0181 - Gefangen in Zentral-City
Blatt segelte auf ihn zu. Leicht wie eine Feder landete es auf seiner Schulter. Im gleichen Augenblick fühlte Rhodan, daß eine ätzende Flüssigkeit über seinen Rücken lief. Mit einem Ruck riß er das Blatt ab. Es schwebte aufs Meer und versank. Rhodan hatte eine blutende Wunde zurückbehalten. Er achtete darauf, daß er nicht in eine der Dornenpflanzen trat. Von einem kleineren Pilz fiel eine Liane auf ihn herab und versuchte ihn zu umschlingen. Rhodan streifte sie ab und steuerte auf den Riesenpilz zu.
Wieder flog ein Blatt auf ihn zu, doch diesmal war er auf der Hut.
Er wich dem gefährlichen Segler aus und beobachtete, daß dieser sich auf einem Pilz niederließ. Unangefochten erreichte Rhodan den großen Pilz. Das ausgedehnte Dach warf einen riesigen Schatten.
Gleich einem Vorhang hingen Äste und Wurzeln anderer Pflanzen daran herab. Rhodan biß die Zähne aufeinander und teilte das Durcheinander mit den Händen. So erreichte er den eigentlichen Stengel. Auch für einen schlechteren Kletterer als Rhodan wäre es keine große Leistung gewesen, am Stengel hinaufzuklettern. Die Lianen, die sich wie ein Gitter verwuchert hatten, bildeten eine regelrechte Leiter. Schnell klomm Rhodan in die Höhe. Er spürte, daß Schlingpflanzen nach ihm tasteten, ihn festhalten wollten, aber ihre Kraft reichte nicht aus, um sein Vorwärtsdringen zu unterbinden. Er kam direkt unterhalb des Daches an. Hier stank es.entsetzlich. Ein gutes Drittel des Pilzes schien in Fäulnis übergegangen zu sein.
Rhodan suchte sich eine starke Liane aus, die bis zum Rand des Daches führte. Daran hangelte er sich weiter. Seine Füße hingen nach unten, großartiges Ziel für Schlingpflanzen aller Art.
Zunächst war es nur eine. Geschmeidig ließ sie sich mitziehen.
Dann wurde Rhodans rechter Fuß von einer weitaus stärkeren um- schlungen, die sofort zu zerren begann. Um das Gleichgewicht zu behalten, mußte Rhodan einen Augenblick ruhig unter dem Dach hängen bleiben. Diese Pause nutzten drei weitere Ausläufer unbekannter Pflanzen, um sich um die Hälfte des Terraners zu schlängeln. Trotzdem kam er noch gut voran. Als er die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, war er von mindestens einem Dutzend Pflanzenarmen umschlungen. Er erkannte, daß er unter diesen Umständen sein Ziel nicht erreichen konnte. Zum Glück zogen die Lianen in verschiedene Richtungen, so daß sich ihre Wirkung zum Teil aufhob. Eine erwies sich als besonders unangenehm, denn ihre Berührung verursachte ein schmerzendes Brennen auf der Haut.
Rhodan nahm immer mehr die Form eines großen Kokons an. Er hielt sich nur mit einer Hand fest, mit der anderen gelang es ihm, Mackers' Waffe zu ziehen, die schon einmal ihre Unempfindlichkeit gegenüber dem Wasser bewiesen hatte. Rhodan hoffte, daß sie auch diesmal funktionieren würde. ,Er schoß. Der gebündelte Energiestrahl zerschnitt den größten Teil der Lianen sofort. Rhodan schob die Waffe zurück und setzte seinen Weg fort. Bevor sich neue Taue um ihn legten, erreichte er den Rand des Pilzdaches. Er schwang sich hinauf und landete zwischen wild wuchernden Pflanzen.
Sofort richtete er sich auf, um gegen eventuelle Angreifer gewappnet zu sein. Hastig strebte er auf den Mittelpunkt des Daches zu. Stellen- weise war der Boden hart wie Beton, aber es gab auch verfaulte Plätze, wo Rhodan bei jedem Schritt einbrach. Er fand eine Senke, die bequem drei oder mehr menschliche Körper aufnehmen konnte.
Dort ließ er sich nieder, nachdem er vorsichtshalber die Umgebung kontrolliert hatte. Vorerst schien er, in Sicherheit zu sein. Zum erstenmal verspürte er Durst und Hunger. Eine Weile blieb er bewegungslos liegen, um neue Kräfte zu schöpfen, dann erhob er sich, um aufs Meer hinaus zu sehen.
Was er sah, ließ seinen Puls rasen. Am Ufer entlang rannten zwei Männer um ihr Leben. Einer von ihnen war Atlan, der andere, eine dreckverschmierte, verwahrloste Gestalt, schien Bully zu sein. Hinter ihnen kam das Verfolgertrio. Drei riesige Bäume, die sich auf ihren Wurzeln fortbewegten wie Tausendfüßler, holten mit unwahrscheinlichem Tempo immer weiter auf. Von jedem Baum, keiner war kleiner als hundert Meter, baumelten unzählige Peitschenarme herunter. Ab und zu schnellten die mit Dornen bewehrten Tentakel durch die Luft, um die beiden Männer zu erreichen. Aber noch war die Entfernung zu groß. Doch die Bäume bildeten nicht die einzige Gefahr. Die Gleiter hatten das Ufer fast erreicht, während die Suchboote sich ungefähr
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