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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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ihn Zamorra auf.
    »Wozu? Ich habe schon alles gesagt, was ich weiß! Ich habe nichts verschwiegen!« Pyters Stimme zitterte leicht. Dennoch wirkte er in diesen Minuten nicht mehr wie ein Neunzehnjähriger. Die letzte Nacht hatte Spuren hinterlassen. Tief in ihm hatte sich eine Wandlung vollzogen, ein Reifeprozeß, der durchaus nicht nur negativ zu bewerten war. »Was beabsichtigen Sie eigentlich? Sie sagten, Sie wollten die Steine mit Ihrem Amulett untersuchen. Wer sind Sie? Ein Scharlatan, jemand der sich die Not anderer zunutze macht, um daraus Profit zu schlagen? Wenn es so ist, haben Sie Pech, mein Lieber. Dies hier ist zwar nicht gerade die aufgeschlossendste Gegend der Welt, aber auch nicht die abergläubischste! Und an Wünschelrutengänger oder ähnlichen Unsinn glaube ich nicht. Wenn Sie mir also mit Ihrem Amulett irgendeinen faulen Zauber vorführen wollen…«
    Pyter schwieg, als ihm jäh zu Bewußtsein kam, welchen Unsinn er da verzapfte.
    Natürlich glaubte er an Zauberei!
    Seit gestern nacht tat er es - bedingungslos !
    Seit Susan verschwunden war, seit die Steine in diesem unheilvollen Licht gestrahlt hatten, und seit dieser blondhaarige Fremde, dieser Gryf, ebenfalls vom Erdboden verschluckt wurde!
    Und suchte Zamorra nicht nach Gryf?
    Pyter merkte plötzlich, in welch konfusen Bahnen seine Gedanken eigentlich verliefen. Und dann erzählte er dem Amulett-Träger doch noch einmal alles, wie es sich in der »Liebeslaube« und bei den Stehenden Steinen abgespielt hatte!
    Das Verhalten des Fremden enttäuschte ihn jedoch schwer. Schon nach wenigen Sätzen wandte sich Zamorra von ihm ab und schritt auf die Steine zu. Direkt auf jenen, aus dem nach Pyters Bekunden der grelle Lichtfinger geschossen war!
    »Heh!« rief der Junge dem anderen lahm hinterher.
    Zamorra drehte ihm den Rücken zu. Er stand so dicht vor dem hoch aufragenden Menhir, daß es von hinten so aussah, als würde sein Gesicht den Stein berühren. Seine Arme waren angewinkelt, so daß Pyter annahm, er umklammere sein Amulett, auf dessen Innenfläche ein naturgetreues Abbild der Stones eingraviert war.
    »Zamorra!« rief der Junge erneut.
    Da drehte sich der große Fremde um.
    ***
    Die Steine riefen ihn - war es nicht so? Zamorra kniff die Augen zusammen und sondierte seine Umgebung aus schmalen Schlitzen.
    Nein, korrigierte er sich dann selbst. Nicht die Steine lockten ihn, nur einer tat es. Dieser eine aber war nirgendwo zu sehen…
    Er hatte den jungen Einheimischen einfach stehenlassen, als er den Ruf des Steins empfangen hatte. Er war auf den größten der Menhire zugegangen und dicht davor stehengeblieben, weil dieser ihm eine Brücke, eine Verbindung zu jenem Stein zu sein schien, der nach ihm rief.
    Hinter sich vernahm er einen anderen Ruf. Den des Jungen. Aber er ließ sich nicht davon ablenken. Sein ganzes Interesse galt dem anderen. Er merkte kaum, wie seine Hände unwillkürlich zu seiner Brust hinaufglitten, wo sich unter dem offenen Hemd sein Amulett befand. Mit der Stirn berührte er fast die zerklüftete Oberfläche des grauen Menhirs, die gar nicht kalt war, wie er es erwartet hätte, und die Fingerspitzen beider Hände preßte er sanft gegen die Silberscheibe, die unlösbar mit seinem Körper verwachsen zu sein schien. Die Kette, an der sie normalerweise hing, konnte nur mehr der Zierde dienen, ihr Zweck hatte sich erübrigt.
    Zamorra fühlte einen ungeheuerlichen Kraftstrom durch seine Fingerkuppen strömen.
    Er preßte die Lippen zu dünnen Strichen zusammen.
    Er spürte das Verlangen, sich dieser Kraft hinzugeben, nicht länger dagegen anzukämpfen. Die Kraft war negativ, war böse… Gut, aber waren diese Begriffe, diese Werte nicht relativ? Wer konnte letztlich urteilen, was gut und was böse war? Vielleicht war in Wahrheit das Böse das Gute und das Gute…
    »Zamorra!«
    Da war Pyter Pitlochrys Schrei.
    Und der Negativ -Zamorra drehte sich um…
    ***
    Auf Creag Mhoirs hoher Stirn hatte sich ein feines Netzwerk aus Schweißperlen gebildet. Um den Mund des wahnsinnigen Druiden lag ein verkniffener Zug. Die Anstrengung stand ihm unübersehbar ins Gesicht geschrieben!
    Creag Mhoir wurde zum Werkzeug!
    Wie er es schon viele Male zuvor geworden war… Der Druidenstein benutzte ihn als Mittler, als Verbindungsstück zwischen sich und den Kristallstrukturen des Palastes, über die allein ein Übergriff in die Außenwelt möglich war.
    Der Stein der Druiden war wieder voll erstarkt. Creag Mhoir empfand sogar, daß der Stein

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