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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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seiner geistigen Abwesenheit. Die Andeutung eines Lächelns erschien auf seinen Lippen.
    »Hören Sie!« mahnte ich eindringlich. »Ich werde Ihnen zwei, nein, drei Fragen stellen. Versprechen Sie mir, daß Sie diese Fragen wahrheitsgemäß oder gar nicht beantworten werden? Es hängt nicht nur Ihr Leben davon ab, Mister Connelli, daß Sie mich jetzt nicht belügen, sondern vielleicht auch das Leben vieler unschuldiger Menschen! Bitte, wenn Sie glauben, eine Antwort würde Sie nur belasten, sagen Sie gar nichts, ja? Aber lügen Sie um Himmels willen nicht.«
    Seine Augen betrachteten mich zum ersten Male mit einem gewissen Interesse. Endlich bekam ich das Gefühl, daß meine Worte ihn wirklich erreichten. Er nickte wieder mit dem Kopfe, aber dieses Nicken war deutlicher, stärker als das erste.
    »Erstens«, sagte ich, und ich gebe zu, daß ich selbst gespannt war, »erstens möchte ich wissen, wie oft Sie in Sun City waren, Mister Connelli.«
    Er sah mich verständnislos an. »Einmal«, erwiderte er. »Nämlich jetzt. Vorher war ich nie hier.«
    »Waren Sie früher schon einmal in Florida?«
    »Nein.«
    »Überhaupt in den Südstaaten?«
    »Nein. Ich bin nie aus dem Staat New York hinausgekommen.. Ich hatte nie Zeit dazu. Und früher auch nicht das Geld für so eine lange Reise.«
    »Sie waren auch niemals in Havanna?«
    »Nein.«
    »Nie in Hongkong?«
    »Niemals.«
    »Sie waren überhaupt niemals außerhalb des Bundesstaates New York? Weder in einem amerikanischen Staat noch in einem ausländischen?«
    »Niemals. Es war meine erste Reise außerhalb der Grenzen des Bundesstaates New York, als ich meine Mutter zum Gebu…«
    Er brach ab. Ich sah, wie es in ihm arbeitete. Ich verfluchte die Tatsache, daß ich diesen gequälten jungen Mann noch einmal an all das erinnern mußte, was er vielleicht innerlich schon überwunden und hinter sich gelassen hatte. Aber es war nicht anders zu machen. Immerhin ging es auch um sein lieben.
    »Kommen wir zu Punkt zwei«, sagte ich »Aber vorher wollen wir uns noch eine Zigarette anstecken, Ihre ist ja schon fast völlig aufgetaucht. Hier, bitte, nehmen Sie!«
    Ich drückte ihm die Schachtel in die Hand, Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Wärter neugierig und mißtrauisch die Köpfe reckten. Aber sie griffen nicht ein, als Connelli sich eine Zigarette herausfischte und mir die Schachtel zurückgab. Ich ließ sie in meine linke Rocktasche gleiten.
    »Also Frage Nummer zwei«, sagte ich, während ich ihm Feuer gab. »Sie sollten im Wohnzimmer der Rosegas übernachten. Erinnern Sie sich?«
    Er nickte wieder. Seine Stirn zeigte tiefe Falten.
    »Pater Angelo haben Sie erzählt, daß Sie einmal ein Geräusch vor den Fenstern des Wohnzimmers hörten, Was für ein Geräusch war das?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich — ich weiß nicht, wie Sie das meinen, Sir. Es war eben ein Geräusch. Ich bin noch zum Fenster gegangen und habe den Vorhang ein bißchen hochgehoben, aber es war nichts Auffälliges draußen zu sehen.«
    »Passen Sie auf«, sagte ich nachdenklich. »Klang das Geräusch so, als ob jemand gegen ein Blech, eine Gießkanne oder so etwas gestoßen wäre?«
    Er schüttelte den Kopf, ohne eine Sekunde zu überlegen.
    »Nein, Sir. Gewiß nicht.«
    »Gut. Klang es vielleicht so, als ob jemand eine Pistole direkt vor dem Fenster abgefeuert hatte?«
    »Aber nein! Das wäre viel lauter gewesen«
    Jetzt hatte ich ihn endlich so weit, daß er auch innerlich bei der Sache war. Ich stieß einen unhörbaren Stoßseufzer aus, als ich den entscheidenden Teil meiner zweiten Frage stellte:
    »Klang das Geräusch so, als wäre jemand vom Dach oder aus einem Fenster oder von dem Balkon im ersten Stock herab auf den Rasen gesprungen?«
    Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. Er lehnte sich zurück und sah mich fast erschrocken an Schon wollte er den Kopf schütteln, da sprang ich auf und beugte mich dicht zu ihm: »Mister Connelli!« sagte ich laut und eindringlich, »lügen Sie nicht! Sie haben versprochen, nicht zu lügen! Ist Ihnen denn Ihr eigenes Leben gar nichts wert? Wen wollen Sie schützen? Wer ist es? Heraus mit der Sprache! Mich können Sie nicht an der Nase herumführen! Los, Mann, machen Sie den Mund auf! Pater Angelo wird eine schöne Meinung von seinem Freund kriegen, wenn ich ihm sage, daß er noch im Angesicht des Todes lügt!«
    Die Wärter waren dicht neben mich getreten. Ich weiß nicht, ob sie besorgt waren, Connelli könnte mich angreifen, oder ob sie nur genau aufpassen

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