0180 - Die Grabstein-Bande
lange filzige Haar und den Körper, der mit Lumpen behängt war. Der Kerl riß das Maul auf.
Die Zähne!
Himmel, was waren das für Zähne. Gewaltige Beißer, die nicht nur zubeißen, sondern auch reißen konnten. Brutale Hauer mit besonders langen Eckzähnen versehen.
Das Ungetüm hatte jetzt den eigenen Wagen hinter sich gelassen.
Nun brauchte er noch zwei Schritte, um den anderen Wagen anfassen zu können.
»Verdammt, was machen wir?« heulte Okura.
»Schießen!« Kollowski stieß die Worte hervor. »Wir müssen schießen. Du auf deiner Seite, ich an meiner. Ich stoße die Tür auf und springe nach draußen, du kannst die Scheibe nach unten fahren lassen und aus der Fahrerkabine feuern. Okay?«
Okura nickte.
»Los, laß die Scheibe nach unten!«
Das schwere Glas ließ sich nicht drehen, die Scheiben wurden elektrisch betätigt.
Da schlug der Unheimliche bereits auf die Motorhaube. Er hatte Kraft, das war deutlich zu spüren, der Wagen zitterte vorn, und genau dieser Schlag war auch das Zeichen für Kollowski.
Er rammte die Tür auf.
Gleichzeitig betätigte Okura einen Knopf, und die Scheibe senkte sich langsam nach unten.
Okura beugte sich aus dem Gefährt. Der Lauf seines Revolvers richtete sich auf die breite Brust des Unheimlichen. »Bleib stehen!« keuchte der Fahrer.
Vampiro-del-mar verharrte in der Tat auf der Stelle. Er hob seinen Kopf, schaute Okura dabei an, und der Dunkelhäutige begann plötzlich zu zittern.
Dieser unbarmherzige Blick! So etwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Das Monstrum wollte ihn töten. Und das Wissen gab ihm gleichzeitig die Kraft, den Stecher durchzuziehen, zudem ertönte noch die Stimme seines Kollegen Kollowski.
»Schieß doch endlich!«
Da drückte Okura ab. Er hatte sich dabei weit aus dem Fenster gelehnt, die Waffe etwas gesenkt, so daß die Kugel in die Brust des Ungetüms treffen mußte.
Die fahlgelbe Mündungsblume platzte vor der Waffe auf. Sie schien noch in der Luft zu stehen, als die Kugel traf. Hart hieb sie in die breite Brust des Monsters, und Okura begleitete seinen Treffer mit einem erlösenden Schrei.
Er hatte es gepackt.
Vampiro-del-mar hatte die Kugel aus allernächster Nähe aufgefangen.
Er wurde nicht gerade durchgeschüttelt, doch es schien, als habe er einen Stoß bekommen.
»Jetzt fällt er um!« flüsterte Okura. »Jetzt muß er umfallen, verdammt!«
Das Monster fiel nicht. Der Supervampir stand und fing sich die zweite Kugel ein.
Kollowski hatte geschossen und dabei von der Seite her auf den breiten Rücken gezielt.
Das Geschoß klatschte zwischen die Schulterblätter. Jeder Mensch wäre längst tot gewesen, nur das Monstrum stand noch immer. Es steckte die Geschosse einfach weg, ohne irgendeinen Schaden zu nehmen. Es war kugelfest!
Okura hatte natürlich ebenfalls gehört und gesehen, wie die Dinge abliefen. Er begriff nicht, er verstand nicht, und als er sich Gedanken machen wollte, da war es zu spät.
Vampiro-del-mar wurde ärgerlich, und er wollte unbedingt Blut haben.
Es war ihm versprochen worden, jetzt griff er zu.
Es waren beide Arme, die er vorstieß. Allerdings den rechten etwas schneller. Er fegte den Waffenlauf zur Seite und fand zielsicher die Kehle des aus dem Fenster schauenden Fahrers.
Okura wollte schreien. Den ersten Ton bekam er hervor, dann wurde ihm die Luft knapp, und sein Schrei endete in einem Röcheln.
Vampiro-del-mar griff zu. Und was er einmal in den Klauen hatte, ließ er freiwillig nicht mehr los. Seine andere Hand fand Okuras Arm, und die Finger wühlten sich in der Achselhöhle fest. Jede Klaue besaß eine ungeheure Kraft, so daß es dem Vampir keine Mühe bereitete, sein Opfer weiterzuziehen.
Das Fenster war nicht sehr hoch und auch nicht so breit. Trotzdem schaffte der riesenhafte Blutsauger es, Okura mit der Hälfte seines Oberkörpers aus dem Fenster zu ziehen. Darm packte er in Halshöhe die Jacke und fetzte sie mit einem Ruck auf.
Okura merkte davon kaum etwas. Selbst die Schmerzen drangen nur nebulös in sein Bewußtsein. Er befand sich in einem tranceartigen Zustand, halb ohnmächtig, halb normal.
Nur einmal zuckte er hoch, als er die harten Bisse an seinem Hals spürte.
Vampiro-del-mar hatte zugebissen!
Seine langen Eckzähne waren wie spitze Messer, und das Opfer merkte nicht, wie es vom Leben in den Tod hinüberwechselte. Es war zuerst wie ein Schweben, er vernahm noch überdeutlich ein saugendes Geräusch, bevor die Welt in einem schwarzen, tiefen Schacht unter ihm
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