Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir blufften um sein Leben
Vom Netzwerk:
drollig. Erst legen Sie hier am hellichten Tag ‘nen Chink um, dann fragen Sie mich über die Nachbarschaft aus, als hätten Sie keine anderen Sorgen. Nee, Mister, von mir kriegen Sie nichts mehr zu hören.«
    Ich zuckte die Achseln und steckte mir eine Zigarette an. Wo nur Sandheim blieb? Zum Henker, mit New Yorker Tempo schien man in Sun City nicht zu arbeiten.
    Es war meine Aufregung, die mich ungeduldig machte. In Wahrheit gab es keinen Grund dafür, denn Sandheim erschien mit zwei anderen Detektiven genau vier Minuten nach meinem Anruf. Und wenn man den Weg vom Präsidium bis hierher in Betracht zog, wußte man, daß er einen Rekord aufgestellt haben mußte. Seine Sirene heulte noch, als er schon auf die Straße sprang.
    Mit einem Blick besah er sich den Toten und die Umgebung. Auf dem rechten Absatz drehte er sich um und bellte:
    »Anruf zum nächsten Revier! Sechs Mann zum Absperren dieses Bürgersteigs! Und dann den Arzt und den Fotografen!«
    Er drehte sich wieder zu mir und brummte:
    »Jetzt bin ich neugierig, was Sie mir für eine schöne Geschichte erzählen werden.«
    Ich sah mich um. Links vom Hause lief ein schmaler Weg durch den gepflegten Rasen nach hinten.
    »Gehen wir hier lang«, schlug ich vor. »Ich möchte ein bißchen wegkommen von den Zuschauern.«
    Er sah mich listig an.
    »Wenn Sie mich reinlegen wollen, sind Sie schiefgewickelt«, sagte er. »Ich bin der Seniormeister der städtischen Jiu-Jitsu-Liga. Also los, gehen wir!« Nachdem wir ein paar Dutzend Schritte gegangen waren, stießen wir auf eine Sitzbank, die hinter hohen Hecken versteckt lag. Ich setzte mich und trat meine Zigarette aus.
    »Ich war im Hause«, fing ich an und deutete mit dem Daumen über meine Schulter zur Villa Rosega. »Ich hatte mich gerade von Mrs. Rosega verabschiedet und wurde von ihr zur Tür begleitet. Es klingelte. Mrs. Rosega zog die Tür auf. Der Chinamann stand draußen. Einen Augenblick sah er die Frau stumm an. Zugegeben, sein Blick war irgendwie merkwürdig, aber wer denkt denn gleich an einen Mordanschlag?«
    Ich holte eine neue Zigarette aus meinem Päckchen und steckte sie an, nachdem Sandheim mein Angebot mit einem stummen Kopf schütteln abgelehnt hatte.
    »Plötzlich sprang er rückwärts die Stufen hinab. Über dem linken Arm hatte er irgendwas Seidenes hängen. Ein Gewand oder auch nur ein paar Meter Stoff, ich habe es mir noch nicht genau angesehen. Dieser Stoff bedeckte auch die linke Hand. Und in dieser Hand hielt er einen Colt. Vielleicht haben Sie gesehen, daß er einen Colt in der Hand hat.«
    »So wie er ihn in der Hand hat, konnte er mit dieser Waffe nicht schießen«, sagte Sandheim trocken. »Der Kolben liegt nur ein paar Millimeter in seiner Hand.«
    »Daran bin ich schuld«, gab ich zu. »Er riß den Colt nämlich unter dem Tuch hervor und hoch. Well, ich sah die hochgerissene Waffe, und etwas reagierte in mir. Nicht mein Verstand, das können Sie mir glauben. So schnell kann man nicht einmal denken. So schnell reagieren nur Instinkte.«
    »Wollen Sie sagen, daß Sie schneller Ihre Waffe gezogen hatten, als der Chinese seine bereits gezogene abfeuern konnte?« fragte Sandheim.
    »So war es«, nickte ich.
    »Sie gestatten, daß ich dieses Märchen nicht glaube. Ich ziehe auch nicht gerade langsam, aber ich zweifle, ob ich schneller wäre, wenn ein anderer die Waffe schon in der Hand hat, während ich sie erst aus der Schulterhalfter angeln muß. Wo trugen Sie eigentlich Ihre Pistole?«
    Ich knüpfte mein Jackett auf und tippte mit dem Zeigefinger auf die Schulterhalfter.
    »Eine 38er Speoial«, sagte Sandheim fachkundig. »Interessant Na schön, erzählen Sie weiter Ihre Geschichte. Warum hat der Chinese die Waffe jetzt so komisch in der Hand? Das wollten Sie mir doch noch erklären?«
    »Als er zusammenbrach, sah ich, daß sein Finger derart fest um den Stecher lag, daß der Schuß in jedem Augenblick losgehen konnte. Da zog ich ihm den Zeigefinger vorsichtig vom Abzug. Dabei mag ihm der Kolben auch ein bißchen aus der Hand gerutscht sein.« Sandheim holte ein Etui heraus und stopfte sich die darin enthaltene Pfeife. Erst als er sie umständlich in Brand gesteckt hatte, murmelte er:
    »Zeugen für Ihre Geschichte gibt's wohl zufällig nicht, wie?«
    »Doch«, sägte ich. »Zumindestens muß Ihnen Mrs. Rosega bestätigen können, daß der Chinamann die Stufen hinabsprang und einen Colt hochriß. Vielleicht hat sie sogar noch gesehen, wie ich ihm den Zeigefinger vom Abzug löste. Aber

Weitere Kostenlose Bücher