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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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gekommen?
    ***
    Der Gouverneur empfing mich sehr ungnädig.
    Er erzählte mir etwas von gutem Benehmen und daß es keine Art wäre, um eine Unterredung nachzusuchen, um dann, wenn der Gesprächspartner bitten läßt, keinen Wert mehr auf die Unterredung ziu legen.
    Bis hierhin hatte ich ihm geduldig zugehört, weil er ja in einer gewissen Weise recht hatte. Aber zu sehr abkanzeln lassen wollte ich mich nun doch nicht.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte ich. »Aber dieser Pater erwähnte etwas, was mich einigermaßen betraf. Nämlich den Mord in der Paradise Street.«
    »Nun fangen Sie auch noch damit an!« stöhnte der Gouverneur.
    »Ich komme gerade aus der Paradise Street«, sagte ich. »Vielleicht wissen Sie, daß neben dem Hause, in dem der eine der Steewy-Brüder umgebracht wurde, eine andere Villa liegt, die Mister Rosega gehört?«
    »Das ist mir bekannt. Mister Rosega ist mein Freund.«
    »Hui!« dachte ich. Ein Glück, daß er es früh genug gesagt hatte.
    »Nun«, sagte ich, »es sieht so aus, als sei von irgendeiner Seite her ein Komplott gegen die Familie Rosega im Gange. Mit dem Neger fing es an, Heute kam der zweite Akt.«
    »Der zweite Akt?« fragte er interessiert. »Bitte, werden Sie deutlicher. Das Ergehen der Familie Rosega liegt mir sehr am Herzen.«
    »Um es knapp und deutlich auszudrücken: Vor einer Stunde versuchte ein Chinese, Mrs. Rosega an ihrer Haustür zu erschießen.«
    Er sprang auf. Sein Gesicht lief rot an
    »Das ist ja ungeheuerlich! Soll diese Stadt denn zu einem Paradies für Verbrecher werden? Am helllichten Tag wagt ein solcher Schurke einen Anschlag auif eine Dame der ersten Gesellschaft?«
    Und wenn's eine Dame der untersten Gesellschaft wäre, dachte ich, blieb es trotzdem genauso ungeheuerlich'.
    »Ich hoffe, es ist Mrs. Rosega nichts Ernstliches zugestoßen?« fragte der Gouverneur.
    »Nur der Schrecken und eine daraus resultierende Ohnmacht.«
    »Bitte, Mister Cotton, erzählen Sie doch ausführlich!«
    Ich schilderte ihm kurz den Hergang der Sache. Bevor ich's abwehren konnte, hatte er meine Hand ergriffen und dankte mir in warmen Worten für mein Eingreifen. Ich brachte das Gespräch rasch auf den Punkt, auf dem ich es haben wollte.
    »Sähen Sie, Sir«, sagte ich, »es siebt doch wirklich so aus, als wollten irgendwelche Kreise der Familie Rosega übel. Damals war es ein Gast der Rosegas, dem man einen Mord anhing. Jetzt versucht man sogar, Mrs. Rosega umzubringen. Wer weiß, was folgen wird?«
    »Was folgen wird? Machen Sie mich nicht verrückt! Ist denn unsere Polizei nicht melhr imstande, für Ruhe und Sicherheit unserer Bürger zu sorgen?«
    »Das Komplott«, warf ich ein, weil ich ihn auf diese Idee festnageln wollte.
    »Ach ja, richtig! Sie scheinen recht zu haben! Aber meinen Sie wirklich, daß dieser — hm — dieser Neger damals unschuldig war?«
    Ich zuckte die Achseln:
    »Das weiß ich nicht, Sir. Aber da Sie mit der Familie Rosega befreundet sind, werden Sie sicher nichts dagegen haben, wenn ich mich einmal in dieser Sache umsehe. Er war schließlich ein Gast des Hauses Rosega.«
    Ich hatte ihn an seinem wunden Punkt gepackt.
    »Natürlich«, sagte er mit eifrigem Nicken. »Ich bin es der Familie Rosega schuldig, daß ich alles tue, was in meinen Kräften steht, um diese finstere Angelegenheit ins helle Licht der Wahrheit zu rücken.«
    »Dann sind Sie vielleicht so freundlich und lassen mir rasch bescheinigen, daß Sie mir die Erlaubnis gegeben haben, Mister Connelli zu sprechen, ja?« fragte ich gespannt.
    »Wie? Sie wollen mit diesem Neger —?«
    »Ich möchte mit ihm sprechen, ja. Seihen Sie, Sir, wenn nun wirklich ein Komplott gegen die Rosegas dahintersteckt, dann kann er uns vielleicht Anhaltspunkte geben? Als er verurteilt wurde, konnte doch kein Mensch wissen, daß vielleicht der ganze Schlag der Familie Rosega gelten sollte, nicht wahr?«
    Er nickte einsichtsvoll.
    »Das ist richtig. Sie erfassen sehr gut geheimnisvolle Zusammenhänge, Mister Cotton. Miß Vernon, bitte schnell eine Bescheinigung für Mister Cotton, daß er in meinem Namen diesen — eh — na, diesen Mann da besucht, der mir dieses Gnadengesuch geschrieben hat.« Er warf die Tür zum Vorzimmer wieder zu und fragte:
    »Was kann ich sonst für Sie tun, Mister Cotton?«
    Ich überlegte einen Augenblick.
    »Sir, ich weiß nicht, wie Mister Rosega damals die ganze Geschichte mit der Verurteilung seines Gastes aufgenommen hat —«
    »Natürlich war es ihm ungeheuer peinlich!«

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