0181 - Gefangen in Zentral-City
Kellerraum, durch den Sie gekommen sind. Die andere Abzweigung mündet in die Abwässerkanäle."
„Danke", sagte Kasom und warf Mackers die Flasche zu. Geschickt fing der Plophoser die begehrte Ware auf und schob sie unter die Jacke. Sein Gesicht wurde besorgt.
„Sie meinten doch nicht im Ernst, daß Sie fliehen wollen?" fragte er. „Der Obmann würde mich schwer bestrafen, wenn Ihnen etwas zustößt."
„Niemand erwähnte etwas von Flucht", sagte Kasom.
Das Gesicht des alten Mannes veränderte sich. Resignation war darin zu erkennen. „Viele politische Widersacher des Obmanns haben bereits versucht, von hier aus zu fliehen", berichtete er. „Sie sind alle tot. Denken Sie daran. Zwar wird erzählt, daß sich im Dschungel einige Widerstandskämpfer aufhalten, doch wer die Wälder kennt, weiß, daß das unmöglich ist. Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, bleiben Sie in diesem Raum." Mit diesen Worten ging der Alte hinaus. Im Gefängnis blieb es kurze Zeit still. „Er wird sich betrinken", sagte Kasom schließlich. Rhodan hörte Mitleid aus der Stimme des Ertrusers heraus. Mitleid mit diesem alten Mann, der einsam und ohne Illusionen unter der Erde eines gefährlichen Planeten lebte.
„Die Abwässerkanäle", sagte Bully. „Das ist unser Weg in die Freiheit."
Am anderen Ende des Tisches erhob sich Atlan. Der Arkonide hatte bisher beharrlich geschwiegen. „Nicht so hastig, meine Freunde", sagte er. „Ich glaube, wir haben et was Wichtiges übersehen: die Tatsache, daß uns der Obmann nur ziemlich nachlässig bewachen läßt."
„Mackers ist im Vorraum", erinnerte Bully. „Er ist alt", sagte Atlan. „Alt und haltlos."
„Alle Zugänge nach oben dürften abgesperrt sein", sagte Noir. Der Arkonide schüttelte den Kopf. „Der Grund, warum wir anscheinend kaum bewacht werden, ist ein anderer." Er machte eine alles umfassende Bewegung. „Hondro weiß genau, daß es hier einfach keine Flucht möglichkeit gibt. Wir könnten vielleicht Mackers überwinden und in die Abwässerkanäle vordringen, aber wir kämen nicht weit Der Obmann weiß, daß wir an Flucht denken. Er kennt uns. Aber er weiß, daß auch wir nichts Unmögliches tun können. Deshalb genügt Mackers. Deshalb werden wir nicht fliehen."
„Der Admiral hat recht", stimmte Rhodan zu. „Mackers' Worte besagten deutlich, daß jeder Fluchtversuch einem Selbstmord gleichkäme. Vielleicht erwartet der Obmann sogar, daß wir ausbrechen."
„Selbstmord oder nicht!" rief Bully leidenschaftich. „Sollen wir untätig hier warten, bis dieser größenwahnsinnige Diktator unseren Tod beschließt und den Henker schickt?"
„Stimmen wir doch ab", schlug Andre Noir vor.
„Einverstanden", sagte Rhodan. Es stellte sich heraus, daß Kasom, Bully und Noir für einen Fluchtversuch waren, Rhodan und Atlan dage- gen. Rhodan sprach sich dafür aus, eine bessere Gelegenheit abzu- warten, aber Kasom und Bull drängten auf sofortiges Handeln. „Also gut", sagte Rhodan schließlich. „Wie sieht Ihr Plan aus, Kasom?"
Eine Parade kleiner, grüner Männer spazierte vor Mackers auf der Tischplatte herum. Das Wunderbare an ihnen war die scheinbare Schwerelosigkeit, mit der sie sich bewegten. Mackers beobachtete sie einige Zeit, dann wischte er mit der Hand über die Platte. Die Figuren verschwanden, und ein rosa Elefant schwebte vor Mackers' Augen. Auf der kleinen Bank neben Mackers lag Kasoms Flasche. Vor Mackers stand ein Becher auf dem Tisch. Mackers packte die Flasche, spähte in die Öffnung hinein, als könnte er erkennen, wieviel sich noch darin befand und schenkte den Becher zum elftenmal voll. Während er trank, kam aus dem Gefängnis ein merkwürdiges Geräusch. Es hörte sich an, als trommle jemand mit den Fäusten gegen die Tür. „Ruhe!" befahl Mackers mit unsicherer Stimme. „Wollt ihr die Männer aus den oberen Stockwerken alarmieren?" Es fiel ihm ein, daß dies tatsächlich passieren könnte. Die Folge würde sein, daß Hondros Männer ihn betrunken vorfinden wür- den. Schwankend stand Mackers auf. Die Gliederschmerzen, unter denen er litt, waren verschwunden.
Mackers ging bis dicht an die Tür und legte ein Ohr dagegen. Das Poltern kam einwandfrei von den Gefangenen. Mackers fluchte vor sich hin. Er zog seine Waffe aus dem Gürtel und schloß den Gefangenenraum auf. Im gleichen Augenblick, als er die Tür aufzog, wurde er gepackt und mühelos vom Boden abgehoben. Die Waffe fiel zu Boden. Schwindel überkam Mackers. Blitzschnell wurde er in den anliegenden
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