Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
nicht sonderlich unterhaltsamen Monolog fort. Er schlenderte jetzt nicht mehr ganz so eilig die Hauptstraße des Dorfes hoch und hielt nach dem eindeutigen Hinweis auf ein Wirtshaus Ausschau.
    Dann fand er den ersten Betrunkenen, der an einem Pfosten vor einer Hausveranda lehnte, und wußte, daß er kurz vor seinem Ziel stand.
    Zamorra ging auf einen windschiefen Bau mit blinden Fensterscheiben zu, auf die in grauen Versalien »Lyncher’s Inn« gemalt war. Ohne Zögern betrat er die Gaststube des fast nur aus Holz errichteten Gebäudes.
    Der Raum war fast leer, aber dennoch verräuchert, als beherbergte er eine Hundertschaft notorischer Kettenraucher. Zamorra mußte husten. An einem der Tische hob ein Mann, der allein saß und bisher vor einem Krug Bier gedöst hatte, desinteressiert den Kopf. Erst als er Zamorra sah, trat geringfügiges Interesse in seine Augen.
    Zamorra schenkte ihm keine weitere Beachtung, wollte auf die verlassene Theke zusteuern, als ihn die Worte des Mannes zurückhielten.
    »Ich bin der Wirt«, erklärte dieser fast gelangweilt. Er schraubte seinen massigen Körper, der bislang zum Großteil unter der Tischkante verborgen geblieben war, in die Höhe, rieb sich die Wurstfinger an einer speckigen Lederschürze ab und schwankte unsicher auf Zamorra zu.
    So, wie er daherkam, ähnelte er mehr einem betrunkenen Metzger als einem Wirt, aber Zamorra nahm sich vor, nicht wählerisch zu sein.
    »Was wollen Sie?« fragte der Koloß. »Sie sind fremd hier, habe Sie noch nie gesehen.«
    »Ist das verboten?« konnte sich Zamorra die Frage nicht verkneifen. Der Tonfall des Wirtes gefiel ihm nicht.
    »Es ist selten«, erwiderte der Dicke. »Um diese Jahreszeit verirrt sich kaum jemand hierher. Im Sommer, da ist es was anderes. Das ist man ja schon gewöhnt, daß die Touristen aus aller Herren Länder hier durchmarschieren, um sich die blöden Steine anzuschauen. Aber jetzt, im Herbst…«
    »Blöde Steine?« echote Zamorra.
    »Ständig Stones werden sie genannt«, brummte der Wirt und äugte wie eine kurzsichtige Eule. »Sagen Sie bloß, die kennen Sie nicht? Warum sind Sie dann hier in diesem gottverlassenen Kaff?«
    Zamorra hörte gar nicht mehr zu.
    Standing Stones!
    In seinem Kopf schrillten ein halbes Dutzend Alarmglocken gleichzeitig.
    ***
    Ein eigenartiges Ziehen war da. Es war Gryf, als beuge er sich über den gemauerten Rand eines ewigkeitstiefen Brunnens, und aus diesem zuckten gierige Hände hervor, die nach ihm griffen -die in ihn hineingriffen und etwas aus ihm heraus in die Tiefe zerren wollten!
    Stückweise versuchte er der Bewußtlosigkeit zu entrinnen und sich aus dieser ziehenden Tiefe freizukämpfen. Sie wollte an ihm fressen und ihn aushöhlen.
    Wo bin ich?
    Er hatte es sich nur in Gedanken gefragt und öffnete jetzt die Augen, konnte aber außer Schleiern und Nebeln nichts erkennen. War sein Sehvermögen in Mitleidenschaft gezogen worden, als der Angriff des Steins begann?
    Der Angriff!
    Langsam und bruchstückweise kam die Erinnerung zurück. Die Standing Stones und der junge Mann, dessen Freundin durch Magie entführt worden war… und dann hatte es auch ihn, Gryf, erwischt! Das Bild hell leuchtender Steine und des eigenartigen Strahls bohrte sich in sein Bewußtsein.
    Was war mit Pyter Pitlochry geschehen? Hatte es auch ihn erwischt? Und was noch wichtiger war: Hatte sein telepathischer Hilfeschrei Merlin noch erreicht?
    Fragen, auf die es keine Antwort gab.
    Dafür kehrte aber langsam auch sein Sehvermögen zurück. Erleichtert atmete Gryf auf, weil die Angst, erblindet zu sein, ihm fast den Verstand hatte rauben wollen. Auch eine Teil-Blindheit, die ihn nur Nebel und Schatten sehen ließ, Helligkeit und Dunkelheit unterscheiden, wie es Regenwürmern allenfalls möglich war, war schlimm genug.
    Aus den Nebeln schoben sich feste Konturen hervor, die immer deutlicher wurden, je länger sein Warten dauerte. Deutlicher wurde aber auch das Gefühl, daß jemand etwas aus ihm herausziehen wollte.
    Was?
    Da machte Gryf einen Fehler.
    Er versuchte, seine Druiden-Kraft einzusetzen und mit Hilfe dieser Kraft telepathisch nach dem anderen zu tasten, das an ihm saugte und zog.
    Gellend schrie er auf, weil das Ziehen plötzlich superstark wurde im Moment der Kontaktaufnahme und dabei mit unerträglichen Schmerzen verbunden war, die sich explosionsartig in seinem Kopf austobten.
    Gryf krümmte sich zusammen und konnte gerade noch abblocken, ehe das Unfaßbare, Gewalt über ihn bekam. Grausam

Weitere Kostenlose Bücher