wirklich eine verdammte Sache, immer weiter, immer tiefer, und meine Angst steigerte sich.
Ich spürte ein Kratzen im Hals, der tödliche Mechanismus der sich senkenden Decke befand sich außer meiner Sichtweite, so daß ich ihn nicht abstellen konnte.
Es war eine teuflische und erbarmungslose Methode, Zeugen so verschwinden zu lassen.
Ich konnte mir ausrechnen, was von mir übrigblieb, nämlich nichts.
Wie hoch war sie noch?
Ich legte den Kopf in den Nacken. Es sah böse aus, fast konnte ich sie mit den ausgestreckten Armen erreichen, auch wenn ich hier sitzenblieb.
Verdammt, wo blieb denn Suko? Er mußte doch etwas gemerkt haben, der alte Knabe.
Ich schwitzte. Das kam nicht nur von
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