0181 - Gefangen in Zentral-City
Eiszeiten starb der Großteil aller Pflanzen, um nach Einbruch der Hitzeperiode noch verschwenderischer als zuvor zu wuchern. Mit jeder Eiszeit vermehrte sich die Zahl der überlebenden Drenhols. Die Bäume verstanden es, sich in die relativ warmen Zonen Greendoors zurückzuziehen. Zwar machten die Plophoser während dieser Zeit Jagd auf sie, aber bisher war es nicht gelungen, sie auszurotten.
Greendoor wurde von den ehemaligen Plophosern seit über hundert Jahren besiedelt, die Städte waren noch im Aufbau begriffen. Der Planet hatte die günstige Schwerkraft von 0,97 Gravos. Seine Oberfläche besaß ausgedehnte Meere und Kon- tinente. Die Atmosphäre war sauerstoffreich, während der Hitzeperioden jedoch unerträglich schwül in den meisten Gegenden.
Doch der Mensch ist anpassungsfähig wie kaum ein anderes intelli- gentes Lebewesen der Milchstraße. So hatten sich die Plophoser fest auf Greendoor niedergelassen - es war ihr geheimer Stützpunkt, wo sie in aller Ruhe eine gigantische Industrie aufbauen konnten. Auf Greendoor entstanden vor allem die Emotio-Strahler, mit deren Hilfe die Plophoser andere Völker und Rassen zu bekämpfen gedachten.
Der Obmann hatte den Plophosern glaubhaft dargestellt, daß die Milch- straße nur darauf wartete, von ihnen erobert zu werden. Der Großteil der Bevölkerung aller plophosischen Planeten sah in Iratio Hondro den Mann, der sie in ungeahnte Höhen führen würde. Die wenigsten wußten von den Praktiken, die Hondro anwandte. Für die Plophoser war Perry Rhodan eine Legende. Hondro hingegen war Realität. Er war ein Mann, mit dem man reden konnte. Er zeigt esich oft, sprach viel und gab sich als der kleine Mann, der durch Tüchtigkeit und Fleiß Karriere gemacht hat.
Rhodan und Terra, diese beiden Begriffe bedeuteten für einen Plophoser wenig. Hondro wußte das. Er nutzte es für seine Zwecke aus.
Sie zeigten ihm alles.
Sie führten ihn auf Greendoor herum, als sei diese Welt eine riesige Ausstellung. Er sah die Fabrikationsstätten von Raumschiffstrieb- werken, Raumschiffszellen, Waffen aller Art und anderer Güter der Schwerindustrie. Er flog über die Städte dahin,, die zum Teil unterirdisch angelegt waren, und er kreiste hoch über den schrecklichen Wäldern.
Immer waren der Obmann und seine Leibwache in der Nähe. Sach- lich schilderte Hondro dem Gefangenen, was in den verschiedenen Städ- ten geschah. Niemals klang Stolz aus seiner Stimme, niemals Triumph, aber er war von ständiger Aggressivität erfüllt, er schien jedes Bauwerk als eine Waffe gegen das Imperium zu betrachten.
Allmählich gewann Rhodan ein Bild davon, wer dieser Mann war.
Hondro war terranischer als jeder Terraner. Er war härter, brutaler, schlauer und widerstandsfähiger als jeder Terraner. Nur so war es ihm möglich, dieses aufstrebende Volk anzuführen.
„Wir werden Sie nun zu den vier anderen Gefangenen bringen", sagte Hondro, als sie in Zentral-City angekommen waren. „Dies ist die Hauptstadt. Hier werden Sie und Ihre Begleiter zunächst einmal bleiben, bis ich entschieden habe, was mit Ihnen geschieht."
Vor ungefähr sechs Stunden waren sie mit der PHOENIX auf Greendoor gelandet. Rhodan war überrascht gewesen, welche Sicherheitsmaßnahmen dabei getroffen wurden. Das Absperrnetz um diese Welt war dem im Solaren System zumindest ebenbürtig.
Kasom, Atlan, Bully und Noir waren weggebracht worden, während Rhodan von Hondro aufgefordert wurde, Greendoor zu besichtigen.
Nun, sechs Stunden später, hatte Rhodan einen kurzen, aber nachhaltigen Eindruck von den Verhältnissen auf Greendoor gewonnen.
Der Gleiter, den sie benutzt hatten, war auf dem privaten Landeplatz des Obmanns in Zentral-City gelandet. Als Rhodan durch die Luke nach draußen kletterte, sah er, daß sie sich auf dem Dach eines hohen Gebäudes befanden. Hondro und seine Leibwache kamen aus der Flugmaschine. Der Wind, der ununterbrochen vom Meer herankam, ließ die Umhänge der Plophoser flattern. Vor Rhodan breitete sich die Hauptstadt Greendoors aus. Soweit Rhodan sehen konnte, war diese Stadt hermetisch abgeschlossen. Hinter ihm lag der Ozean, auf der anderen Seite das Hochgebirge. Und überall war der Wald, der undurchdringliche Wald. Ohne Fluggeräte gab es aus dieser Stadt kein Entkommen. „Sehen Sie sich gut um", empfahl ihm Hondro. „Hier werden Sie für einige Zeit bleiben."
„Das kommt darauf an", entgegnete Rhodan zweideutig.
Hondro lachte sorglos. „Sie sind zu klug, um an Flucht zu denken.
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