0180 - Die Grabstein-Bande
Weg in den kleinen Park führte, der sich rechts dem Jugendzentrum anschloß.
Die Maschinen blitzten im Schein der Sonne. Es waren nur wenige starke Feuerstühle darunter, denn die konnten sich die Jugendlichen nur schwer leisten.
Soeben donnerte abermals eine schwere Maschine an. Schwer und dennoch leicht war diese Honda, und die Augen des Vampirs blitzten, als er das Motorrad sah.
Okura war auf der gegenüberliegenden Seite stehengeblieben und beobachtete. Er hatte sich unter das Dach eines kleinen Vorbaus zurückgezogen, sah, wie der Jugendliche auf den kleinen Parkplatz fuhr und seine Maschine stoppte.
Breitbeinig blieb er noch im Sattel sitzen, wobei er seine Füße auf den Boden stützte.
Gelassen nahm er seinen Helm ab. Feuerrotes und bis zur Schulter reichendes Haar wurde aufgeschüttelt und glänzte noch stärker, als Sonnenstrahlen darauf fielen.
Der Vampir war überrascht.
Der Fahrer war ein Mädchen. Und eine tolle Puppe, die lässig den Reißverschluß ihrer Lederjacke aufzog, dann von der Maschine stieg und sie aufbockte.
Den Helm nahm sie mit, als sie das Jugendzentrum ansteuerte.
Genau diese Honda konnte dem Vampir gefallen. Sie war leicht, wendig, dennoch schnell, und sie war nicht gesichert oder abgeschlossen worden, wie er sehr genau festgestellt hatte.
Auf der Straße und den Gehsteigen herrschte zwar Betrieb, doch die Passanten würden sich kaum um ihn kümmern, wenn er sich an der Maschine zu schaffen machte.
Er schlenderte über die Fahrbahn.
Fast war die Sonne versunken. Sie schleuderte noch ein letztes Mal ihre sengenden Strahlen in das Gesicht des Vampirs. Jetzt merkte er es doch. Sonnenlicht tötete ihn zwar nicht, aber es schwächte ihn. So völlig anders wie seine Artgenossen war er auch nach dem Biß Vampiro-del-mar nicht.
Als er die andere Straßenseite erreichte, taumelte er. Zum Glück für ihn filterte das Grün der Bäume das meiste Sonnenlicht, so daß er sich wieder erholen konnte. Er wankte auf einen Baumstamm zu, hielt sich daran fest und sackte in die Knie.
Hier war es schattig und kühl…
Allmählich nur kam er auf die Beine. Zudem hatte er Glück. Eine Wolke verdeckte den größten Teil der Sonne, das kam dem Vampir zugute, er konnte sich wieder erholen.
Von Sekunde zu Sekunde ging es ihm besser. Sein Blick klärte sich, war auch nicht mehr so eingeengt, und er sah die Menschen auf der Straße, die sorglos daherschritten und nicht ahnten, wer sich da in ihrer Nähe bewegte.
Für einen Moment wurde der Drang wieder urgewaltig. Am liebsten wäre der Vampir losgestürzt und hätte sich gegen den erstbesten geworfen, doch er hielt sich mühsam zurück. Noch war die Zeit nicht reif, er würde sein Blut bekommen.
Erst einmal mußte er alles vorbereiten. Zwar kamen hin und wieder Jugendliche, die in das Zentrum wollten, es wurde auch von einigen verlassen, doch auf die Maschinen und abgestellten Fahrräder achtete keiner.
Wer sollte hier schon etwas stehlen?
Die Honda hatte der Vampir nach wie vor im Blick. Damit konnte er etwas anfangen, sie war schnell, beweglich und nicht so leicht zu fangen. An die anderen dachte er nicht mehr. Sollten sie zusehen, wie sie sich herumschlugen und durchkämpften, er war sein eigener Herr.
Neben der Maschine blieb er stehen. Sie war in der Tat nicht abgeschlossen. Der Lack glänzte wie frisch geputzt. Ein rascher Kick, und der Ständer schnappte hoch.
Jetzt konnte er starten.
Der Vampir schwang sich auf den Sattel. Okura war ein Schlüsselspezialist. Er hatte mal eine Feinmechanikerlehre mitgemacht und konnte die kompliziertesten Schlüssel herstellen. Im Knast war er dafür bekannt gewesen. Die Schlösser dort konnten nur von ihm geknackt werden, denn er hatte die meisten erfunden. Und er trug immer ein kleines Besteck mit Spezialschlüsseln bei sich. Geeignet nicht nur für Autos, sondern auch für Zündschlüssel. Normalerweise war dies verboten, aber Okura ging darüber hinweg. Oft genug hatten ihm seine Schlüssel auch im Dienst gute Hilfe geleistet, seine Vorgesetzten drückten deshalb beide Augen zu.
Rasch hatte er den passenden gefunden.
Start!
Der Motor spuckte ein wenig, lief dann gleichmäßig, und der satte Sound war Musik für die Ohren.
Eine Sekunde später hatte er Pech.
Das rothaarige Mädchen kam noch einmal zurück. Sie hatte was vergessen, ging durch die Tür und achtete gar nicht auf die abgestellten Feuerstühle, sondern wurde erst aufmerksam, als sie ein sattsam bekanntes Geräusch vernahm.
Das
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