0180 - Die Grabstein-Bande
Hinter der Theke sah ich eine schmale Tür, die ins Lager führte. Von dort drangen die Hilfeschreie an meine Ohren.
Mit einem Satz flankte ich über die Theke, hörte ein Klatschen und Wimmern.
Mein Gesicht verkantete. Blitzschnell zog ich die Beretta. Mit einer Silberkugel konnte ich den Blutsauger erledigen, das stand fest.
Im Geschäft war es hell gewesen, im Lager herrschte jedoch ein komisches Zwielicht.
Düster zumeist. Von irgendwoher fiel Licht in schrägen Bahnen ein. Es leuchtete jedoch nicht meine unmittelbare Umgebung aus, sondern den Hintergrund des Lagers.
Von dort hörte ich auch die Geräusche.
Der Vampir war verdammt schnell gewesen und hatte sich mit seinem Opfer verzogen.
Ich durfte nicht mehr zögern.
Einen etwas breiteren Gang sah ich vor mir. Er durchschnitt das Lager, in dem die Holzregale bis zur Decke reichten. Es roch nach Waschmitteln und Seife.
Dann wackelte rechts neben mir ein Regal. Bevor es fallen konnte, hielt ich es fest. Trotzdem kippte mir von oben ein Karton entgegen.
Hastig zog ich den Kopf ein und drehte mich, sonst hätte mich das Ding noch getroffen. So prallte der Karton neben mir zu Boden und platzte dabei auf. Zwei Konservendosen rollten heraus.
Aber ich wußte jetzt, wo der Blutsauger lauerte. Hinter dem Regal.
Zeit, erst dorthin zu laufen, hatte ich nicht, deshalb räumte ich in Augenhöhe ein paar Fischkonserven zur Seite, so bekam ich freies Blickfeld.
Das Gesicht einer älteren Frau starrte mich an. Blaß, bleich und zwei Blutstreifen am Hals, die ihren Ursprung in den Bißstellen hatten, die nur von dem Vampir stammen konnten.
Ich hatte den rechten Arm erhoben, die Mündung zeigte auch auf das Gesicht, aber ich brachte es einfach nicht fertig, zu schießen. Dafür warf ich mich herum, denn ich wollte den Blutsauger.
Vom Laden her hörte ich Stimmen, auch die Trillerpfeife eines Polizisten. Das fehlte mir noch, daß jetzt mehrere Leute in das Lager stürmten und alles durcheinander brachten. Da ich auch Sukos Stimme vernahm, schrie ich: »Halte sie zurück!«
Ob Suko es schaffte, wußte ich nicht, ich mußte mich um den Vampir kümmern.
Ich hörte seine Schritte.
Aber auch meine waren zu vernehmen, denn die Holzdielen knarrten.
Trat ich stärker auf, klang es dumpf.
Wahrscheinlich wollte der Vampir verschwinden. So jedenfalls rechnete ich. Am besten konnte er durch ein Fenster steigen, sie lagen an der Rückseite des Lagers.
Als ich mit schußbereiter Beretta den Gang durchschritten hatte, sah ich die Wand schon vor mir.
Und die Fenster.
Schmal und hoch waren sie.
Im gleichen Moment zersplitterte links von mir eine Scheibe. Sofort kreiselte ich herum, sah den Vampir auch und gleichzeitig das Wurfgeschoß.
Es war ein schwerer Karton. Mein Gegner hatte ihn hochgewuchtet und auf die Reise geschickt.
Ausweichen konnte ich nicht mehr. Mir blieb noch die Chance, beide Arme hochzureißen. Kaum hatte ich mein Gesicht geschützt, da krachte der Karton schon gegen die Deckung.
Es war ein ungeheurer Aufprall. Ich flog zurück, konnte mich nur mühsam auf den Beinen halten, zog den Kopf zwischen die Schultern, und dann fiel mir der verfluchte Karton noch auf die Füße.
Es tat höllisch weh. Fast schoß mir das Wasser in die Augen, aber ich biß die Zähne zusammen und dachte an den gefährlichen Blutsauger, der auf keinen Fall entkommen durfte.
Der dunkelhäutige Vampir war inzwischen aus dem Fenster geklettert.
Ich humpelte auf die Stelle zu und schaute nach draußen. Die Beretta hielt ich fest.
Mein Blick fiel in den Hof. Dort stand ein Caravan neben drei vollen Mülltonnen. Einen Gartenzaun sah ich und zwei Personen.
Suko und den Vampir.
Der Vampir stand am Zaun. Suko hielt sich im schrägen Winkel zu ihm auf.
Eine gute Schußdistanz, wie ich fand.
Das meinte Suko auch, er hielt die Beretta in der Rechten und drückte ab.
Die Kugel traf den Blutsauger in die Brust. Der Vampir machte einen Sprung und krachte gegen den Zaun, der sein Gewicht nicht aushielt und auf der Stelle zusammenbrach.
In die Trümmer fiel der Blutsauger, wo er auch liegenblieb. Suko hatte mich gesehen. Er hob die Hand zum Gruß und schritt langsam auf den Vampir zu.
Ich blieb zurück.
Der Chinese bückte sich nicht einmal, als er neben dem Vampir stoppte. Er sah auch sie, daß diese blutsaugende Bestie keine Gefahr mehr darstellte.
Zufrieden nickte er.
Ich wandte mich ab. Suko hatte gut reagiert und die Chance genau erkannt. Mir jedoch fiel die Frau ein, die von dem
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