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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Erdstädtlers schon vor Monaten entrissen hatte, war unaussprechlich für Kaikaans an harte, kurze Töne gewöhnte Zunge Salisbury hieß sie. Zwei Spähtrupps würden dem Lauf des Tests folgen, um die Gegend um die Ruinen dieser Stadt auszukundschaften. Und die Lage des Erdstadttores…
    Leder knarrte hinter ihm; Kaikaan fuhr herum. Der Lokiraa Priester hatte sich erhoben, kam zu Kaikaan an die Brüstung. Der Gerul hockte jetzt auf seiner Schulter. Kaikaan biss sich auf die Zunge. Es war nicht erlaubt, einen Priester zu fragen, was er geschaut hatte. Ent- weder sprach er, oder er schwieg.
    Hakuun lehnte sich an die Brüstung und strich sich über die Lederkappe auf seinem linken Auge. Eine Zeitlang betrachtete er die emsig hin und her eilenden Ruderboote. Befehle schwirrten über das Wasser, aus dem Uferwald dröhnten Axthiebe, Rauch stieg von den neu er- richteten Feuerstellen auf. Hakuun saugte an seiner Pfeife. Aber er atmete den Rauch nicht mehr tief ein.
    »Es musste sein«, sagte er endlich. »Lokiraa wollte ein Opfer sie hat dreizehn Schiffe und sechshundertdreiundvierzig Mann verschlungen. Jetzt ist sie satt.« Er sprach mit heiserer, fast flüsternder Stimme. »Ich sehe sie an deiner Seite stehen und diese Insel mit den Augen des Todes betrachten. Ich sehe unseren Meister des Erdkreises diese Insel in Besitz nehmen und die falschen Götter vor ihm auf die Knie fallen.«
    Kaikaan atmete auf. Er kämpfte seit Tagen mit der Versuchung, den Verlust der dreizehn Schiffe als böses Omen zu verstehen. »Wir werden also die mächtigen Waffen für den Meister des Erdkreises erobern? Wir werden siegen?«
    »Es ist Blutzeit, Kriegsmeister ich habe Lokiraa über diese Insel schreiten sehen. Und wo sie hintrat, bildeten sich Tümpel aus Blut und erhoben sich Berge toten Fleisches und zersplitterter Gebeine. Und du folgtest ihr, Kriegsmeister beschützt und leichtfüßig wie ein spielendes Kind.«
    Kaikaan ballte die Fäuste. Seine wässrig blauen Augen funkelten. Der Nasenlappen zitterte. »Wudan wird sie nicht aufhalten?« Seine Stimme vibrierte.
    »Wudan mag seine Schwester verstoßen haben, aber dennoch liebt er sie tief in seinem Geist. Sie hat uns auserwählt, die Meister dieser Erde zu sein. Und er achtet ihre Entscheidung.«
    »Das hast du gesehen?« Kaikaan biss sich auf die Zunge. Mit einer solchen Frage bewegte er sich hart an der Grenze des Priestergesetzes.
    Doch Hakuun zeigte keinerlei Anzeichen von Zorn.
    »Ich habe einen König gesehen«, flüsterte er.
    »Den König dieser Insel.« Sein rechtes Auge starrte über die Schornsteine der Dampfer hinweg in eine weite Ferne, die nur er kannte.
    »Ich habe deine Krieger den König fesseln sehen. Und ich habe dich gesehen, wie du ihm das Herz aus der Brust gerissen hast…«
    ***
    Schnell hatte Lu sich an die fremde Um- gebung gewöhnt. An das große Haus mit der gewölbten Decke. An die gläserne Schale, die sie an ein Schneckenhaus erinnerte und in der sie baden konnte. An die sauberen Kleider aus dem unbekannten, geruchlosen Stoff. Selbst die fremdartigen Speisen aß Lu am zweiten Tag, ohne sie vorher misstrauisch zwischen den Fingern zu zerbröseln und zu beschnuppern wie gestern noch. Nur an die Einsamkeit konnte sie sich nicht gewöhnen. Und daran nicht, dass das runde Glashaus keine Türen und Fenster besaß.
    Der Gedanke, dass sie ja freiwillig hier war, hatte nichts Tröstliches. Im Gegenteil; er machte sie ärgerlich. Und außerdem war sie, genau betrachtet, ganz und gar nicht freiwillig hier. Sie war hier, weil sie nicht sterben wollte. Deswegen hatte sie sich dem Biglord Maddrax angeschlossen er konnte in Lus Augen nichts anderes als ein Biglord sein und seiner woom Aruula.
    Langstielige Blumen bogen sich rund um das Haus im Wind. Blumen mit großen gelben Blüten. Und über ihnen spannte sich ein Himmel so hell und so blau, wie Lu ihn nie zuvor gesehen hatte. Fasziniert hatte sie stundenlang beobachtet, wie die großen Blüten dem Lauf der Sonne gefolgt waren. Als würden sie den gleißenden Feuerball betrachten.
    Sie hatte die Blumen zu berühren versucht. Aber ihre Hand war gegen warmes Glas gestoßen. Es wölbte sich zwischen ihr und den Blumen. Und zwischen ihr und dem Himmel.
    Lu erschrak nicht mehr, als plötzlich eine Blume verschwand, und dann noch eine und noch eine schon gestern und heute nach dem Aufwachen hatte sie ein paar Mal erlebt, wie sich plötzlich eine kleine Tür in der Blumenwand auftat. Keine Tür allerdings, durch die hindurch

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