0180 - Die Grabstein-Bande
Möglichkeit gibt es nicht. Wenn sie weiterleben, werden sie immer wieder Blut saugen, sie finden neue Opfer, machen diese zu Vampiren, die ihrerseits weiterhin auf Blutsuche gehen. Das ist wie ein Schnellballsystem, fängt einer an, so können es hinterher Hunderte werden.« Ich sprach mit aller Dringlichkeit. »Ein Vampir in der Stadt reicht aus, um alle anderen Bewohner zu infizieren. Deshalb müssen wir diese Pest mit aller Kraft bekämpfen, die uns zur Verfügung steht.«
Durnham hielt den Kopf gesenkt und nickte dabei. »So langsam merke ich, daß Sie recht haben, Mr. Sinclair. Es war für mich ein Schock, ich mußte erst umdenken, verstehen Sie.«
»Klar, Inspektor.«
»Wir haben es noch mit mindestens drei Vampiren zu tun«, meinte Suko. »Die beiden Cornetti-Brüder und auch Vampiro-del-mar, der das gefährlichste Wesen ist. Hinzu kommt noch Mondo.«
Der Inspektor schaute meinen Partner an. »Wieso mindestens?« fragte er.
»Weil keiner von uns weiß, ob sich die Blutsauger nicht inzwischen neue Opfer geholt haben«, antwortete der Chinese ernst.
Durnham nickte schwer. »Daran darf ich gar nicht denken«, murmelte er.
Ich schlug ihm auf die Schultern. »Lassen Sie sich mal keine grauen Haare wachsen. Diese Blutsauger haben es in aller Regel auf uns abgesehen, und wir werden uns auch stellen.«
»Und wenn Sie verlieren?«
Es war eine berechtigte Frage, auf die ich auch keine Antwort wußte.
»Was ist dann? hakte er nach. Dann müssen Sie versuchen, die Bestien und uns zu töten. Sie wissen ja, Eichenpfähle, Silberkugeln. Sollte dies tatsachlich eintreten, rufen Sie meine Dienststelle in London an und lassen sich Sir James Powell geben, meinen Vorgesetzten. Er weiß, was zu tun ist.«
Der Inspektor nickte. Er war blaß geworden. Verständlich. Es war nicht einfach, meine Worte zu verkraften.
***
Sie hatten den Wagen in ein kleines Waldstück gefahren, das direkt neben dem Friedhof lag. Das Gelände stand im Begriff, umgebaut zu werden. Man rodete Bäume, planierte und wollte aus dem Wald einen kleinen Park machen, denn ganz in der Nähe lag das Altersheim. Der grüne Flecken lag zwischen Friedhof und dem Hort für alte Menschen.
Mit dem Ausschachten war begonnen worden. Die Schaufeln der Bagger hatten sich tief in die Erde gefressen und besonders an einer Stelle, wo ein kleiner Pavillon entstehen sollte.
Hier standen auch mehrere Bauwagen sowie ein kleiner Kran. Der Fahrer, Marvin Mondo, lächelte, als er das sah. Wenn er den Wagen hier abstellte, fiel er nicht auf.
Neben dem Kran stoppte er. Den Schock über das Verschwinden des dunkelhäutigen Vampirs hatte er überwunden. Es paßte ihm zwar nicht, daß dieses Wesen außerhalb seiner Kontrolle geraten war, das ließ sich jedoch nicht mehr ändern.
Natürlich wollten auch die anderen drei Vampire ihre Opfer. Dagegen hatte Mondo nichts, allerdings erst später, nachdem John Sinclair erledigt war.
Der Geisterjäger war wichtiger. Er stand an erster Stelle auf der Todesliste.
Auch der Junge stieg aus. Auf Gary Sorvino sollte Mondo achten. Ihm durfte nichts passieren, und er würde auch die beiden Cornettis zurückhalten.
Die Sonne war gesunken. Jetzt, wo ihre wärmenden Stahlen nicht mehr auf die Erde fielen, kühlte es merklich ab. Die Luft wurde auch schon feucht und erste Spinnweben zitterten zwischen den Zweigen der Bäume. Ein Zeichen, daß der Herbst nicht mehr weit entfernt war.
Bevor Marvin Mondo die Ausstiegklappe öffnete, schaute er sich sorgfältig um.
Die Luft war rein.
Niemand hielt sich in der Nähe auf. Und jenseits des Platzes, wo das Altersheim lag, war es sowieso ruhig.
Wieder öffnete Mondo die Verschlüsse. Diesmal brauchte er sich nicht allein darum zu kümmern. Auf der Ladefläche waren die Cornetti-Brüder aufgestanden und halfen von innen mit. Bevor sie zu sehen waren, erschienen die Mündungen der beiden Maschinenpistolen.
Der Junge zuckte zurück.
Die Brüder aber lachten rauh. Sie schlugen die Plane zurück und sprangen auf den weichen Lehmboden, wo sie sofort, nach zwei Seiten, breitbeinig stehenblieben und ihre Maschinenpistolen in Anschlag hielten.
Alte Gewohnheiten legten sie eben auch als Vampire nicht ab.
Vampiro-del-mar verließ ebenfalls das Versteck. Als er stand, reckte er seinen schaurigen, aber auch mächtigen Körper und breitete die Arme aus. Er öffnete das Maul und präsentierte sein gefährliches Gebiß.
Marvin Mondo verschloß die Klappe nicht mehr. Er schaute dafür auf seine
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