0181 - Gefangen in Zentral-City
werfen.
„Nichts", sagte Jiggers. „Es sieht so aus, als hätten sie sich in Luft aufgelöst."
„Vielleicht sind sie in die andere Richtung gegangen", meinte einer seiner Begleiter. „Dann werden sie den Suchtrupps unter der inneren Stadt in die Hände fallen", erinnerte Al. „Ich bin jedoch überzeugt, daß Rhodan Instinkt genug besitzt, um den Ausgang zum Meer gefunden zu haben. Ich glaube, die Flüchtlinge halten sich überhaupt nicht mehr in den Abwässeranlagen auf. Sie sind draußen - in der Bucht." Hätte ein anderer als Al Jiggers die Vermutung geäußert, er hätte Spott und Unglauben geerntet. Doch niemand wagte es, sich über eine Bemerkung des Agenten lustig zu machen. „Und die Suchboote?" fragte einer der Männer. „Sie müßten sie dann schon entdeckt haben. Außerdem haben wir Gleiter über der Bucht."
„Die Gleiter können sie wohl kaum entdecken, wenn sie noch im Wasser sind", meinte Al. „Für die Boote war es wahrscheinlich schon zu spät."
„Es bleibt ihnen aber nur ein Weg zur Fortsetzung der Flucht: sie müssen in den Dschungel eindringen", mischte sich ein anderer ein. „Das stimmt", gab Jiggers zu. „Das macht mir Sorgen.
Wenn sie dann noch lange am Leben sind, werden wir Mühe haben, sie zu fangen." Über Sprechfunk nahm er Verbindung zu den anderen Sucheinheiten auf. Gleiter und Boote erhielten den Befehl, sich bei ihren Aktionen mehr auf das andere Ufer der Bucht zu konzentrieren. Ein Teil der Suchmannschaften in den Abwässeranla- gen wurde zurückgeschickt. Lediglich unter der inneren Stadt kämmten die Plophoser weiterhin die unterirdischen Kanäle durch.
Danach setzte sich Jiggers mit dem Obmann in Verbindung. „Hallo, Al", meldete sich Hondro. „Haben Sie sie?"
„Nein", sagte Jiggers knapp. „Wir sind jetzt kurz vor den Kanalaus gängen, ohne eine Spur von ihnen gefunden zu haben.
Auch die Suchtruppen unter der inneren Stadt melden keinen Erfolg."
Einen Augenblick war es still, nur das Rauschen im Empfänger war zu hören. „Sie wissen, was es für uns bedeutet, diese Männer lebend in unsere Gewalt zu bekommen, Al", sagte der Obmann schließlich. „Ja", sagte Jiggers. In seiner Stimme schwang Ärger über die Ungeduld Hondros mit, aber er hütete sich, diesem Ärger durch eine Bemerkung Luft zu machen. „Wie wollen Sie weiter vorgehen?" erkundigte sich Hondro. „Wir werden unsere Aufmerksamkeit auf die andere Seite der Bucht konzentrieren", erklärte Jiggers. „Ich nehme an, daß sie in den Dschungel eindringen wollen."
„Soll das ein Witz sein?" erkundigte sich Hondro. „So verrückt kann Rhodan gar nicht sein, daß er ein solches Risiko eingeht. Er würde dabei das Leben seiner Begleiter aufs Spiel setzen."
„Die Flüchtlinge haben nichts mehr zu verlieren, Sir", sagte Jiggers. „Das weiß Rhodan. Er wird alles auf eine Karte setzen, auch wenn er letzten Endes aufgeben muß." Hondros Stimme zeigte zum erstenmal Anzeichen von Unruhe. „Was, wenn Rhodans Gruppe überhaupt nicht durch die Abwässeranlagen flüchtete?"
„Wo sollten die Männer sonst sein?" fragte Al überrascht.
„Hier, in der Stadt", antwortete Hondro. „Unmöglich!" entfuhr es Jiggers. „Bedenken Sie, durch wieviel Kontrollen sie müßten, um nur in die oberen Stockwerke des Hauptgebäudes zu gelangen."
„Ja", sagte Hondro. „Ich denke, Sie haben recht, Al. Setzen Sie die Suche fort."
„Gut", bestätigte Jiggers. „Noch etwas", sagte der Obmann sanft.
„Sir?"
„Denken Sie an die fällige Gegeninjektion - das hilft."
Die farbige Wand, die sich fast bis zum Ufer vorgeschoben hatte, erschien vom Wasser aus undurchdringlich. Wahrscheinlich war sie das auch. Zum erstenmal sah Rhodan den Dschungel von Greendoor aus einer Entfernung von nur hundert Metern. Seine Füße spürten bereits Grund unter sich. Er hatte das Ufer erreicht.
Er schaute zurück. Zentral-City lag in Licht gebadet auf der anderen Seite der Bucht. Von hier aus wirkte die Hauptstadt Greendoors weniger beeindruckend als vom Dach des Hauptgebäudes. Wahrscheinlich wurde dieser Eindruck von der Nähe des Waldes hervorgerufen, von der unheilvollen Drohung, die von diesem Urwald ausging. Die höchsten Bäume reichten fast zweihundert Meter hoch, obwohl sie als Einzelwesen in diesem Gewirr von Pflanzen kaum zu unterscheiden waren. Neben diesem Urbild natürlicher Evolution wirkte Zentral-City schwach, obwohl es in Wirklichkeit die Stadt war, die sich immer weiter ausdehnte und diesen Dschungel langsam aber
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