0178 - Der grüne Dschinn
Raum lag dahinter. Völlig dunkel, ohne Fenster.
Der Druck um meinen Hals verschwand, dafür griffen Hände in meine Haare und zerrten mich hoch. Ich biß die Zähne zusammen, um nicht zu schreien.
Dem Tritt ins Kreuz hatte ich nichts entgegenzusetzen. Ich flog in den dunklen Raum hinein und hörte noch, wie die Tür zugeknallt wurde, dann krachte ich gegen die Wand.
Zum Glück hatte ich die Arme dabei vorgestreckt, so daß ich den Aufprall lindern konnte.
Ich ging erst einmal in die Knie und ruhte mich aus. Verflucht, diese Hundesöhne hatten mir eine gefährliche Falle gestellt. An diesem grünen Dschinn schien doch etwas dran zu sein, kein Märchen oder eine Fabel aus Tausendundeiner Nacht. Getötet hatte man mich noch nicht, weil man mit mir etwas vorhatte.
Aber was?
Es war müßig, sich darüber Gedanken zu machen, zunächst einmal wollte ich mein Gefängnis durchleuchten, um zu sehen, wo ich mich überhaupt befand.
Meine Bleistiftlampe trug ich bei mir. Die rechte Hand steckte bereits in der Tasche, als sich der Raum langsam erhellte. Allerdings nicht durch irgendeine Lampe, sondern auf eine seltsame Art und Weise. Die vier Wände begannen zu leuchten. Nicht, wie ich es schon bei indirekten Lichtphänomenen erlebt hatte, sondern auf eine völlig andere Art und Weise.
Gesichter erschienen.
Genau vier an der Zahl.
Jede Wand zeigte das gleiche Gesicht, von dem ein grünes Leuchten ausging, das den Raum so weit erhellte, um sehen zu können.
Viermal das gleiche Gesicht!
Obwohl ich es noch nie gesehen hatte, wußte ich Bescheid. Dieses Gesicht gehörte dem grünen Dschinn.
Ich hatte schon Fratzen gesehen, die schlimmer aussahen. Dieses Gesicht war groß, größer als das eines Menschen. Es hatte ein etwas affenartiges Aussehen, und durch die grünen Falten in der Haut liefen rote Streifen. Der Mund stand offen, die Unterlippe - sie wirkte wie Leder - war nach vorn geschoben.
Mein Informant hatte nicht gelogen. Es gab den grünen Dschinn tatsächlich.
Nur was würde er tun? Weshalb hatte man mich in diese Kammer gelockt? Ich drehte mich um und schaute jetzt auf die Tür. Auch dort schimmerte das Gesicht, nahm fast die gesamte Breite ein.
Und dann sah ich ihn.
Ein Mann lag auf dem Boden, von mir aus gesehen links von der Tür.
Seine Haltung war zu verkrümmt, um normal zu sein. Er hatte dunkles Haar, und als ich ihn auf den Rücken drehte, zuckte ich zurück.
In seinem Hals steckte ein goldener Halbmond!
***
Der erste Mord in diesem Fall. Für mich gab es keinen Zweifel, daß dieser Mann umgebracht worden war. Von selbst hatte er sich den Halbmond bestimmt nicht in den Hals gedrückt.
Als ich in sein Gesicht schaute, sah ich die Angst auf den Zügen. In den letzten Sekunden seines Lebens mußte er unsagbar gelitten haben.
War er der Mann, der mich hatte treffen wollen? Ich war fast davon überzeugt, denn welchen Grund sollten unsere Gegner und davon mußte man ja jetzt ausgehen gehabt haben, den Mann umzubringen.
Er trug normale Straßenkleidung, und ich faßte in seine Tasche. Eine Waffe hatte er nicht bei sich, dafür aber eine Brieftasche, in der auch Papiere steckten.
Ich schaute sie durch. Der grüne Schein erlaubte es kaum, die Buchstaben zu lesen, doch ich trug meine Bleistiftleuchte bei mir und leuchtete die Dokumente an.
Sie waren sehr aufschlußreich, denn ich entnahm ihnen, daß der Tote zur Botschaft seines Landes gehörte. Wahrscheinlich sogar war er ein Agent gewesen und dieser Bande des Dschinns auf der Spur, bis man ihn gekillt hatte.
Mit einem goldenen Halbmond!
So schrecklich das Bild auch war, ich schaute mir den Hals des Mannes noch einmal an. Der Halbmond besaß dieselbe Farbe wie die Kugeln, die auf den Lanzen steckten. Gehörten diese Dinge vielleicht zusammen?
Ich fragte mich, weshalb sie den Toten noch nicht weggeschafft hatten? Sie ließen mich bewußt mit ihm allein. Wollten sie mir vielleicht Angst machen?
Bis jetzt verspürte ich noch keine, dafür ein ungutes Gefühl, wenn ich ehrlich war.
Und dann kam mir die Idee mit dem Kreuz. Wahrscheinlich würde ich nichts erreichen, aber man konnte es trotzdem wagen. Die Gesichter kamen mir vor, als wären sie um das Doppelte gewachsen. Der Mund stand halboffen, dieser Dschinn sah aus, als würde er jeden Moment zubeißen.
Er sollte sich den Appetit verderben, denn ich nahm das Kreuz und preßte es gegen das Gesicht.
Keine Reaktion.
Ich hatte auch nicht damit gerechnet und war gar nicht enttäuscht.
Kreuz und
Weitere Kostenlose Bücher