Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
Vom Netzwerk:
unterbrach der Gouverneur. »Das läßt sich doch denken! Ein Mann wie Mister Rosega — und dann einen Mörder unter seinem Dach beherbergen!«
    »Das kann ich verstehen«, nickte ich. »Aber gerade weil es doch für Mister Rosega so peinlich sein muß, wäre es vielleicht angebracht, von meinen Bemühungen noch nichts verlauten zu lassen. Wenn er hört, daß ich mich von neuem mit dem Fall Connelli befasse, könnte er Hoffnung schöpfen, daß sein Gast rehabilitiert wird. Wenn sich diese Hoffnungen dann eventuell zerschlagen, ist die Enttäuschung um so -größer.« Der Gouverneur griff abermals nach meiner Hand.
    »Mister Cotton«, sagte er, »Sie sind ein echter Gentleman! Mein Wort darauf, ich werde schweigen wie das Grab! Übrigens, wenn dieser Neger wirklich unschuldig ist, müssen Sie sich beeilen! Ich halbe doch wegen der erdrückenden Indizienbeweise das Gnadengesuch abgelehnt! Die Hinrichtung ist auf übermorgen frülh fünf Uhr festgesetzt!«
    »Ich werde mich beeilen«, versprach ich. Ein Blick auf die Uhr zeigte, daß wir noch genau vierunddreißig Stunden Zeit hatten.
    ***
    »Hier ist die Bescheinigung des Gouverneurs«, sagte ich, »So«, sagte der Direktor. »Das — ja — das ist natürlich etwas anderes. Jim, bitte führen Sie doch Mister Cotton zu Connelli!«
    »Yes, Sir!«
    Der Captain der Wachmannschaften öffnete mir eine Tür. Es ging durch einen laugen Korridor. Gitter wurden geöffnet, hinter uns geschlossen, neue Gitter mit ferngesteuerten Elektromotoren vor uns aufgeschoben und andere Türen mit komplizierten Schlüsseln geöffnet. Wir überquerten einen Hof, und dann ging das Spiel mit Türen und Gittern wieder los.
    Endlich hatten wir unser Ziel erreicht.
    Die Zelle war zehn mal fünf Yard groß. In der Mitte der Längsseite wurde der Raum von einem senkrechten Gitter in zwei Hälften geteilt. In der linken Hälfte saßen zwei Aufseiher, die den Todeskandidaten nicht aus den Augen lassen durften. Rechts hockte Ray Connelli auf seiner Pritsche.
    Er war barfuß. Ein Paar Pantoffeln lagen zu seinen Füßen. Er trug eine rote, uniformähnliche Kleidung, die keine Knöpfe, sondern Bänder hatte. Ich wußte, daß es in der ganzen Zelle nicht einen Gegenstand gab, mit dem der Verurteilte Selbstmord begehen könnte. Selbst die Bänder an seiner Jacke würden nicht stark genug sein, wenn er versuchen sollte, sich damit zu erhängen. Außerdem waren die beiden Wärter ja nebenan, die ihn Tag und Nacht nicht mehr aus den Augen lassen würden.
    Vielleicht ist das Vertrackteste an einer solchen Zelle die elektrische Normaluhr, die an der Wand der Wärterabteilung hängt. Der Delinquent hat sie ständig vor seinen Augen. Und wenn er die Augen schließt, wird er das Ticken hören.
    Ray Connelli sah sehr schlecht aus. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Eine lange Schlaflosigkeit brannte aus ihnen. Das ganze Gesicht war eingefallen. An den Schläfen und vorn über der Stern entdeckte ich weiße Haare.
    »Guten Tag, Mister Connelli«, sagte ich, während die Wärter vorschriftsmäßig mit mir in die Zelle des Todeskandidaten gekommen waren und rechts und links von mir so Stellung bezogen hatten, daß sie sowohl mich als auch Connelli beobachten konnten.
    Er nickte, kaum merklich.
    »Ich möchte mich ein paar Minuten mit Ihnen unterhalten«, sagte ich. »Wallen Sie rauchen?«
    Sein Blick flog von einem der Wärter zum anderen.
    »Meinetwegen«, murmelte der Rangälteste.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Ray Connelli, als er eine Zigarette und das dargebotene Feuer nahm.
    Seine Stimme klang so leise, daß ich mich anstrengen mußte, ihn zu verstehen.
    Ich suchte vergeblich einen Sitzplatz. Einer der Wärter merkte es und brachte mir einen Hocker herein. Ich setzte mich und deutete auf seine Pritsche. Er runzelte die Stirn, verstand aber schließlich und hockte sich auf die Pritsche.
    »Ich darf Ihnen nicht sagen, was mich zu Ihnen führt«, begann ich. »Aber ich möchte Ihnen sagen, daß ich Ihnen helfen wild — wenn Sie wirklich unschuldig sind.«
    Er sah durch mich hindurch. Mit keinem Wimpernzucken gab er zu erkennen, ob er mich überhaupt verstanden hatte. Er schien sich völlig auf den Genuß der Zigarette zu konzentrieren.
    Ich räusperte mich. Sein abwesender Blick kehrte nicht in die Wirklichkeit zurück. Ich probierte es mit einem anderen Versuch.
    »Daß ich überhaupt hier bin«, sagte ich langsam und mit Betonung, »liegt an Pater Angelo.«
    Der Name rief ihn zurück aus

Weitere Kostenlose Bücher