0180 - Die Grabstein-Bande
entdeckt hat dich niemand, mein Junge?«
»Nein, Sir.«
»Ausgezeichnet.« Mondo nickte.
»Willst du auch weiter mitspielen, Gary?«
»Natürlich«, antwortete der Junge tonlos. »Sinclair ist schuld am Tod meines Bruders. Er muß auch sterben, so hat es Daddy gesagt. Wir wollen ihn tot sehen.«
»Bravo, du paßt ja fast zu uns. Ein richtiges kleines Früchtchen bist du.« Mondo freute sich darüber, daß der Junge so manipuliert worden war.
Gary Sorvino schaute hinaus auf die Straße. Hier fuhr kaum jemand her. Und wenn, dann wohnte er in einem der Häuser rechts und links, die jedoch nur schwerlich zu sehen waren, weil Bäume und Büsche sie zur Straße hin abdeckten und sie so den Blicken der Passanten entzogen.
Um den Lastwagen, der so friedlich am Straßenrand parkte, kümmerte sich kein Mensch. Und niemand ahnte auch, welch eine brisante Fracht er beförderte.
»Hat alles geklappt?« fragte Gary. Er sprach schon fast wie ein Alter.
»Ja, willst du sie sehen?«
Der Junge schaute den Monstermacher an. »Wenn ich darf, sicher. Ich glaube nicht, daß es sie gibt.«
»Dann überzeuge dich vom Gegenteil.« Mondo öffnete schon die Tür.
»Es gibt hier leider kein Sichtfenster zum Laderaum, wir müssen schon aussteigen.«
Das taten sie auch.
Mondo ging als erster. Ihm bereitete es einen diebischen Spaß, den Halbwüchsigen mit dem Grauen zu konfrontieren. Allein daran war zu erkennen, wie seelenlos dieser Mann war, er besaß kein Gewissen und gehörte zu den Typen, die genau in die verfluchte Mordliga eines Solo Morasso hineinpaßten.
Gary ging mit.
Er schwitzte. Sein schwarzes Haar hing ihm in die Stirn. In seinem Kopf lag ein dumpfes Gefühl, als wäre der Schädel mit Watte gefüllt.
Zudem stand er unter einer innerlichen Spannung, seine Beine schienen mit Blei gefüllt zu sein, aber in seiner Brust loderte die Flamme der Rache.
Sinclair war schuld am Tode seines Bruders. Davon hatte ihn sein Vater überzeugt. Und Sinclair würde dafür büßen müssen, Gary wollte ihn tot sehen.
Er dachte an die Western, die er so oft im TV und im Kino gesehen hatte. Dort rächte man auch den Tod eines geliebten Menschen. Gary war einfach nicht in der Lage, zu differenzieren, er war zu jung, konnte es nicht, sah alles nur schwarzweiß und glaubte den Menschen, die ihm Lügen eingehämmert hatten.
Mr. Mondo war stehengeblieben. Vorsichtig schaute er sich um. Die Straße war leer, dann glitt sein Blick wohlgefällig über die Gestalt des Vierzehnjährigen.
Ja, er war das geeignete Objekt. Auf ihn würde kein Verdacht fallen.
Der Junge konnte Sinclair in die Falle locken. Mondo und die anderen wollten im Hintergrund lauern und eiskalt zuschlagen.
Schon jetzt malte er sich den Triumph aus, wenn ihm gelang, den Geisterjäger zwischen die Finger zu bekommen.
»Paß gut auf, Kleiner«, flüsterte, »ich zeige dir was. Es sind diejenigen, die dir helfen.« Schon machte er sich an der Verkleidung zu schaffen.
Er zog die Bänder auseinander und löste Schnallen, wobei er Gary immer anschaute.
Der Junge war gespannt. Er wollte sie endlich sehen und überzeugt werden, daß es Vampire gab.
Noch eine Schnalle.
Mondo zog sie auf und lüftete die Plane. »Da, Junge, schau genau hinein.«
Gary Sorvino trat vor. Auf der Ladefläche war es düster, aber es fiel soviel Licht herein, daß er die Gestalten sah.
Vor Schreck hätte er fast geschrien. Er öffnete bereits den Mund, als Mondo seine Hand über die Lippen legte. »Keinen Laut, reiß dich zusammen, sie tun dir nichts.«
Da saßen sie.
Zuerst der grausame Vampiro-del-mar, der seinen Mund aufgerissen hatte und die gefährlichen Zähne präsentierte. Es sah so aus, als würde er gähnen.
Rechts von ihm hockten die Cornetti-Brüder am Boden. Sie waren angezogen wie normale Menschen, doch als sie jetzt grinsten, erkannte Gary die spitzen Eckzähne, die sich über die Lippen schoben.
Auch sie waren Vampire.
Und dicht vor sich, in nächster Nähe, sah er einen dunkelhäutigen Mann, von dem er wußte, daß er zu den Fahrern des Wagens gehörte, den die anderen gestoppt hatten.
Dieses Wesen fixierte den Jungen aus kalten Augen.
Gary bekam Angst. Film war etwas anderes als die Wirklichkeit. Hier wurde er mit dem Grauen konfrontiert, es sprang ihn förmlich an, und er merkte, wie er zitterte.
Angst…
Sie kam, und er dachte daran, ob es richtig war, was er getan hatte.
Zum erstenmal kam ihm der Gedanke. Als hätte Mondo in sein Gehirn hineinschauen könne,
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