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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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spürte, wie sein Körper sich straffte. »Ich habe Captain Dewlitt kennengelernt. Und meine Partnerin und ich sind Commander Eve Carlyle begegnet.« Seine Stimme wurde heiser. »Sie war eine unglaublich tapfere Soldatin…«
    »Sie war…l«, flüsterte der König.
    »Es tut mir Leid, der Hiobsbote sein zu müssen«, sagte Matt leise. »Aber die Besatzungen beider EWATs sind tot…« [3]
    ***
    In einer langen Kette ankerten die Dampfer auf der Flussmitte. Dreiundsiebzig Schiffe aus geteertem Eichenholz und mit flachen Deckaufbauten. Sie lagen tief im Wasser. Anfang und Ende der Kette konnte Kaikaan vom erhöhten Befehlsstand seines Kriegsmeisterschiffes aus nicht erkennen. Es ankerte in der Mitte der Kette.
    Er lehnte gegen die gedrechselte Säule, die das flache Dach des Befehlsstandes trug, und beobachtete Hunderte von Ruderbooten und Frachtflößen, die zwischen dem Ufer und der Flotte hin und her über den Fluss schwammen. Sie transportierten Truppen, Kanonen und Material an Land. Die Flotte hatte die Ruinen einer einst großen Stadt hinter sich gelassen. Über einen Fluss waren sie etwa zweihundert Speerwürfe weit ins Landesinnere vorgedrungen. Kaikaan kannte den Namen der Stadt: Southampton. Ein Name, den er kaum aussprechen konnte. Auch den Namen des Flusses kannte er: Test. Der ging ihm leichter von der Zunge.
    Der in hartes braunes Leder gekleidete Mann stieß sich von der Dachsäule des wandlosen Befehlsstandes ab. Er war missmutig. Dreizehn Kriegsschiffe hatte ihn die unverhoffte Gegenwehr des kleinen Dampfers vor der Küste Britanas gekostet. Dreizehn Schiffe und mehr als sechshundert Soldaten. Viel zu weit entfernt vom Kampfgeschehen war sein Kriegsmeisterschiff gewesen, viel zu tief drinnen noch in der Nebelbank. Er hatte diesem Feuerrohrträger nicht die gebührende Antwort geben können. Am meisten deprimierte ihn, dass seine Soldaten den grauhaarigen Mann mit dem Lupa nicht hatten einfangen können.
    Die Wut kochte in ihm hoch, als er an den Gefangenen unten im Lagerraum dachte. Wie hatten sie ihn gequält aber der alte Mann schwieg wie ein Stein. Kaikaan hatte schon einen Kessel an Deck bringen und mit kochendem Wasser füllen lassen. Er war entschlossen, den aus hundert Wunden Blutenden langsam darin zu versenken. Doch der LokiraaPriester hatte es verboten. Er wollte den Gefangenen mit ins Nordland nehmen. Ein Lauscher sollte ihm dort seine Geheimnisse aus dem Kopf rauben. Der Lokiraa Priester wollte wissen, aus welchem Land, aus welcher Stadt der kleine Dampfer gekommen war. Er wollte erfahren, wo das Pack den Götterstein gefunden hatte. Den Götterstein in der Kiste.
    Kaikaan drehte sich zu dem Doppelsessel in der Mitte des Befehlsstandes um. Rücklehne an Rücklehne aus einem Stück geschnitzt, mit gedrechselten Beinen, ornamentierten Armlehnen und von schwarzem Wisaau Leder überzogenen Polstern sah der Sessel aus wie ein Thron. Kaikaan starrte auf die leere Sitzfläche.
    Rauchschwaden stiegen hinter der hohen Lehne auf. Er ging um den Doppelsessel herum. Auf der anderen Seite saß Hakuun, der Lokiraa Priester. Seine Linke lag entspannt auf der Armlehne; in den sechs Fingern seiner Rechten dampfte eine Pfeife aus geschwärztem Ton. Schwerer süßlicher Geruch umgab Hakuun. Immer wenn der Priester sich zum Schauen in sich selbst zurückzog, rauchte er getrocknetes Harz.
    Ungeflochten hing ihm sein langes weißes Haar über die Schultern. Auf dem schwarzen Leder seines Umhangs sah es aus wie Asche. In einer Lederkuhle auf seinem Schoß schlief zusammengerollt sein Gerul. Auch Hakuuns Auge war geschlossen. Aber er schlief nicht. Er schaute. In eine Welt, in die nur die Priester schauen konnten.
    Scharf sog Kaikaan die Luft durch die kleinen Höcker unter seinem Nasenlappen ein. Die Versuchung, den Priester zu fragen, was er sah, überwältigte ihn schier. Aber es war streng verboten, einen schauenden Priester zu stören.
    Seufzend wandte er sich ab und lehnte sich über die Brüstung des Befehlsstandes. Die ersten Zelte erhoben sich oberhalb der Uferböschung vor dem Waldrand schwarze sechseckige Jurten. Aus dem Wald klangen Axthiebe. Vier Spähtrupps aus je sieben Soldaten kletterten eine steile Böschung hinauf.
    Sie waren mit Kurzschwertern bewaffnet. Zwei Spähtrupps würden nach Nordwesten ziehen und die Gegend um London auskundschaften. London, ja so hatte der Gefangene im Nordland die große Ruinenstadt genannt. Der Name der zweiten Stadt, die der Lauscher dem Geist des gefangenen

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