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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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band ihn auf die Stelle.
    »Was wollen Sie?« schrie der Neunzehnjährige. Die Frage war rein rhetorisch; er erwartete keine Antwort, die er nicht bereits kannte.
    »Töten!« antwortete Zamorra.
    Er streckte die Arme aus und warf sich dem Jungen mit einem wuchtigen Sprung entgegen…
    ***
    Im nächsten Augenblick war alles ganz anders!
    »Zamorra!«
    Die Stimme, die den Namen rief, ließ Zamorra mitten im Sprung herumfahren. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer fürchterlichen Grimasse. Er streifte Pyter, riß ihn mit sich zu Boden, stand aber sofort wieder auf und blickte wild, fast gehetzt, um sich. Den Jungen beachtete er nicht länger.
    »Wo bist du? Zeig dich!« Seine Stimme klang entfremdet, haßerfüllt.
    Pyter, der am Boden lag und alles mitverfolgte, fragte sich, mit wem Zamorra sprach. Er sah niemanden, hörte auch nichts. Die Reaktion des Amulett-Trägers war ihm unbegreiflich.
    Er ist wahnsinnig, dachte er, konnte aber einen Impuls der Erleichterung nicht unterdrücken. Er war sicher, nur knapp dem Tod entronnen zu sein!
    »Zeig dich!« schrie Zamorra in diesem Moment wieder.
    Jetzt erkannte Pyter, daß er außer sich vor Wut war. Wie ein waidwundes Tier irrte Zamorra zwischen den einzelnen Menhiren herum, auf der Suche nach etwas, von dem er mit Bestimmtheit zu glauben schien, daß es vorhanden war, das aber weiterhin nicht zu sehen war.
    Verwirrt fragte sich Pyter, ob da vielleicht wirklich etwas existierte. Sein Blick glitt zu dem größten der Menhire, der unverändert im Sonnenlicht glühte.
    Wurde Zamorra von dem Stein beeinflußt?
    »Merlin!« brüllte Zamorra in diesem Moment. »Verdammter Zauberer - zeige dich! Oder hast du Angst vor mir?«
    Merlin? dachte Pyter, und von dieser Sekunde an gab es keinen Zweifel mehr für ihn, daß der Amulett-Träger übergeschnappt war.
    Er versuchte, sich zu erheben. Aber noch immer gehorchten ihm seine Arme und Beine nicht. Fluchend gab er den Versuch auf.
    Da sah er, wie Zamorra zwischen den Menhiren hervorgestürmt kam, einen triumphierenden Blick zu Pyter herüberwarf und dann mit weiten Sätzen auf den Jungen zurannte.
    Nein! dachte Pyter. Nicht schon wieder…
    »Wenn du dich mir nicht zeigst, Alter, stirbt ein Mensch!« rief Zamorra im Rennen. Er warf dabei fortwährend den Kopf nach allen Richtungen, als erwartete er jeden Augenblick das Auftauchen seiner Wahngestalt.
    Nur noch drei Schritte trennten ihn von Pyter.
    Zwei…
    Pyter schloß die Augen. Das Amulett blendete zu stark. Im Schließen der Lider erspürte er noch eine jähe Bewegung, die aus dem Nichts neben ihm entstand. Dann erhielt er einen heftigen Schlag gegen den Kopf, der ihm das Bewußtsein raubte.
    ***
    Teri Rheken lauschte dem Echo ihres eigenen Schreies nach. Die Lippen der goldhaarigen Druidin wurden blutleer. Das Grauen packte sie.
    Merlin entmaterialisierte.
    ***
    Er versuchte daggen anzukämpfen. Er wollte es nicht. Es war gegen seine Natur, gegen die Menschlichkeit!
    Aber da war etwas, das ihn lenkte, ihm keine Chance ließ. Etwas Schreckliches, Unbestimmbares, das über das Amulett in sein Gehirn und Denken kroch…
    Zamorra kannte sich selbst nicht mehr!
    Wie eine Maschine, die aus dem Verborgenen heraus ferngesteuert wurde, reagierte er. Wie eine Mord-Maschine attackierte er den Jungen!
    Die Stimme, die sich aus dem Nichts in sein Gehirn brannte und ihn stoppte, kannte er trotz seiner Veränderung immer noch aus Milliarden heraus.
    MERLIN!
    Eine Sekunde war Erleichterung in ihm, als er ihn seinen Namen rufen hörte - dann nur noch nackter Haß!
    Etwas befahl ihm zu hassen…
    Etwas flüsterte ihm ein, den unsichtbaren Magier mit dem Leben des Jungen zum Erscheinen zu erpressen.
    Und dann kam doch alles ganz anders, als Zamorra es sich vorgestellt hatte. Merlin erschien zwar, doch kam er Zamorra um Sekundenbruchteile zuvor. Die weißgekleidete Gestalt des unsterblichen Zauberers tauchte genau neben Pyter Pitlochry aus dem übergeordneten Medium auf und - riß den Jungen mit sich in den zeitlosen Sprung, brachte ihn damit vor dem heranstürmenden Professor in Sicherheit! Plötzlich war die Stelle leer, an der Pyter eben noch gelegen hatte. Beide, er und Merlin, waren verschwunden. Und nur Merlin kehrte Augenblicke später zurück.
    »Verdammter!« schrie er hinter Zamorras Rücken.
    Der Negative wirbelte herum.
    Sein Unstern grellte auf!
    ***
    Seelen, dachte Gryf aus Llandrysgryf, während seine eigene in einem zähen, nicht aufzuhaltenden Prozeß der Auflösung anheimfiel.

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