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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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Leute hier schienen alle ein bißchen verrückt zu sein. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und drückte endgültig die Tür auf.
    Er kam in einen Raum, der ungefähr zwölf mal vierzehn Yard groß war. Auf dem Boden lagen abgetretene, billige Teppiche. Runde Tische standen sauber zu Reihen ausgerichtet. Die Stühle waren alle rot gepolstert. An den Wänden hingen Messinglampen. Rechts von der Tür gab es eine lange Theke mit hohen Barhockern. Drei Männer saßen darauf.
    »Guten Morgen«, sagte Ray, stellte seinen Koffer ab und rutschte auf den ersten der Barhocker.
    Er bekam keine Antwort. Der bullige, etwa vierzigjährige Mann hinter der Theke sah ihn nicht einmal an. Er unterhielt sich mit den drei anderen über die nächsten Kommunalwahlen. Ray kümmerte sich nicht um das Gespräch. Er wischte sich noch einmal über die Stirn und leckte sich die Lippen in der Vorfreude auf ein eisgekühltes helles Bier.
    Aber es dauerte fünf Minuten, ohne daß der kräftige Kerl hinter der Theke Notiz von Rays Anwesenheit genommen hätte. Schließlich wurde es Ray zu dumm.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihr Gespräch störe«, sagte er etwas ungehalten, »aber ich möchte bitte ein Bier. Ein Helles.«
    »Guck dir diesen frechen Burschen an!« sagte einer der drei Männer.
    Der Wirt kam hinter der Theke hervor und näherte sich Ray. Himmel noch mal, dachte der junge New Yorker, die müssen mich mit einem anderen verwechseln. Dabei bin ich noch nie im Leben hier gewesen. Ich habe von Florida nur das gesehen, was man in den Reiseprospekten und Reklame-Fernsehsendungen sehen kann.
    Jetzt war der Wirt herangekommen. Einen Augenblick sah Ray in den großen, grauen Augen des Mannes ein unerklärliches Funkeln. Das Gesicht des stämmigen Burschen war gleichsam gefroren, so hart traten die Kiefermuskeln hervor.
    Plötzlich holte der Wirt aus und schlug Ray die geballte Faust mit aller Kraft mitten in das Gesicht. Während Ray nach hinten vom Hocker herunterfiel, während eine glutrote Schmerzwelle durch sein Gehirn raste, während etwas anderes an einer anderen Stelle in seinem Gehirn über den brutalen Schlag fassungslos verwundert war, hörte er das brüllende Gelächter der übrigen Männer.
    Die Nebel und die zuckenden Blitze vor seinen Augen verzogen sich. Ray schüttelte den Kopf wie ein verletzter Stier, stemmte sich unsicher mit den Händen auf und drückte sich hoch. Er griff nach der Stange, die oben an der Theke entlanglief und zog sich endgültig in die Höhe.
    »Hören Sie«, sagte er und leckte sich das Blut von den Lippen, »Sie müssen mich verwechseln. Ich bin noch nie —«
    »Du wirst auch nie wieder«, sagte der Wirt und hämmerte Ray die Faust in die Rippen.
    Ray fühlte, wie seine Atmung schlagartig gestoppt war. Ein stechender Schmerz zdg durch alle Nervenstränge. Aber bevor er auch nur die Hände hochreißen konnte, hatte der Wirt ihn an der Krawatte gepackt und nach vorn gerissen. Ray erkannte den gemeinen Trick zu spät. Erst als das Knie des Mannes in seinem Magen explodierte und ihm speiübel wurde vor Schmerz, merkte er, daß mit Reden hier nichts mehr zu machen war. Durch die wallenden roten Nebel, die vor seinen Augen tanzten, versuchte er, seinen Gegner auszumachen. Er machte eine fahrige Handbewegung. Wie von weit weg hörte er die Stimme des Wirts: »Dieser Kerl will mich angreifen, habt ihr das gesehen?«
    »Mach ihn fertig!« schrie einer der anderen.
    Ray verstand nicht, was mit ihm geschah. Von mehr als einem Dutzend Hieben hart getroffen, ging er zu Boden. Er konnte keinen Widerstand mehr leisten, als der Wirt ihn am Rockkragen quer durch das Lokal schleifte und mit einem brutalen Tritt zur Tür hinauswart Ray rollte ein paar Yard über den Bordstein und blieb liegen. Aus seinem Mund und aus der Nase quoll Blut. Nur noch mit halbem Bewußtsein hörte er, was der Wirt ihm nachrief:
    »Laß dich nie wieder bei mir sehen! Ich will keinen Nigger in meinem Lokal haben!«
    Es dauerte eine Weile, bis Ray wieder zu sich kam. Er stand auf, als er einen Streifenwagen der städtischen Polizei langsam die Straße herunterrollen sah Einen Augenblick zögerte er. Aber es war wohl das einzige Richige, was er tun konnte, obgleich er es nicht gern tat. Er lief dem Wagen entgegen und winkte.
    Der Streifenwagen rollte vor seinen Füßen aus. Die rechte Wagentür wurde geöffnet, und ein Sergeant von gut einsneunzig kletterte schnaufend heraus »Was ist los, mein Junge?« fragte der Sergeant, indem er den

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