0181 - Gefangen in Zentral-City
hinter ihm. Er mußte seine Stimme nicht heben, um das Geräusch zu übertönen. „Wir werden sehen", erwiderte Rhodan. „Halten Sie mich gut fest." Nachdem sie weitere fünfzig Meter zurückgelegt hatten, stießen Rhodans Füße auf etwas Hartes. Er blieb stehen und bückte sich.
„Ein Metallgitter", informierte er die anderen. „Offensichtlich fließt darunter ein Kanal durch." Sie hörten das Rauschen und Plätschern des Wassers. Ein Laut, als bewege jemand ein rostiges Scharnier, kam aus der Tiefe. Rhodan erschauerte. Der Gestank war jetzt so schlimm, daß Rhodan glaubte, inmitten eines Berges von Müll zu stecken.
Rhodan steckte Mackers' kleine Waffe in die Tasche und begann das Gitter abzutasten. Es war eine Art Rost, offensichtlich dafür bestimmt, größere Gegenstände, die den Kanal verstopfen konnten, aufzuhalten. Rhodan überwand seinen Widerwillen gegen das glitschige Metall und suchte nach einem Schloß oder einem Riegel.
„Nichts", sagte er nach einiger Zeit. „Wir kommen hier nicht durch."
„Lassen Sie mich einmal probieren, Sir", schlug Kasom vor.
Rhodan trat zur Seite. Der Ertruser packte den Rost mit beiden Händen Dann hob er an. Knirschend gab das Gitter nach. Kasom lachte triumphierend. „Halt!" befahl Rhodan hastig. „Lassen Sie es liegen. Wenn uns die Plophoser mit Scheinwerfern folgen, sehen sie genau, in welche Richtung wir uns gewandt haben."
Kasom knurrte enttäuscht. Sie gingen weiter. Ein Tier sprang Rhodan an und verbiß sich in seiner Hose. Er schleuderte es mit einem Tritt davon. Kreischend prallte es gegen die Wand.
Der Weg durch die vollkommene Finsternis war schwieriger, als er angenommen hatte. Rhodan wußte jedoch, daß er sich auf seine Gefährten verlassen konnte. Solange er weiterging, würde sich keiner von ihnen aufgeben. Plötzlich griff Rhodans Hand, die an der Wand entlang glitt, ins Leere. Sofort blieb er stehen. Behutsam suchte er die Umgebung ab, aber nur hinter sich fand er festen Halt. Genau im rechten Winkel mußte ein Seitenarm der Kanalisation in die Erde hineinführen. Rhodan schilderte den anderen seine Entdeckung.
„Vielleicht gibt es auch auf der anderen Seite Abgänge", meinte Noir.
„Bleibt auf euren Plätzen", sagte Rhodan. „Ich werde mit Kasom untersuchen, was hier los ist." Gemeinsam bewegten sie sich durch die Nacht: Kasom, der wuchtige Ertruser und Rhodan, der schlankeTerraner. Nachdem sie eine Minute ständig nach rechts gegangen waren, hielt Kasom an. „Die Mauer, Sir", sagte er erleichtert.
„Ich glaube, der Gang, durch den wir kamen, gabelt sich an dieser Stelle. Es liegt an uns, ob wir rechts oder links weitergehen."
„Rechts", entschied Rhodan. Sie riefen die übrigen und setzten ihre Flucht fort. Etwas später pas sierten sie eine Stelle, an der der Kanal zum Teil eingebrochen war. Sie mußten über Trümmer hinwegklet- tern und durch einen See stinkender Brühe waten, bis sie ihr altes Tempo wieder aufnehmen konnten. Rhodan, der bis zu den Knien im Wasser gestanden hatte, fühlte den Stoff seiner Hose an den Waden kleben. Er hatte den Eindruck, als sei es jetzt wärmer geworden. Es war möglich, daß Zentral-City unterirdisch beheizt wurde. Vielleicht gingen sie in diesem Augenblick unter einem der großen Heiztunnel entlang, wie sie bei den Städten terranischer Bauart üblich waren. Rings um sie war jetzt ununterbrochen das Geräusch fließenden Wassers. Kurz darauf stießen sie auf den ersten eigentlichen Kanal. Er war in der Mitte vertieft, eine Me- tallrinne führte hindurch. Zu beiden Seiten der Rinne verlief eine Art Laufsteg. Die beiden Stege standen jedoch unter Wasser. Schlick, Algen und andere Parasiten hatten sich darauf festgesetzt.
Dadurch wurde der Untergrund schlüpfrig. Der Steg, über den sie gingen, besaß kein Geländer auf der Seite der Rinne, aber die tastenden Hände der Männer fanden in regelmäßigen Abständen Griffe, die in die Wand eingelassen waren. Aus unzähligen kleinen Seitenkanälen floß ständig Wasser in die Hauptrinne. Bereits nach mehreren Metern waren die Flüchtlinge vollkommen durchnäßt. Zu seiner Erleichterung stellte Rhodan fest, daß diese Abwässer bereits irgendeinen Filterungsprozeß durchgemacht hatten, so daß der Gestank erträglich blieb. Bakterien würden in der Flüs sigkeit kaum enthalten sein, denn auch die Plophoser waren darauf bedacht, ihre Städte keimfrei zu halten. Aber auch sie konnten bestimmt nicht vermeiden, daß sich hier unten Bakterien
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