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0180 - Die Horror-Katzen

0180 - Die Horror-Katzen

Titel: 0180 - Die Horror-Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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keine Namenszüge, sondern jeweils ein Lorbeerkranz, wie ihn die Cäsaren des alten römischen Reiches getragen hatten; der Konstrukteur der schnellen Geschosse hatte die alten Römer als Hobby gehabt.
    Velono hätte ein Vermögen dafür bezahlt, eine der beiden Maschinen zu besitzen. Man erzählte sich Wunderdinge von den Konstruktionen. Es sollte einmal drei gegeben haben, die dritte war vor langer Zeit nach ausgedehnten Tests demontiert worden, um auf Materialverschleiß untersucht zu werden.
    Aber erstens hatte Velono kein Vermögen, das er für eine solche Yacht hinblättern konnte, zweitens war Bjern Grym, der Sohn des vor einiger Zeit gestorbenen Konstrukteurs, dafür berüchtigt, daß er ebensowenig verkaufswillig war wie sein Vater, und drittens hätte ihm seine heißgeliebte Lucia die Bratpfanne um die Ohren geschmettert, wenn er mit dieser Art Luxusboot aufgetaucht wäre. Mit Fischfang war auf dem lago di Garda ohnehin nicht das meiste zu verdienen, und eine Grym-Yacht eignete sich als Schifferboot etwa so gut wie ein Jumbo-Jet zum Senkrechtlanden.
    Entsagungsvoll zuckte Velono mit den Schultern, wandte sich wieder um und öffnete seine Aktentasche, in der er Schinkenschnitten und die, Thermoskanne mit Kaffee aufbewahrte. Es war Zeit, eine kleine Pause einzulegen, ehe Emilio auftauchte und sie die beiden Netze zusammenrollten und mit dem Boot hinausfuhren.
    Velono schraubte die Kanne auf und schüttete etwas von dem schwarzen Herzschrittmacher in den Plastikbecher. »Au, ist das Zeug heiß…«
    Er nippte daran und kaute zwischendurch Schinkenbrot. Es wurde Zeit, daß Emilio auftauchte. Sie hatten sich zusammengetan und lebten mehr schlecht als recht vom Fischfang. Velono wußte, daß er es nie zu etwas anderem bringen würde. Er hatte nichts gelernt und würde demzufolge im Zuge der Weltwirtschaftskrise kaum einen besseren Job bekommen. Immerhin reichte es für die monatliche Lichtrechnung und Essen und Trinken und Kleidung und hin und wieder auch für ein paar Neuanschaffungen und eine Flasche Bier und ein Glas Wein. Im Grunde war Giovanni zufrieden. Wer viel Geld besaß, mußte aufpassen, daß es ihm keiner stahl, und außerdem mußte er zusehen, daß er das Finanzamt möglichst unauffällig davon überzeugte, weniger als die Hälfte verdient zu haben, als sich wirklich auf dem Konto angesammelt hatte. Giovanni hatte diese Probleme nicht; er hatte immer so viel Geld in der Tasche, daß es gerade bis morgen reichte. Mittwochs und samstags fuhr er bis nach Verona, an den anderen Tagen lieferte er die Fische, die er nicht direkt in Saló verkaufen konnte, nach Brescia.
    Er sah einen alten Chevrolet-Pick-up am Hafen vorbeirollen und langsamer werden. Schulterzuckend ging er darüber hinweg, vertilgte die letzte Schinkenschnitte und spülte mit Kaffee nach. Wo bei der heiligen Jungfrau Maria blieb Emilio? Dachte der, er könnte sich heute einen freien Tag machen?
    Das Motorengeräusch des Pritschenwagens erstarb. Vielleicht irgendwer, der irgendwas verkaufen wollte - oder vielleicht irgendwer, der irgendwelche Antiquitäten oder das, was er dafür hielt, kaufen wollte. Es schien ein amerikanischer Wagen zu sein. Giovanni entsann sich, daß die Amerikaner zur Zeit auf dem Antiquitätentrip waren und überall in der Welt, vom hundertfünfzig Jahre alten Zinnlöffel bis hin zum Spukschloß mit hundertfünfzig Jahre altem Gespenst alles kauften, was mit Geld zu bezahlen war.
    Ein schlanker Mann mit Stirnglatze kam heran. Giovanni schätzte ihn auf etwa dreißig Jahre. Gesehen hatte er ihn bisher noch nie. Und da Giovanni momentan der einzige Mensch am Hafen war - die Kollegen würden erst später kommen und auslaufen -, steuerte der Fremde direkt auf ihn zu.
    »Hallo«, sagte er mit Kaugummiakzent.
    »Hallo«, erwiderte Giovanni und deutete zum blauen Himmel. »Schönes Wetter heute.«
    »Ich brauche ein Boot«, sagte der Fremde unvermittelt.
    Giovanni ahnte, was kam. »Unverkäuflich«, grunzte er und knüllte das Pergamentpapier zusammen, um es irgendwohin zu werfen und die Umwelt zu verschönern.
    »Ich will das Boot nicht kaufen«, sagte der Amerikaner. »Nur ausleihen.«
    »Verleihe nix«, sagte Giovanni trocken.
    »Ich habe nicht nach dem Namen eines gallischen Fischhändlers gefragt«, knurrte der Amerikaner. »Deine Asterix-Weisheiten kannst du für dich behalten, Freund. Ich will das Boot mieten.«
    »Das klingt schon besser, Signor Großmaul«, sagte Giovanni trocken. »Was zahlst du, Mann?«
    »Was

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