0179 - Spuk im Leichenschloß
ziemlich wütend. Er zog die Tür wieder zu. Heftig fiel sie ins Schloß, und Ralph drehte sich um.
Stocksteif blieb er stehen.
Direkt vor dem Bett stand jemand!
***
Es war eine Szene, mit der ich überhaupt, nicht gerechnet hatte. Ich hatte angenommen, Suko wäre im Bett, um so überraschter war ich, als ich ihn am Boden liegen sah und die gräßliche Gestalt mit dem Messer daneben.
»John!« krächzte der Chinese.
Ein Gutes hatte mein Auftauchen.
Der andere ließ von Suko ab, glitt zur Seite und stand auf.
Mir gelang es, die Beretta zu ziehen. Bevor ich auf ihn anlegen konnte, geschah es. Die zweite Überraschung war wesentlich schlimmer, als die erste.
Sie kam von der Decke und überraschte mich, wie selten zuvor etwas in meinem Leben.
Ich hörte noch das Knirschen, wollte den Kopf heben, schaffte es auch, nur sehen konnte ich nichts.
Ein gewaltiger Blutstrahl schoß mir ins Gesicht. Ich bekam die Augen nicht schnell genug zu, konnte auf einmal nichts mehr sehen, warf mich aber instinktiv zur Seite, damit ich auf meinem Standplatz kein Ziel mehr für einen Messerwurf bot.
Ich rollte mich über die Schulter ab und hörte, wie weiteres Blut zu Boden klatschte.
Dazwischen vernahm ich das Lachen und Kreischen und verstand auch die Worte.
»Das Blutschloß holt sich seine Opfer. Die Rache der Toten erfüllt sich.«
Ich lag auf dem Boden und wischte mir das klebrige Zeug aus den Augen. Durch einen roten Schleier konnte ich meinen Gegner nur in Umrissen ausmachen, und er bewegte sich. Wie ein Schatten huschte er auf die Tür zu, die noch offenstand.
»Die Rache der Toten!« schrie er zum Abschluß. »Sie trifft jeden!«
Ein grausames Gelächter folgte seinen Worten, und ich sah noch, daß selbst er blutüberströmt war.
Dann war er verschwunden!
Ich kam auf die Füße, jagte zur Tür und riß sie auf.
Leer lag der Gang vor mir.
Nach rechts und links schaute ich, doch da war niemand. Trotzdem gab ich die Suche nicht auf.
Hier befanden sich mehrere Zimmer. Jede Tür riß ich auf, machte überall Licht, schaute in die zum Teil sehr großen Räume hinein, doch von dem Unheimlichen entdeckte ich nicht einen Zipfel. Er schien sich buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben. Daß er sich ganz in der Nähe befand, bemerkte ich nicht. Auch ein Geisterjäger ist nicht allwissend. Ich ging wieder zurück. Schließlich mußte ich mich um Suko kümmern.
Der Chinese lag stöhnend am Boden. Sein Gesicht war verzerrt. Er mußte Schmerzen haben. Und er lag inmitten eines roten Sees. Auch ich sah nicht anders aus, meine Kleidung war blutbespritzt. Mit dem Taschentuch reinigte ich erst Sukos, dann mein Gesicht notdürftig.
»Das war im letzten Augenblick, John!« keuchte er. »Verdammt, dieser Hundesohn hätte mich umgebracht.«
»Wo kam er her?«
»Er lag unter dem Bett und hätte mich erstochen, wenn ich nicht früh genug aufmerksam geworden wäre. In diesem Schloß stimmt einiges nicht.«
»Das Gefühl habe ich auch.«
»Was machen wir?«
»Leider ist er entkommen, aber ich werde dich erst einmal aufs Bett legen.«
Suko wollte sich allein aufrichten. Er hatte seine Schwierigkeiten.
Ich half ihm.
Endlich saß er, kam auch mit meiner Hilfe auf die Beine und torkelte zum Bett, wo er sich hinfallen ließ und dabei stöhnte. »Wenn doch mein Schädel in Ordnung wäre«, schimpfte er. »Ich drehe hier noch durch, dieses verdammte Liegen.«
»Laß nur, ich hole mir den schon.«
»Woher weißt du eigentlich, daß er allein ist?«
»Davon habe ich nichts gesagt.«
»Dann denk daran, daß noch mehr von seiner Sorte hier herumgeistern können. Das ganze Schloß scheint mir verflucht zu sein, und wir wissen nichts davon.«
»Ja, es soll ein Spukschloß sein. Mrs. Frominghton berichtete mir davon. Die Grundmauern sind mit dem Blut unschuldiger Menschen errichtet worden.«
»Deshalb also…«
Ich schaute auf die riesige Lache. »Aber welches Ereignis hat dies ausgelöst?«
»Keine Ahnung, John. Ich kann nur raten.«
»Dann mal los.«
»Vielleicht die Magie des Dschinn. Sie muß dieses Schoß hier auch berührt haben. Das könnte der Aufhänger sein, meine ich jedenfalls.«
Da hatte mein Freund gar nicht so unrecht. Ich stimmte ihm sogar zu.
»Und jetzt?«
Ich schaute Suko an.
Er grinste leicht. »Ich weiß, was hinter deiner Stirn vorgeht. Aber du kannst mich ruhig hier allein lassen. Ich komme schon zurecht. Diesmal lasse ich mich nicht überraschen. Da zeige ich ihnen die Zähne, darauf kannst du dich
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