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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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man in das traumhafte Blumenfeld hätte kriechen können. Lu hatte es versucht und war wieder gegen Glas gestoßen. Keine Tür also, nur ein Öffnung in der überraschend dicken Wand.
    Ein blauer Glaskrug stand in der erleuchteten Öffnung, neben ihm ein Becher und ein Teller. Ein Stück Fleisch dampfte darauf, Gemüse und ein undefinierbarer Brei. Lu holte die Glasplatte mit ihrem Essen aus der Öffnung. Neben dem kleinen Tisch setzte sie sich auf den Boden und betrachtete die Speisen. Sie rochen köstlich. Gelber, süßsauer schmeckender Saft schwappte in dem Krug. Zwischen ihm und dem Teller fand Lu eine abgedeckte kleine Glasschüssel, blau gefärbt und deswegen undurchsichtig. Neugierig hob sie den Deckel ab. Grüne, gelbe und braune Kugeln türmten sich darin. Sie glänzten feucht und schwammen in einer roten Soße. Lu steckte den Finger zwischen die Kugeln und leckte ihn ab. Die unbekannte Speise schmeckte kalt und süß Lu schloss die Augen und seufzte genüsslich.
    »Lecker, was?«, krähte eine Stimme. Lu zuckte zusammen. Die blonden Locken flogen ihr um das schmale Gesicht, als sie herum wirbelte und aufsprang. Ein grüner Kasten gähnte plötzlich im Blumenfeld. Und in dem Kasten saß ein Tier. »Schöne Grüße von Roger«, sagte das Tier. Es zwinkerte der Frau zu. »Von Ihrer Königlichen Hoheit Roger dem Dritten, wollte ich natürlich sagen.«
    Das Tier erinnerte Lu an eine Taratze. Nur dass es lustiger aussah mit seinen eiförmigen Augen und den großen schwarzen Ohren.
    »Ist echtes Eis«, sagte das lustige Tier in dem grünen Kasten. »Schmeckt tierisch gut und gibts nur selten. Aber der gute Roger wollte dir das Leben ein wenig versüßen…« Schon wieder zwinkerte es vergnügt; sein Schwanz tanzte auf und ab.
    Lu starrte das Tier in dem grünen Kasten an.
    »Wäa…wäa bissdu…unwo kommse auffemal häa…?«
    Das Tier zog die wie aufgemalt wirkenden Brauen hoch, schnalzte mit der Zunge und schüttelte seinen missglückten Taratzenkopf.
    »Ts, ts du redest ja ein grausames Kauderwelsch…›Wer bist du und wo kommst du auf einmal her‹, heißt das.«
    Mit weit offenem Mund starrte Lu das rätselhafte Vieh an.
    »Ich war vor ein paar hundert Jahren mal so ziemlich der bekannteste Typ der Welt«, sagte es und warf sich in Pose. »Du kannst mich ›Micky‹ nennen.«
    »Miggi…?«
    »Fast korrekt. Und jetzt lass es dir schmecken, sonst schmilzt das Eis noch…« Das Tier namens Micky hüpfte hinter den äußeren Rand des grünen Kastens, und der Kasten verblasste. Als hätte es ihn nie gegeben, schwankten wieder Blumen hinter der Glaswand. Lu starrte sie eine Zeitlang an und fragte sich, ob der Große Orguudoo ihr eine Vision geschickt hatte.
    Doch der Duft des Essens stieg ihr in die Nase und sie beschloss, dass es Wichtigeres gab als eine Antwort auf diese Frage. Mit gekreuzten Beinen hockte sie schließlich vor dem Glastablett und steckte den Finger abwechseln in das Eis und in ihren Mund.
    Ein kühner, bisher nie gedachter Gedanke kroch ihr während des Essens durch den Kopf. Der Gedanke, dass die »Maulwürfe« so nannte man unter ihresgleichen die Technos dass diese Erdlochmenschen vielleicht doch nicht die bösartigen Miststücke waren, die Grandlord Paacival nicht müde wurde zu beschwören. Musste man sie nicht sogar ein bisschen nett finden?
    Doch, das musste man, beschloss Lu, während sie die Glasschüssel ausleckte. Leute, die solche lustigen Haustiere hatten wie diesen Micky, und Leute, die derart leckere Dinge genossen wie dieses sogenannte Eis solche Leute konnten eigentlich keine bösen Miststücke sein…
    ***
    Eine perfekte Strandidylle umgab den großen Kuppelsaal weißer Sand, Brandung, Palmen, blühendes Buschwerk, Papageien. Und Musik aus unsichtbaren Lautsprechern. »She's a rainbow« von den Stones. Der Uralt Song ging Matt unter die Haut. Sein Herz schwoll an und schien keinen Platz mehr hinter seinem Brustbein zu haben. Sehnsucht packte ihn Sehnsucht nach einer Welt, die es nicht mehr gab.
    Zwei Historiker der Technos hatten angefangen, Richard Jaggers Medienplayer zu durchforsten, und schon eine Menge Material ausgegraben, das den Datenbanken der Community unbekannt war. Zum Beispiel die Musik der Rolling Stones. Jagger schien ein Fan dieser Gruppe gewesen zu sein. Matt fragte sich, ob die Namensgleichheit mit dem Frontmann der Stones Zufall war.
    Obwohl der Song eher dezent im Hintergrund ertönte, schien er in diesen Augenblicken doch den ganzen Saal auszufüllen.

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