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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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flackernden Kaminfeuer aufgesprungen und starrten schockiert auf Zamorra und die gespenstische Veränderung, die mit ihm vorging.
    Der Meister des Übersinnlichen wurde zur Sonne!
    Grell flammte es bei ihm auf, und im nächsten Moment war er von einer blendenden Korona umgeben, die, das war unzweifelhaft erkennbar, von Merlins Stern gespeist wurde!
    Der Stern mutierte, gab die Kraft der entarteten Sonne, die in ihm wohnte, auf negative Weise frei!
    »O Gott!« rief Nicole. Ihre Pupillen ließen nicht von ihrem Geliebten ab. Die Ereignisse der Nacht passierten noch einmal in rasendem Tempo Revue vor ihrem inneren Auge.
    »Leg es ab!« schrie sie. »Hörst du nicht, du mußt es ablegen! Es tötet dich!«
    Ungeheure Angst schwang in ihrer Stimme mit, aber er zeigte mit keiner Reaktion, daß er sie überhaupt hörte. Sein Körper war mitsamt dem Sessel, in dem er hockte, von einer sonnenhellen Aureole umhüllt, die das Sehen zur Qual machte.
    Sie fröstelte.
    Manuela merkte es und zog sie gewaltsam soweit von Zamorra weg, bis sie eine Wand im Rücken hatten. Raffael, der in das Ereignis hineinplatzte, fand verständnislos zu ihnen, stellte aber keine Fragen, weil er instinktiv zu erfassen schien, daß er von den beiden Frauen keine Antworten erwarten konnte.
    Sie wußten selbst nicht, was passierte. Sie waren ahnungslos wie er!
    »Da!« krächzte Manuela. »Sieh nur! Die Aura verändert sich!«
    Es stimmte. Allmählich verblaßte der sonnenhelle Schein um Zamorra. Der Professor, die ganze Zeit über nur verzerrt und schemenhaft sichtbar, gewann wieder an klaren Konturen. Auch die Farbverfälschung ging zurück. Es sah aus, als würde die Kraft, die ihn umhüllt hatte, ganz langsam wieder in das Amulett, ihren Ursprung, zurücksinken…
    Zwei Minuten später war sie vollständig verschwunden. Nur das Amulett war nach wie vor aktiv.
    Nicole gab einen unartikulierten Laut von sich und stürmte, ehe Manuela oder Raffael es verhindern konnten, auf Zamorra zu.
    Sie erreichte ihn nie.
    Zamorra entmaterialisierte!
    ***
    Fehltransition! grellte es durch Creag Mhoirs Hirn. Sekundenlang wurde dem wahnsinnigen Druiden schwarz vor den Augen. Er verkrampfte sich in der merkwürdigen Sitzgelegenheit, in die er gesunken war.
    Die Kristallgitter vibrierten, als wollten sie jede Sekunde in Myriaden Scherben zerbersten. Ihr Klirren schuf eine infernalische Geräuschkulisse.
    Versagt! schrie es in dem Alten. Du hast versagt!
    Ja, dachte er, versagt. Und es gab keine Möglichkeit, seinen Fehler auf Anhieb zu korrigieren. Die Kristallgitter, die mit dem Druidenstein verbunden waren, würden Stunden brauchen, um sich energetisch wieder soweit aufzuladen, daß ein neuerlicher Übergriff auf das Amulett und seinen Träger gewagt werden konnte.
    Der Träger… Er hatte sich als wiederstandskräftiger herausgestellt als Creag Mhoir dachte. Buchstäblich im letzten, entscheidenden Moment war es ihm, vermutlich sogar unbewußt, gelungen, den Materialisationspunkt zu verfälschen.
    Zamorra war ihm durch die Lappen geangen.
    Zumindest vorläufig.
    »Urr!« äffte Creag Mhoir den Gnom nach.
    ***
    Sie war vielleicht eine halbe Stunde gelaufen, als sie die seltsame Lockung in sich spürte - eine sirenenhafte Stimme, leise, wispernd und dabei geradewegs in ihr Bewußtsein dringend, ohne den Umweg über die Hörorgane!
    Susan O’Hara verhielt abrupt im Schritt.
    »Ist da wer?« hauchte sie ängstlich. Sie drehte den Kopf nach allen Seiten, konnte aber nur feststellen, daß sie offensichtlich noch immer allein auf dem Gang war.
    Doch das Wispern in ihrem Kopf verstummte nicht, wurde im Gegenteil deutlicher, verständlicher. Susan hörte klar die Aufforderung heraus, zu jemanden zu kommen.
    Zu wem?
    Dem wahnsinnigen Alten? Dem entsetzlichen Zwerg? Oder wer hielt sich noch hier verborgen?
    Susan fühlte sich innerlich leer, als sie ihren Weg über den endlosen Korridor fortsetzte. Wenn sie zurückschaute, konnte sie nichts mehr von dem Raum erkennen, in dem sie mit dem hageren Alten zusammengetroffen war. Vor und hinter ihr sah der Gang völlig gleich aus, schien keinen Anfang und kein Ende zu haben.
    Susan begann zu schwitzen. Ihre dicke Wollkleidung war denkbar ungeeignet für diesen Ort.
    Sie hatte keine Uhr, deshalb wußte sie auch nicht, wie lange sie tatsächlich schon unterwegs war, als sich eine Veränderung ihrer Umgebung bemerkbar machte. Obwohl noch immer kein Ende des Korridors abzusehen war, hatte Susan plötzlich das untrügliche Gefühl, sich

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