0179 - Wir blufften um sein Leben
geschildert hatte.
»Das ist möglich«, gab ich zu. »Selbstverständlich kann es sein, daß dieser Mord in der Faradise Street überhaupt nichts mit unserem Fall zu tun hat. Aber ebensogut kann ein direkter Zusammenhang bestehen. Merkwürdig ist doch dieses Zusammentreffen: Der von mir verfolgte Mann verschwindet in der Paradise Street zwischen zwei Villen. Eine davon gelhört einem gewissen Rosega. Und nun hören wir, daß vor Monaten schon ein gewisser Steewy umgebracht worden ist — und zwar von einem Mann, der Gast kn Hause Rosega war. Ich finde, daß wir dias untersuchen müssen.«
Ich sah mich fragend um. Die anderen nickten zustimmend. Ich entwickelte ihnen meine Gedanken. Sie brachen der Reihe nach auf, um die Aufgaben zu erfüllen, die ich jedem einzelnen gestellt hatte. Phil blieb bis zuletzt sitzen und knurrte:
»Und ich? Halbe ich gar nichts zu tun?«
Ich zuckte die Achseln:
»Schlaf lieber! Damit dein Kopf möglichst schnell wieder in Ordnung kommt.«
»Ich habe genug geschlafen«, sagte Phil. »Außerdem habe ich mir Tabletten gegen Kopfschmerzen besorgt. Ich spüre gar nichts mehr. Also? Was kann ich tun?«
Ich dachte einen Augenblick nach. Als ich ihm langsam auseinandersetzte, was er unternehmen könnte, grinste er zufrieden:
»Großartig! Das ist etwas nach meinem Geschmack. Wieviel Zeit habe ich?«
»Höchstens bis halb sechs. Um sechs bin ich mit dem Pater verabredet, und bis zu diesem Zeitpunkt müssen wir wissen, ob wir uns um dlie Geschichte Connelli kümmern werden oder nicht.«
»Okay. Das genügt mir. So long, Jerry!«
»So long, Phil!, Aber sei vorsichtig! Ob ich dich ein zweites Mal früh genug finde, wenn sie dich wieder hineinlegen, ist ungewiß.«
»Keine Angst. Ich fühle mich gar nicht so, als ob ich in absehbarer Zeit sterben möchte.«
Er drückte sich seinen Hut in die Stirn, lockerte seine Pistole in der Schulterhalfter, die er sich aus den Händen des toten Lazy Boy wieder genommen hatte, grinste mir noch einmal zu und verschwand.
Ich telefonierte ein Taxi heran und ließ mich in die Paradise Street fahren. Das Haus der Rosegias lag im Schatten einiger großer Platanen. Ich klingelte an der Haustür.
Ein junges Mädchen von etwa sechzehn Jahren öffnete.
Ich zog den Hut.
»Guten Tag, Miss. Entschuldigen Sie die Störung. Ich komme aus New York. Ray Connelli war ein Freund von mir. Und ich las in der Zeitung, was da…«
Eine fliegende Röte huschte über ihr Gesicht.
»Bitte, kommen Sie doch herein!« sagte sie hastig und gab den Weg frei.
Sie führte mich in ein Wohnzimmer, in dem eine Frau und eine alte Negerin saßen, die beide damit beschäftigt waren, Bettwäsche nachzuseihen, die gerade aus der Wäscherei gekommen war.
»Guten Tag«, wiederholte ich meinen Gruß. »Entschuldligen Sie die Störung. Ich heiße Cotton, Jerry Cotton. Mister Connelli hat seinerzeit zusammen mit mir studiert, und da dachte ich —«
Die weiße Frau sah erschrocken auf. Die Negerin war aufgesprungen und preßte ihre Hand aufs Herz. Ihr Atem kam mühsam.
»Bitte, Mister Cotton, nehmen Sie doch Platz!« sagte die Frau. »Ich bin Mrs. Rosega. Das ist Rays Mutter, Mrs. Connelli. Wissen Sie denn nicht, daß Ray — eh — ich meine —«
Sie brach hilflos ab.
»Doch. Ich habe alles in den Zeitungen gelesen, Das ist ja der Grund, weshalb ich komme. Es tut mir leid, daß ich dies allles aufwühlen muß, das für Sie doch sicher recht unangenehm ist, aber ich dachte, vielleicht kannst du etwas für Ray tun. Denn daß er unschuldig ist, bezweifle ich nicht eine Sekunde.«
»Gott sei Dank!« seufzte die Negerin. »Sie glauben gar nicht, Mister Cotton, wie glücklich Sie mich machen. Wir sind alle von Rays Unschuld überzeugt, aber wir scheinen die einzigen Menschen auf der Erde zu sein, die das glauben. Außer Pater Angelo noch, aber den nimmt niemand ernst.«
»Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?« fragte Mrs. Rosega Das erinnerte mich an die Tatsache, daß ich seit über vierzig Stunden auf den Beinen war. Ich nahm dankend an. Die Negerin verschwand in der Küche und brachte mir innerhalb weniger Minuten ein Kännchen Kaffee und eine Schale mit Gebäck. Sofort fiel mir ein, daß ich auch noch nicht zu einem Mittagessen gekommen war. Ich beherrschte meinen Hunger jedoch und knabberte nur zwei oder drei Kekse, obgleich ich am liebsten die ganze Schale leergegessen hätte.
»Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn Sie gestatten?«
»Aber selbstverständlich,
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