0181 - Gefangen in Zentral-City
sicher besiegen würde. Inmitten der Bucht sah Rhodan jetzt Suchboote auftauchen, aber sie konnten ihn nicht mehr erreichen. Die Gleiter waren ebenfalls noch da, aber allem Anschein nach hatten die Besatzungen bisher noch keinen Erfolg gehabt. Rhodan stand bis zur Brust im Wasser und blickte nachdenklich auf den Dschungel. Mackers' kleine Waffe war das einzige, was er gegen die wilde Vegetation einsetzen konnte. Das war wenig, selbst bei größtem Optimismus sehr, sehr wenig.
Rhodan wußte jedoch, daß ihm die plophosischen Suchmannschaften bald die Entscheidung abnehmen würden. Sie würden ihn zum Handeln zwingen. Und obwohl der schlanke Terraner noch zögerte, wußte er bereits genau, was er tun würde.
Er würde, die Gefahr mißachtend, das Meer verlassen und im Dschungel ein Versteck suchen. Er hoffte, daß bald Atlan oder Bully, Noir und Kasom hier auftauchten, denn zusammen hatten sie immerhin eine bessere Chance, eventuelle Angriffe der Pflanzen zu überstehen. Hier, in der Nähe des Ufers,war das Wasser angenehm warm. Es bedeutete eine Wohltat für Rhodans strapazierten Körper.
Aus dem Dschungel klangen unerklärliche Geräusche herüber. Es hörte sich an, als sei diese Wand aus Pflanzen in ständiger Bewegung, als kämpfe sie ununterbrochen gegeneinander um jeden Fußbreit des lebenswichtigen Bodens. Da teilte sich die bisher ruhige Wasseroberfläche neben Rhodan und ein nur fingerdicker, aber endlos erscheinender Pflanzenstengel krümmte sich zusammen, rollte in konvulsivischen Zuckungen dem Ufer zu. In der Spitze war ein zappelnder Fisch zu erkennen, der der Umklammerung der natürlichen Angel nicht mehr entgehen konnte. Fisch und Stengel verschwanden im Wald, so daß es Rhodan unmöglich war, die Pflanze zu sehen, die ihre Wurzeln als Angelruten ausgebildet hatte.
Gleich darauf peitschte die dünne Wurzel durch die Luft und tauchte wieder ins Wasser. Nun lag sie dort unten, auf neue Beute lauernd. Rhodan fragte sich, wieviel Wurzeln unter der Oberfläche verborgen sein mochten. Zum Glück konnten sie ihm nicht gefährlich werden. Vorsichtig watete Rhodan dem Ufer entgegen. Unzählige Pilze wuchsen in unmittelbarer Nähe des Wassers. Von vielen waren nur noch die Überreste zu sehen, alles andere schien irgendwelchen Raubpflanzen zum Opfer gefallen zu sein. Auf den Dächern der riesigen Pilze wucherten andere Pflanzen, die tiefe Narben im Pilzfleisch zurückließen. Jeder zweite Pilzstengel war von Lianen umschlungen, die mit wechselndem Erfolg versuchten, die schwere Beute in den Wald zu zerren. Das Ufer war von Schleif-, Kratz- und Hiebspuren aufgewühlt, es bildete einen schmalen Gürtel Niemandsland, um das heftige Kämpfe ausgetragen wurden. Die Nähe des Salzwassers verhinderte jedoch, daß der Wald bis zum Meer vordrang. Rhodan, der erschreckt die Umgebung beobachtete, sah phänomenale Vorgänge, Geschehnisse, die wieder einmal die ungeheure Anpassungs- fähigkeit der verschiedenen Lebensformen zeigte. Unter jedem Riesenstaubpilz wuchsen kleine Pflanzen, die ihre Raubtätigkeit darauf beschränkten, kurze Stiele, an deren Ende sich ein Dorn befand, aus dem Sand ragen zu lassen. Sobald der Pilz Fleisch verlor - und er verlor sehr oft, denn auf seinem Dach wurden wütende Kämpfe um die Vorherrschaft dieses relativ sicheren Platzes ausgetragen - versuchte die Dornenpflanze dieses Pilzfleisch aufzuspießen. War ihr das gelungen, zog sie sich blitzschnell unter die Oberfläche zurück. Die Beute lag nun am Boden, wurde jedoch systematisch von unten aufgelöst. Rhodan blickte zurück. Die Such- boote näherten sich allmählich diesem Ufer. Auch die Gleiter änderten ihren Kurs und steuerten auf die andere Seite der Bucht zu.
Rhodan erkannte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er mußte schnell einen verhältnismäßig sicheren Platz finden.
Seine suchenden Augen entdeckten einen riesigen Pilz, einen uralten Burschen, dessen von Narben übersäter Stengel vielleicht drei Meter durchmaß. Ein Meter davon wurde jedoch von Lianen, Schmarotzern, Abfällen und Moosen gebildet. Das Dach hatte einen Durchmesser von zehn Metern. Es war dunkelbraun und von Aus- höhlungen übersät. Ein kleiner Wald wucherte dort oben. Wie ein Netz von Telefondrähten spannten sich zwischen dem Pilzstengel und dem Wald unzählige Schlingpflanzen und Lianen. Doch nichts vermochte den Pilzgiganten zu erschüttern. Rhodan ,verließ das Wasser und setzte vorsichtig den Fuß aufs Land. Ein harmlos aussehendes, tellergroßes
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