0181 - Gefangen in Zentral-City
jedoch verfügten über ge- fährliche Eigenschaften.
Sobald sie von der Hauptpflanze abfielen, begann ihre Wanderung. Ein Gespinst hauchdünner Fäden, die sich bei Bedarf zusammenzogen oder dehnten, umgab die Samenkapsel. Zog sich die Kapsel zusammen, wurde sie zu einer natürlichen Feder, die sich bei der blitzschnellen Ausdehnung der Kapselfäden mehrere Meter fortschnellen konnte. Auf diese Weise wanderten die Samen- kapseln meilenweit über Greendoor. Tausende kamen um, aber Tausende erreichten auch einen Platz, wo sie sich niederlassen und wachsen konnten. Seit Errichtung der plophosischen Siedlungen zählten auch die Kanalsysteme der Städte zu bevorzugten Aufenthaltsplätzen des Schnellkrautsamens. Die Kapseln klafften in ihrer Ruhelage nach der Oberseite auf, um sich auf diese Weise Nahrung zu beschaffen. Insekten, Nagetiere und Riesenstaubpilze fielen den zuschnappenden Kapseln am häufigsten zum Opfer. In diesem Stadium begannen die Kapseln zu wachsen. Sie dehnten sich, bis aus ihrem Innern eine neue Schnellkrautpflanze hervorzuwuchern begann. Die Kapsel erfüllte nun ihren letzten Zweck. Sie diente der jungen Pflanze als Boot, auf dem diese durch die Kanäle ins Freie schwamm. Wie die Riesenstaubpilze hatte auch das Schnellkraut auf dem Meer große Verluste, aber unzählige Pflanzenschiffe gelangten ans Ufer. Noch einmal schnellten sich die Kapseln mit ihrer kostbaren Last voran; als seien sie von Todeszuckungen geplagt, arbeiteten sie sich in die Wälder, um dort zu verfaulen, während ihr Passagier bereits neue Samenknollen zu produzieren begann. Hunderte winziger, aber unbedeutender Pflanzenparasiten hatten sich ebenfalls in den Abwässeranlagen eingefunden und sich dort eingewöhnt Oft genug kam es vor, daß die Plophoser die verstopften Abflüsse mit Säurebädern und Flammen- werfern säubern mußten, so dicht wucherten unzählige Arten von Pilzen, Flechten und Moosen in der Sicherheit, unter der Oberfläche.
Die Abwässeranlagen bildeten die Vorhut des Dschungels, denn überall, wo sich ihm die geringste Gelegenheit bot, faßte er Fuß.
Sie hatten etwa hundert Meter zurückgelegt, als Perry Rhodan stehenblieb. Der üble Geruch, der sie bereits die ganze Strecke über begleitet hatte, war inzwischen zu kaum erträglichem Gestank geworden. Die Wände, an denen sie sich entlangtasteten, waren rissig, feucht und kalt. Mit den Füßen wateten die Flüchtlinge durch die ersten Wasserlachen. Kasom, der direkt hinter Rhodan ging, packte den Großadministrator am Arm. „Was ist passiert, Sir?" flüsterte er.
„Sauerstoffmangel", erklärte Rhodan. „Die Luft wird noch schlechter werden."
„Irgendwo muß es Abzugs - und Belüftungsschächte geben", meinte der Ertruser. „Früher oder später werden wir dort angelangen." Rhodan hörte die anderen ebenfalls herankommen.
Er fragte sich, ob er es verantworten konnte, die Männer weiter in den Kanal eindringen zu lassen. „Warum gehen wir nicht weiter?" klang Bullys Stimme ungeduldig aus der Dunkelheit. Rhodan, erklärte ihm, weshalb er angehalten hatte. „Wenn es schlimmer wird, können wir noch immer umkehren", sagte Bully. „Meine Nase war noch nie empfindlich. Gehen wir also." Rhodan hörte, daß Kasom zustimmend brummte. Ihre Füße scharrten auf dem feuchten Boden. Irgendwo war ein Plätschern zu hören. „Wir müssen dicht hintereinander bleiben", ordnete Rhodan an. „Es kann sein, daß Sickerschächte oder andere Löcher im Boden sind. Da ich vorangehe, könnte ich abstürzen.
Kasom, es wird besser sein, wenn Sie sich mit einer Hand an meiner Schulter festhalten, damit Sie mich notfalls hochziehen können."
Gleich darauf spürte er, wie sich die mächtige Hand des Ertrusers auf seine Schulter legte. In dieser Situation wirkte es beruhigend, einen Mann mit solchen Kräften bei sich zu haben.
„Gut", sagte Rhodan. „Weiter jetzt!" Rhodan schlug kein besonders schnelles Tempo ein. Er hielt es für besser, auf ihre Sicherheit zu achten, als blindlings durch die Gänge zu rennen. Bei jedem Schritt tastete er den Untergrund mit den Füßen ab. Es wurde immer feuchter. Die Zahl der Lachen nahm zu. Von der unsichtbaren Decke fielen Tropfen auf die Männer herunter. Kleine Tiere huschten zwischen ihnen umher, aus ihren Verstecken aufgejagt. Wo es jedoch Tiere gab, mußte auch Sauerstoff sein. Ein Rauschen drang an Rhodans Ohren, das ständig an Lautstärke zunahm, je weiter sie kamen. „Glauben Sie, daß das ein Kanal ist?" fragte Kasom
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