0181 - Totenchor der Ghouls
denn, Mummy?«
»Lauf bitte nicht so weit weg, Junge.«
»Ich habe doch nur den Ball geholt.«
»Dann ist es gut.«
»Kannst du mir etwas zu trinken geben?«
»Natürlich. Ich habe auch noch deine Trauben.«
»Lieber einen Schluck Saft.«
Johnny bekam ihn. Er blieb vor dem Küchenfenster stehen, trank seinen Saft und reichte Sheila das Glas dann hoch. Anschließend rannte er auf den Rasen und spielte weiter.
Sheila lächelte. Der Junge hatte sich prächtig gemacht. Er war der große Stolz seiner Eltern. Leider hatten die Gegner des Sinclair-Teams auch auf ihn keine Rücksicht genommen, und Johnny trug als Schutz stets ein kleines geweihtes Kreuz an einer Kette hängend um den Hals.
Der Ghoul wartete noch.
Er hatte sich auch mit einem Stein bewaffnet, mit dem er den Jungen töten wollte.
Wenn der Junge wieder einmal richtig stark zutrat, würde der Ball bis an das Gebüsch rollen…
Darauf wartete er.
Abermals legte sich Johnny den Ball zurecht. Diesmal nahm er sogar Anlauf, trat dann zu und streifte den Ball nur mit dem Außenrist. Er rollte zur Seite.
Der Ghoul war enttäuscht.
Johnny holte den Ball zurück. Er legte ihn wieder dorthin, wo er zuvor gelegen hatte, nahm einen noch größeren Anlauf, rannte los, schoß, und nun hatte er den Ball wirklich voll getroffen. Er wurde sogar in die Höhe geschleudert, und im Bogen sauste er durch das Tor.
Treffer!
Johnny riß die Arme hoch. Wie die Alten machte er das, als er auf das Tor zu- und hindurchlief, um sich den Ball zurückzuholen. Die bunte Kugel war so hart getreten worden, daß sie sogar das Gebüsch erreicht hatte, hinter dem der Ghoul lauerte.
Der Dämon sah den kleinen Jungen auf sich zurennen und stieß ein Schmatzen und Schlürfen aus, das von einer widerlichen Vorfreude zeugte. Wenn er sich langmachte und dabei noch den Arm ausstreckte, konnte er den Ball greifen. Aber das wollte er nicht. Dafür war der Kleine zuständig.
Johnny rannte näher. Sein Gesicht war gerötet, die Augen strahlten. Er ahnte nichts von der Gefahr, in der er schwebte, und er wäre fast noch gestolpert, so sehr beeilte er sich, wieder an den bunten Ball zu kommen.
Der war zwischen die Büsche gerollt und von den sperrigen Zweigen aufgehalten worden. Es würde für Johnny nicht einfach sein, ihn aufzunehmen, da er sich dabei recken mußte.
Der Kleine bückte sich.
Der Ghoul öffnete sein Maul. Die Zähne waren zu sehen, die kleinen, aber spitzen Dinger, die wie eine Maschine zubeißen konnten und kaum zu stoppen waren.
Johnny hatte schon den Arm ausgestreckt, als er in der Bewegung anhielt.
Etwas irritierte ihn.
Da war ein anderer Geruch, den er noch nie wahrgenommen hatte. Nicht nach Blüten- oder Blumenduft, sondern das Gegenteil.
Widerlich, so daß dem Kleinen direkt schlecht werden konnte.
Er schluckte.
Im Augenblick wußte er nicht, was er machen sollte, drehte den Kopf, und es schien so, als würde er nach seiner Mutter rufen. Dann überlegte er es sich und kroch noch ein Stück vor.
Auch der Ghoul hatte sich etwas vorgeschoben. Er nahm jetzt die beste Position ein. Dieses Opfer würde ihm nicht entkommen. Sein rechter Arm, ein längliches, schleimiges Gebilde, glitt zwischen zwei Zweigen hindurch und über den Boden, wobei Dreckkrumen haften blieben.
In der anderen Hand hielt er den Stein, der an einer Seite eine ziemlich spitze Stelle aufwies.
Da griff Johnny nach dem Ball.
Jetzt!
Der Ghoul war schnell. Kaum hatte Johnny seinen Ball berührt, als auch die Pranke des Ghouls vorschoß, sich auf das rechte Handgelenk des Kleinen legte und es sofort umklammerte.
Eine Sekunde starrte Johnny auf die Klaue.
Dann schrie er!
***
Sheila Conolly hatte die Hähnchen gesalzen, gepfeffert und mit Paprika bestreut. So bekamen sie die richtige Schärfe und die Männer hinterher den Durst. Es würde sicherlich eine lange Nacht werden, vor allen Dingen, wenn John noch hinzukam. Man hatte sich bestimmt viel zu erzählen.
Es war lange her, daß die Conollys und Will Mallmann sich gesehen hatten, und beide mochten sich auch. Will war ein ruhiger, netter Mensch, der ein schweres Schicksal hinter sich hatte. Bei seiner Hochzeit hatte der Schwarze Tod zugeschlagen und ihm die über alles geliebte Frau genommen.
Seit dieser Zeit war auch Kommissar Mallmann ein Feind der Dämonen. Er verfolgte sie, wo es nur ging. Er hatte sogar seine Vorgesetzten im deutschen BKA davon überzeugen können, daß es gewisse Dinge gab, die man kaum mit dem Verstand erklären
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