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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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unsicheren Zeit
vor ihren Feinden schützen. Dass niemand hier davon weiß, ist nur so erklärbar,
dass er nicht in die ursprünglichen Pläne eingezeichnet wurde. Wer weiß, wie
viel von diesen Geheimstollen den Berg durchziehen.« Während sie sprach, legte
sie sich flach auf den Boden, robbte über den untersten Bretterboden, der
verstaubt und mit Spinnweben überzogen war. Zu allen Seiten raschelte und
knisterte es.
    »Komm,
Marina!«
    »Ich kann
nicht. Ich fürchte mich. Meine Nerven – das ist alles zu viel. Ich habe mir das
zu Beginn nicht klargemacht. Wenn es nicht klappt, Fernanda, dann ergeht es uns
dreckig.«
    »Komm!«
Fernandas Stimme wurde hart. »Es geht nicht schief.« Ihre Lippen zitterten. Sie
hatte eine ähnliche Reaktion ihrer labilen Freundin befürchtet. Fernanda
ärgerte sich, dass sie sich dennoch auf dieses Experiment eingelassen hatte,
sie mitzunehmen. »Noch zwanzig Meter – dann sind wir in der Freiheit«, lockte
sie.
    »Ich traue dem
Frieden nicht. Am Ende des Stollens steht die Couchez, du wirst sehen. Sie weiß
etwas, Fernanda. Erinnerst du dich, wie lange sie heute Abend vor deinem Bett
stand und dich angeleuchtet hat? Du bist an der Angel, Fernanda. Sie lässt die
Schnur nur noch ein wenig locker, lässt dich zappeln, aber dann – blitzschnell
– zieht sie dich an Land.«
    »Ich
verschwinde. Überleg es dir, Marina.« Fernanda gab es auf, sie erhob sich und
eilte in das vor ihr liegende Dunkel.
    Noch zwanzig
Meter, und sie stand vor der glatten Wandfläche, bückte sich und drückte die
fingerdicke Platte, die den Ausgang versperrte, langsam nach oben.
    Marina legte
die Kutte wieder ab. Mechanisch drückte sie den Schrankboden wieder in die
Ausgangsstellung zurück. Nein, sie würde nicht mitkommen. Vielleicht später
einmal. Jetzt kannte sie einen Fluchtweg, möglich, dass sie ihn später einmal
benutzte. Erst einmal wollte sie abwarten.
    So schnell wie
möglich wollte sie in den Schlafsaal zurück, lief zur Tür und wollte die Hand
auf die schwere eiserne Klinke legen. Da öffnete sich die Tür und Don Juan
tauchte vor ihr auf – wie ein Berg wuchs er aus der Dämmerung empor, zwei Meter
groß und breit wie ein Schrank. Hinter ihm, an der gegenüberliegenden Wand,
brannten in eisernen Halterungen blakende Pechfackeln.
    Marinas
gellende Schreie hallten schaurig durch die Kellergewölbe. Sie schlug und
brüllte, biss und kratzte, als der Muskelprotz sie packte und auf seinen
starken Armen durch den Raum trug. Sein Lachen, das aus der Tiefe seiner Kehle
kam, dröhnte wie Donnergrollen durch die Dämmerung des Gewölbes, durch das er
die kleine Spanierin schleppte und in dem die Fackeln unruhig ihr
gespenstisches Licht an die kahlen, rohen Mauern warfen.
     
    ●
     
    Fernanda
Begriguez fühlte den milden Luftzug auf ihrem Gesicht. Sie ließ den geheimen
Eingang nur halb geöffnet und bückte sich, um nach draußen zu kommen. Sie stand
wie unter dem Torbogen einer Mauer. Vor ihr breitete sich dichtes Buschwerk
aus. Fernanda zog die Platte, die ein imitiertes Steinmuster trug, langsam nach
unten, aber sie ließ sie nicht vollends einrasten. Ein schmaler Streifen blieb
frei, falls sich Marina doch noch anders entschieden haben sollte.
    Fernanda
drückte die Äste und das Busch- und Blattwerk auseinander und betrat eine
breite, sauber gepflegte Rasenfläche. Der langgestreckte, im romanischen Stil
errichtete Klosterbau erhob sich wie eine durchlöcherte Mauer vor ihr. Deutlich
erkannte sie die Bogengänge, die massigen Säulen. Rechts neben dem Kreuzgang
befand sich der kleine Friedhof, auf dem die Mönche ihre Toten begruben. Sie
erblickte die Grabhügel und die einfachen, schlichten Holzkreuze.
    Leichtfüßig
sprang Fernanda über den Rasen. Die Schatten der Pappeln und mächtigen, uralten
Weiden streiften sie. Sie musste zum Südportal. Von dort war es nicht schwer,
das Klostergelände endgültig zu verlassen. Ihre Augen befanden sich in
ständiger Bewegung, und sie achtete auf jedes Geräusch, selbst auf den leisen
Wind, der in den Blättern spielte.
    Das
Klostergelände lag in völliger Dunkelheit vor ihr. Der satte Rasen schmatzte
bei jedem ihrer Schritte. Den Friedhof ließ sie links liegen. Mit einem Mal
hatte sie das Gefühl, als sei jemand hinter ihr. Schnell drehte sie sich um.
Jemand in einer Kutte löste sich aus dem Schatten einer prachtvollen Weide.
    Fernanda blieb
stehen. »Marina? Du hast es dir also doch noch überlegt?« Sie ging der Gestalt
drei Schritte entgegen.

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