Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
Vom Netzwerk:
Lust dazu bat? Muß ich vielleicht vorher die Polizei fragen, ob‘s ihr recht ist?«
    Der herankomimende Polizist überhörte Rays scharfe Fragen.
    »Wen haben Sie besucht?« fragte er.
    Ray seufzte. Die Fragen paßten ihm nicht. Trotzdem beherrschte er sich und sagte:
    »Ich habe meine Mutter besucht.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Wo sie arbeitet!« gab Ray barsch zurück, denn langsam hatte er genug.
    Der Polizist schien zu merken, daß sich die Atmosphäre in der ganzen Kneipe zuspitzte. Kein Amerikaner liebt es, von der Polizei belästigt zu werden. Und Ausweiskontrollen in einer Kneipe arten oft zu Tätlichkeiten aus zwischen den Bürgern, die sich beleidigt fühlen, und den Polizisten, die ihre Pflicht tun müssen. Da es der Cop merkte, daß auch die anderen Anwesenden erregt waren, lenkte er ein und sagte eine Spur freundlicher:
    »Es tut mir leid, aber ich muß Sie bitten, mir die Adresse zu sagen, wo Ihre Mutter lebt.«
    »Bei Mrs. Rosega, wenn Sie's genau wissen wollen«, sagte Ray. »Das ist in der Paradise Street. Die Hausnummer habe ich vergessen.«
    Die Polizisten erstarrten gleichsam. Einen Augenblick blickten sie fassungslos auf Ray, dann warfen sie sich einen kurzen Blick zu, nickten und rissen Rays Arme so schnell auf den Rücken, daß er es nicht verhindern konnte. Ohne noch ein Wort der Erklärung zu sagen, riefen sie den dritten Polizisten heran, der Ray Handschellen anlegte. Während sie den Widerstrebenden hinausschleppten, grölte einer der Angetrunkenen von der Theke her:
    »He, Cops! Was hat der Nigger denn auisgefresisen?«
    Einer der Polizisten drehte sich um. »Er hat selber zugegeben, daß er heute nacht bei einer Familie Rosega in der Paradise Street war.«
    »Na und? Ist das ein Verbrechen?«
    »No. Aber neben den Rosegas hat ein gewisser Steewy sein Haus. Und der wurde vor zwei oder drei Stunden erstochen.«
    ***
    Als mein Kollege Clareson und ich das Vorzimmer des Gouverneurs betraten, bot sich ums ein seltsames Bild. In dem geräumigen Zimmer standen zwei große Schreibtische. Beide mit Telefonapparaten, Stempelhaltern, Lochern, Heftzangen, Dosen mit Klebstoff, Zeitungen und Dutzenden von dickleibigen Akten vollgelegt. Vor dem einen Schreibtisch saß eine Dame von etwa fünfunddreißig Jahren, die nicht gerade schön war, aber doch sehr schick aussah. Allerdings schien sie im Augenblick nicht gerade glücklich zu sein, und den Grund dafür sah man auf den ersten Blick.
    Links gab es eine schwere Tür, die vermutlich ins Arbeitszimmer des Gouverneurs führte. Und genau vor dieser Tür bockte auf einem anscheinend mitgebrachten Klappstuhi — ein alter Priester. Er sah übermüdet aus, aber er machte keine Anstalten, seinen Platz zu räumen.
    »Guten Tag«, sagte ich und trat mit Clareson an den Schreibtisch der Sekretärin. »Wir müssen mit dem Gouverneur sprechen. Es ist wichtig.«
    Ich schob ihr meinen FBI-Ausweis hin und deutete mit dem Zeigefinger vor den Lippen an, daß unser Beruf nicht bekannt werden dürfte. Sie warf einen kurzen Blick auf das Dokument, prägte sich meinen Namen ein und schob mir den Ausweis mit einem kurzen Kopfnicken wieder zu.
    »Warten Sie bitte einen Augenblick!« sagte sie.
    Sie ging auf den alten Priester zu.
    Der Pater hockte mit einer geradezu stoischen Ruhe auf seinem Klappstuhl.
    Er dachte nicht einmal daran, seine Beine wegzuziehen, als die Sekretärin an ihm vorbei wollte. Es blieb ihr nichts arideres übrig, als über seine Füße hinwegzusteigen.
    »Hören Sie!« tönte der Pater mit überraschend voller Stimme, »sagen Sie dem Gouverneur, daß ich hier nicht eher Weggehen werde, bis er das Gnadengesuch meines Freundes —«
    Die Sekretärin unterbrach ihn ungeduldig:
    »Pater, wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß es keinen Sinn hat! Ein Urteil ist ein Urteil! Und nicht nur der Gouverneur, sondern die ganze Presse ist davon überzeugt, daß es ein gerechtes Urteil war! Der Gouverneur kann Gnadengesuche nicht nur deshalb billigen, weil sie einen Ihrer Freunde betreffen! Es ist völlig sinnlos, daß Sie noch länger hier warten!«
    »Und wenn ich hier sterben sollte«, sagte der Priester entschlossen, »ich gehe nicht weg, bevor der Gouverneur —«
    Er sprach nicht weiter, denn die Sekretärin war über seine Füße gestiegen und ins Zimmer des Gouverneurs getreten. Sie schloß die Tür hinter sich, ohne den Pater weiter anzuhören.
    Der Pater wandte sich uns zu, blieb aber auf seinem Klappstuhl sitzen.
    »Sie wollen, meine Herren, den Gouverneur

Weitere Kostenlose Bücher