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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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Kopf auf die Seite legte und prüfend Rays zerschundenes Gesicht betrachtete.
    »Ich habe Sie nicht gern angehalten, das können Sie mir glauben, Officer«, sagte Ray und tupfte sich mit dem Taschentuch das Blut aus seinem Gesicht.
    »Ich regle meine Angelegenheiten sonst lieber selber, wenn es sich machen läßt.«
    »Okay.«
    Der Sergeant nickte beifällig und wartete auf die Fortsetzung. Ray versuchte, die Geschichte nicht zu dramatisieren. Wenn er auch ein paar Schläge bekommen hatte, so war dies in seinen ‘Augen kein Grund, deshalb allzuviel Staub aufzuwirbeln.
    »Ich war gerade da drüben drin und wollte ein Bier trinken«, erklärte er. »Aber ich kam nicht dazu. An der Theke saßen drei Männer, die vom Wirt bedient wurden. Ich selber wurde überhaupt nicht beachtet. Ich habe eine lange Zeit gewartet, ohne daß sich der Wirt um meine Anwesenheit gekümmert hätte. Schließlich unterbrach ich das Gespräch der Männer mit dem Wirt und sagte, daß ich ein Bier möchte. Einer der Männer sah mich groß an und sagte, ich wäre ein frecher Kerl.«
    »Okay. Wie ging's weiter?«
    »Der Wirt kam zu mir und schlug mir plötzlich ins Gesicht, ohne ein Wort zu sagen. Danach richtete er mich mit ein paar gemeinen Schlägen so zu.«
    »Du willst also eine Anzeige gegen den Wirt da drin erstatten? Gegen Nick Steewy?«
    »No, Sir. Ich will keine Anzeige erstatten«, sagte Ray fest. »Wenn er was gegen Neger hat, ist das seine Sache. Und daß ich zufällig ein Neger bin, ist meine. Dafür brauchen wir die Polizei nicht zu bemühen. Sollte er mir noch einmal über den Weg laufen, werde ich besser aufpassen.«
    »Was willst du dann, wenn du keine Anzeige erstatten willst?« fragte der Sergeant und wurde langsam ungeduldig.
    »Verstehen Sie mich recht, Sir. Da drin steht mein Koffer. Ich kann ihn nicht rausholen, ohne daß es wieder zu einer Schlägerei kommt. Wenn die Einrichtung dabei demoliert wird, weil ich mir einen Stuhl greifen würde, hängen sie mir womöglich eine Anzeige an und beschwören zusammen, daß ich angefangen hätte. Ich kenne diese Tour. Ich möchte Sie deshalb bitten, mal kurz mit mir reinzugehen, damit ich meinen Koffer rausholen kann.«
    Der riesige Sergeant schob das kantige Kinn vor. Seine Augen hatten sich ein wenig zusammengezogen.
    »Okay, mein Junge. Geht in Ordnung. Gehen wir.«
    So schnell hatte Ray eine zustimmende Antwort gar nicht erwartet. Erfreut schloß er sich dem Sergeanten an, der in das Lokal trat.
    Die drei Männer saßen noch immer auf den hohen Hockern vor der Theke. Aber sie tranken jetzt nicht Bier, wie vorhin, sondern sie hatten Whiskygläser vor sich stehen. Vielleicht hatte der Wirt auf seinen Sieg hin eine Runde spendiert.
    »Morgen, Nick«, sagte der Sergeant und schob sich die Mütze ein wenig nach hinten. »Hör mal, ich möchte ein Wort mit dir reden.«
    Der Wirt kam eifertig hinter der Theke hervor und rieb sich die Hände an einem Lappen trocken.
    »Ja, Mock? Was gibt's denn?« erwiderte er scheinheilig.
    Der Sergeant deutete mit dem Daumen auf Ray.
    »Der Junge sagt, du hättest ihn ohne Grund angegriffen. Stimmt das?«
    Der Wirt stemmte beide Hände in die Hüften lind drehte sich zu den drei Männern um.
    »Haben Sie das gehört, Gentlemen? Was sagen Sie zu dieser Frechheit?«
    »Hau ihm doch noch eins!« schrie einer von den dreien, der einen roten Kopf und Glotzaugen hatte.
    »Sir, ich möchte —«
    Ray konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, denn der Sergeant unterbrach ihn mit einer knappen Bewegung: »Deine Version habe ich gehört. Jetzt möchte ich seine hören. Also, Nick, wie war es?«
    »Er hat mich angegriffen!« röhrte der Wirt in gespielter Wut, »Ich möchte annehmen, daß es die Gentlemen dort bestätigen können! Frag sie doch, Mock! Wie käme ich dazu, mir ohne jeden Grund die Finger an so einem Kerl schmutzig zu machen?«
    Es kam, wie es Ray erwartet hatte. Er war nicht einmal erstaunt darüber. So etwas passierte ja nicht das erste Mal. Die anderen schrien zwar alle durcheinander, aber der Tenor ihres Gebrülls ging dahin, daß Ray der Angreifer gewesen wäre. Der Sergeant hörte eine Weile zu, dann winkte er ab.
    »Okay, ihr braucht nicht so zu brüllen! Nick, willst du eine Anzeige machen?«
    »Ich zeige doch keine Laus an, wenn sie mich mal beißt.«
    Nick Steewy warf einen mehr als verächtlichen Blick auf Ray. Mit einem höhnischen Achselzucken drehte er sich und schlurfte zurück zur Theke.
    »Nimm deinen Koffer, mein Junge«, sagte

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